Projekte und Forschung
Dissertationsprojekt
Projektleiterin:
Margarethe Kirchmayr, Bakk.Phil.MA
finanziert durch das DOC-Stipendium der Österreichischen Akademie der Wissenschaften
Das prähistorische Außerfern.
Archäologie an der Grenze zwischen Alpen und Alpenvorland
Der Bezirk Reutte wird aufgrund seiner Lage „hinter“ dem Fernpass auch das Außerfern genannt. Es handelt sich also um eine durch einen Pass vom restlichen Tirol bzw. inneralpinen Bereich abgetrennte Region (Abb. 1). Diesem Umstand ist es wohl geschuldet, dass hier bislang kaum archäologische Feldforschung betrieben wurde. Infolgedessen sind im Bezirk Reutte nur einzelne urgeschichtliche Funde zu verzeichnen, die alle durch Zufall entdeckt wurden. Auch wenn in umliegenden Regionen bereits zahlreiche prähistorische Siedlungsstellen zu Tage kamen, bleibt das Außerfern dahingehend eine Terra incognita.
Da eine der wichtigsten Nord-Süd-Alpentransversalen durch das Außerfern führt und hier zudem zahlreiche Rohstoffvorkommen vorhanden sind, kann man aber davon ausgehen, dass der Bezirk durchaus großes archäologisches Potenzial aufweist. Eine Pollenanalyse im Ehrwalder Becken (Bezirk Reutte) lieferte den Beweis, dass bereits ab der mittleren Bronzezeit Siedlungstätigkeiten stattfanden. Und dennoch kamen bislang nur einige wenige prähistorische Streufunde und keine einzige prähistorische Siedlungsstelle zu Tage.
Daher ist ein großes Ziel dieses Forschungsprojektes die Lokalisierung dieser Siedlungsstellen. Durch Begehungen potenzieller Fundplätze sollen oberflächlich sichtbare Strukturen dokumentiert und kartiert werden. Im Boden verborgene Befunde werden mit Hilfe geophysikalischer Messungen sichtbar gemacht. Auch die Auswertung von Laser Scanning Daten, Luftbildern und historischen Kartenwerken könnten Fundstellen ans Licht bringen. Zudem ist eine enge Zusammenarbeit mit lokalen Ortschronisten, Sondengängern, dem Bundesdenkmalamt und den Museen geplant, wobei weitere Fundstellen und Funde zu erwarten sind.
Weiters sollen im Zuge des Dissertationsvorhabens die Altfunde, die sich zum Teil im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum befinden, neu und nach aktuellem Standard dokumentiert werden. Jene Funde, die in Privatbesitz sind, werden wenn möglich wieder ausfindig gemacht und ebenfalls neu dokumentiert.
Alle im Laufe des Projektes gesammelten Ergebnisse werden abschließend ausgewertet. Ein spannender Aspekt dieser Auswertungen ist das Aufzeigen kultureller Grenzen in der Region zwischen Alpen und Alpenvorland, da diese bislang nur schematisch dargestellt wurden (siehe z.B. Abb. 2).
Literatur:
- P. Gleirscher, Die Räter (Chur 1991)
- R. Klebelsberg (Hrsg.), Außerferner Buch. Beiträge zur Heimatkunde von Außerfern, Schlern-Schriften 111 (Innsbruck 1955)
- W. Leitner, Zur Urzeit und Antike des Bezirkes Reutte, in: Marktgemeinde Reutte (Hrsg.), Reutte. 500 Jahre Markt. 1489-1989 (Innsbruck 1989) 28-38
- O. Menghin, Zur Vor- und Frühgeschichte des Außerfern, Tiroler Heimat. Jahrbuch für Geschichte und Volkskunde 15, 1951, 109–112
- L. Zemmer-Plank, Land an alten Straßen. Der Bezirk Reutte in ur- und frühgeschichtlicher Zeit, in: Künstler, Händler, Handwerker. Tiroler Schwaben in Europa. Tiroler Landesausstellung in Reutte vom 6. Mai bis 29. Oktober 1989 (Innsbruck 1989) 88-107
Presse :
"Das Tilgen der weißen Flecken", Tiroler Tageszeitung 09.04.2016