Projekte und Forschung
Türkei
Vorderer Orient
ABT
Bei der typischen türkischen Spindel (kirmen) ist der Wirtel nicht aus einem Stück gefertigt, sondern aus Armen oder Flügel.
Der gesponnene Faden wird nicht über (oder unter) dem Wirtel zum Knäuel gewickelt sondern kreuzweise um die Arme (oder Flügel) des Spinnwirtels.
Im Gegensatz zu den meisten anderen Arten von Spindeln besteht die türkische Spindel aus unabhängigen Teilen und kann leicht demontiert werden. Der Wirtel besteht aus zwei Teilen, die ineinander gleiten und vier Arme bilden, und der Spindelstab läuft durch beide Stücke und stabilisiert das Ganze. Sobald die Spindel voll ist, kann das Knäuel durch Herunterschieben des Wirtel vom Stab und Herausziehen der Arme, der dünnste zuerst, entfernt werden. Sobald die Arme entfernt wurden, kann das Garnknäuel sofort ohne Abwickeln von der Spindel eingesetzt werden.Aber es gibt auch noch andere Spindeltypen in der Türkei.
Selbst sprachlich werden Spindeltypen unterschieden:
İğ : große Handspindel, die am unteren Ende eine schwere Holzscheibe zum schwungvollen Drehen hat [auch Bezeichnung für den Spindelstab – Anm. der ABT].
Kirman : Handspindel, die anstelle der Holzschwungscheibe ein Kreuz hat, auf das die gesponnene Wolle aufgewickelt werden kann. Wird von den Turkmenen von Kirikkale "tengerek" und bei Kayseri und Konya "eğirtmeç" genannt.
Öreke: großer Stock mit mehrzackigem Ende, auf dem unversponnene Wolle steckt. Damit der Arm beim Spinnen nicht ermüdet, wird dieser "Wollvlieshalter" in den Gürtel gesteckt.
[= Spinnrocken oder Kunkel. Manchmal auch Bezeichnung für Kopfspindel – Anm. der ABT].
Definitionen aus: Belkis Balpinar Acar, Kilim – Cicim – Zili – Sumak. Türkische Flachgewebe (Istanbul 1983).
Weitere Bezeichnungen die im Zusammenhang mit türkischen Spindeln auftauchen:
Ağırşak : Spinnwirtel
Çengel : Haken
Teşi : Andere Bezeichnung für Kopfspindel
Türkische Spindeltypen und Bezeichnungen für Spindelteile.
Hölzerne türkische Spindeln mit rechteckigen Spinnwirteln. Die Spindel rechts ist eine Kopfspindel mit einem eisernen Haken. Rechts: Länge 24,5 cm; Links: Länge 25,6 cm.
Spindeltaschen
Natürlich braucht man auch etwas um seine Spindeln darin aufzubewahren. Vor allem als Angehöriger/Angehörige eines Nomadenvolkes. Dazu dienen sog. Spindeltaschen, wobei wohl nicht jeder Beutel, der heute als Spindeltasche bezeichnet wird auch zur Aufbewahrung des Spinngeräts diente. Im Gegenteil – die Diskussion unter den Sammlern orientalischer Teppiche und Gewebe ist teils recht intensiv und die länglichen Taschen, die aus einer dekorativen Vorderseite und einer Rückseite aus meist einfachem Stoff bestehen, werden mal als mögliche Pfeilköcher, mal als Schutzhüllen für die Enden von Zeltstangen während einer Übersiedlung des Nomadenlagers angesprochen. Wie dem auch sei - zumindest diese Türkin fand, dass ihre Spindeln darin gut aufgehoben sind: