Limites inter provincias –
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Das internationale DACH-Projekt „Limites inter Provincias – Roms innere Grenzen“, das an der Universität Innsbruck (A) in Kooperation mit den Universitäten Zürich (CH) und Freiburg im Breisgau (D) durchgeführt wurde befasst sich in erster Linie mit der Erforschung der römischen Binnengrenzen. Neben der Frage ob und wenn mit welchen Methoden sich die Grenzen zwischen römischen Provinzen fassen lassen wurde auch weiteren Teilfragen nachgegangen, die sich mit der Funktion dieser Grenzen, ihrer Bedeutung für die Wirtschaft sowie ihrer Wahrnehmung bei der antiken Bevölkerung befassen. Als Untersuchungsbeispiel wurde die Grenze zwischen den Provinzen Germania superior und Raetia ausgewählt. Diese Grenze wurde mit interdisziplinären Ansätzen eingehend erforscht: Ein Althistorischer Zugang wurde von den Projektpartnern in Zürich unternommen, die sich mit Hilfe epigraphischer Zeugnisse und antiker Quellen der Frage nach der Grenze widmeten. An den Universitäten Zürich und Freiburg wurden die die Siedlungsmuster zu beiden Seiten der Provinzgrenze untersucht und in einem GIS-basierten Modell ausgewertet. In einem weiteren Ansatz, der neben der Universität Zürich vor allem an der Universität Innsbruck situiert war, wurde die materielle Kultur untersucht. Dafür wurden die Funde und Befunde, die 1974 bei den Ausgrabungen im Vorfeld des Baus des Bundesgymnasium Blumenstraße in Bregenz zu Tage kamen wissenschaftlich ausgewertet.
Abb. 1: Überblick über die Grabungsfläche auf der Gmeinerwiese.
Foto: vorarlberg museum.
Dieses reiche Fundmaterial dient als Ausgangsbasis für um projektspezifische Fragestellungen zu beantworten. Im Fokus lag dabei zum einen die Frage ob Trachtgrenzen politische Grenzen reflektieren, zum anderen wie sich Provinzgrenzen auf die Verteilung von Keramik und damit den damit verbundenen überregionalen Handel auswirken. Weiters wurde auch die Münzzirkulation untersucht und inwiefern diese von der jeweiligen Provinzzugehörigkeit beeinflusst wird. Zur Untersuchung der Trachtgrenzen wurde das gesamte Fibelspektrum von Bregenz aufgenommen und in mit den Spektren von Siedlungen gleicher Zeitstellung zu beiden Seiten der Provinzgrenze verglichen. Als Ergebnis zeigt sich, dass die jeweiligen Trachtgrenzen eher der Topographie folgen als politischen Grenzen und somit räumliche Faktoren eine wichtigere Rolle spielen als administrative. Als Beispiel sei hier das Alpenrheintal genannt, das eine grenzübergreifende kulturelle Einheit zu bilden scheint. Auch die Untersuchung des Münzniederschlages zu beiden Seiten der Grenze sowie der Keramikverteilung und der Handelspartner liefert ein vergleichbares Ergebnis. Kleinräumige regionale Verbindungen scheinen im Bewusstsein der antiken Bevölkerung eine größere Bedeutung gehabt zu haben als politische Zugehörigkeit, was sich an einem regen Austausch zwischen nahegelegenen Siedlungsstellen abzeichnet.
Abb. 2: Datierungskurven der chronologisch aussagekräftigen Fundgattungen.
Daten: K. Blasinger, R. Irovec, A. Langer und J. Rabitsch, Grafik: J. Rabitsch
(alle Universität Innsbruck).
Kontakt: Gerald Grabherr