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Dissertationsprojekt
Laufzeit:
01.04.2020-31.03.2023

Dissertantin: Katharina Blasinger, BA MA

Finanzierung: DOC-Stipendium der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW)

Die Fibeln aus Carnuntum und Lauriacum. Eine Studie zu Bekleidung und Tracht an zwei Legionsstandorten am römischen Donaulimes

 

Abb. 1
Zwiebelknopffibel (Inv.Nr. 16668) und kräftig profilierte Fibel (Inv.Nr. 22415) aus Carnuntum (KUFA Hainburg, Fotos: Landessammlungen Niederösterreich) und norisch-pannonische Flügelfibel (Inv.Nr. B 32) aus Lauriacum (Oberösterreichisches Landesmuseum, Foto: Ch. Gugl, ÖAW).

Allgemeines

Im Mittelpunkt des Dissertationsvorhabens steht der Vergleich und die statistische Auswertung der Fibeln aus den zwei bedeutenden römischen Legionslagern Carnuntum (Niederösterreich/A) und Lauriacum (Oberösterreich/A). Die Erfassung und (Neu-)Bewertung der beiden Fibelinventare ist aus wissenschaftlicher Sicht unbedingt erforderlich, da umfassende Publikationen zu diesen entweder bislang ausstehen oder bereits mehrere Jahrzehnte zurückliegen und die Zahl an bekannten Exemplaren bis heute stark angestiegen ist.

Die Legionsstandorte Carnuntum und Lauriacum

Die Garnisonsorte Carnuntum und Lauriacum waren Teil der nördlichen Grenzsicherung des Imperium Romanum, dem Donaulimes. Zu Beginn des 2. Jahrhunderts stieg Carnuntum zum Verwaltungsmittelpunkt der Provinz Pannonia superior auf und Lauriacum wurde am Übergang vom 2. zum 3. Jahrhundert zum wichtigsten Militärstützpunkt in der Provinz Noricum. Sowohl Carnuntum als auch Lauriacum besaßen neben militärischen Strukturen auch zivile Siedlungsbereiche und Gräberfelder. Sie zeichneten sich durch eine hervorragende verkehrstopographische und eine militärstrategisch günstige Lage aus. Beide Siedlungen waren für die umfassenden Entwicklungen in den römischen Provinzen von großer Bedeutung.

Fibeln als archäologische Fundgattung

Fibeln sind Gewandspangen, die verwendet wurden, um Teile der Bekleidung (Kleid, Mantel, Untergewand) zusammenzuhalten. Sie waren Trachtbestandteile und wurden an hervorgehobener Stelle im Schulter-, Brust- oder Halsbereich getragen. Neben ihrer praktischen Funktion als Verschlussspangen hatten sie auch einen schmückenden Charakter und konnten für ihre TrägerInnen zudem ein Status- oder Repräsentationssymbol sein. Ihr Prinzip entspricht dem von Sicherheitsnadeln, weshalb sie am ehesten mit den heutigen Broschen zu vergleichen sind. In der Archäologie können Fibeln zur Beantwortung unterschiedlicher Fragestellungen herangezogen werden, weshalb ihnen ein hoher Stellenwert innerhalb der Forschung zukommt.

 

Abb. 2
Fibeln in Fundlage in einem Grab aus Potzneusiedl. (Quelle: F. Sauer, BDA)

Forschungsfragen und Projektziele

TrägerInnen der Fibeln:
Fibeln erlauben Rückschlüsse sowohl auf die in den Legionslagern stationierten Besatzungen als auch auf die lokale Bevölkerung und ihre geschmacklichen Präferenzen oder ihren kulturellen Hintergrund. Es gilt zu klären, welche Fibeln wann getragen wurden, ob sich in den verschiedenen Provinzen Unterschiede in der Bekleidung abzeichnen und von wo die Fibeln beziehungsweise ihre TrägerInnen ursprünglich stammten.

Kulturelle Einflüsse:
Es soll untersucht werden, inwieweit sich nicht nur die Romanisierung der ansässigen Bevölkerung, sondern auch der Einfluss aus dem benachbarten sogenannten Barbaricum im Fundmaterial widerspiegelt und wie dieser interpretiert werden kann.

Siedlungschronologie:
Über die zeitliche Komponente und die genauen Fundorte der Fibeln innerhalb der Legionsstandorte werden sich Datierungsschwerpunkte manifestieren, mit deren Hilfe die Siedlungschronologie besser zu fassen sein wird. In Verbindung mit baulichen Strukturen können Nutzungsareale festgestellt oder Fragen zur genauen Belegung und Dauer geklärt werden.

Werkstätten:
Durch den Einsatz modernster Technik wie beispielsweise einem FARO Laserscanner sollen 3D-Aufnahmen von Fibeln erstellt werden. Diese helfen dabei, gussgleiche beziehungsweise Modell-identische Exemplare zu identifizieren, wodurch auch der Aspekt der Werkstätten näher beleuchtet werden kann.


Der Vergleich der beiden Fibelspektren ermöglicht die Gegenüberstellung von zwei unterschiedlichen römischen Kulturräumen innerhalb des Imperium Romanum, nämlich der Provinzen Noricum und Pannonien, die gleichzeitig aber auch über verbindende Elemente verfügten. Zusätzlich wurden die beiden Regionen auch von weiteren angrenzenden Regionen beeinflusst.

Bei der Erhebung, Analyse und Dissemination der Daten kommen neue und wegweisende Technologien zum Einsatz. Neben modernen Dokumentationsmethoden werden auch etablierte Webplattformen wie CFIR (www.cfir.science) zur Datenaufnahme genutzt. Dadurch wird sowohl die Weiterentwicklung dieser Initiativen als auch ein sofortiger, freier Zugang zu den generierten Daten gewährleistet.

Abb. 3
3D-Modell einer Flügelfibel A 238 (Inv.Nr. 22695a/399) aus Carnuntum. (KUFA Hainburg, Quelle: V. Jansa, ÖAW)

Betreuerteam:

Assoz.-Prof. Mag. Dr. Gerald Grabherr (Universität Innsbruck, Institut für Archäologien)

Priv.-Doz. Dr. Christian Gugl, M.A. MSc-GIS (ÖAW, Österreichisches Archäologisches Institut)

Kooperationspartner

Priv.-Doz. Mag. Dr. Christoph Hinker (ÖAW, Österreichisches Archäologisches Institut)

Dr. Stefan Traxler (OÖ Landes-Kultur GmbH)

Dr. Eduard Pollhammer (Landessammlungen NÖ) 


Kontakt: Katharina.Blasinger@uibk.ac.at


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