Projekte und Forschung

Fördergeber:
Bundesdenkmalamt (BDA) und Nationalpark Hohe Tauern

BDA


Nationalpark H.T.

Die Textilien des neuzeitlichen Goldbergbaus in Kärnten

Das Projekt wird in Verbindung mit dem Projekt Gletscherarchäologie in den Österreichischen Alpen und der Arbeitsgruppe für Bekleidung und textile Techniken durchgeführt.

Im Zuge des Projekts „Die Textilien des neuzeitlichen Goldbergbaus in Kärnten“ soll die Abbaustelle „Goldzeche“ (KG Apriach, OG Heiligenblut) im hinteren Kleinfleißtal exemplarisch dokumentiert und vordringlich die Textilfunde wissenschaftlich bearbeitet werden.

An der Fundstelle "Obere Goldzeche" sind noch die Reste des ehemaligen Grubenhauses erkennbar. Das Haus wurde direkt an den Stolleneingang angebaut, um den Bergleuten einen einfachen Zugang zur Mine zu ermöglichen, so dass die Bergleute nicht der rauen Witterung ausgesetzt waren. Zur Dokumentation der erhaltenen Mauerreste und sonstiger Bergbaustrukturen (Halden, Stolleneingang im Bereich der Goldzeche) werden Begehungen mit Aufnahmen (Vermessung) durchgeführt.

Zirmsee_Goldzeche_2014
Der Zirmsee mit Blick auf das Areal der Goldzeche. Foto: A. Rauch, 2014.


Die wissenschaftliche Bearbeitung  aller vorliegenden Textilfunde von der Fundstelle „Obere Goldzeche“ beinhaltet: textiltechnische Analysen (Feststellung von Fadenstärken, Webdichten- und Webarten, Rekonstruktion von Schnittmusterteilen an Bekleidungsfragmenten, Analyse der verwendeten Nähte und Säume, Interpretation der Verwendung (Arbeitsmaterial wie Erzziehsäcke, Kleidung, sekundäre Verwendungen als Polsterungen etc.).

Zusätzlich sollen als Vergleichsmaterial die Textilien von der Fundstelle „Hinteres Freudental“ (KG Mitten, OG Großkirchheim) im Großen Zirknitztal aufgenommen werden. Da diese Fundstelle auf Grund eines Felssturzes nicht mehr begehbar ist, sind von dort keine neuen Funde zu erwarten und der Felssturz verhindert auch eine Vermessung eventueller Bergbaustrukturen.

Goldzeche_Textil-in-situ
Goldzeche. Grobes Textil (vermutlich Erzziehsack) in situ. Foto: G. Kandutsch, 2011.


Die rekonstruierten Schnittmuster werden dann mit erhaltenen frühneuzeitlichen Schnittmusterbüchern verglichen. Als Beispiele seien hier das Leonfeldner Schnittbuch und das Schnittbuch von Enns (beide 16. Jh.) genannt, sowie das Meisterstückbuch der Schneiderzunft zu Schwabach gefertigt von Joh. Georg Schuster, 1560-1570. Auch aus Tirol liegen aus dem 16. bis 18. Jh. Schnittmusterbücher vor.

Ziel ist eine Publikation zum Goldbergbau an der „Goldzeche“ und der Textilien, die dort im Zuge des Bergbaus in Verwendung standen.

Leonfelder Schnittbuch_Fuhrmann





Schnittmuster für die Kutte eines Fuhrmanns aus dem Leonfelder Schnittbuch.

Text: „Item zü einen fürmans khuten das hinder vnnd in seiden an vnnder stückh falten hatt vnnd die ermel hatt Jm Rückhen auf an 1/8 zü samen geht nürs in zumher So lang vnnd So weit aüf so vil parchent oder zwilch alls züm Seheff kütl haben.“



 



 

 

 

 

 

 

 

 


Publikationen:

  • Land der Berge, "Tiefgekühlte Geschichte(n)", 5-6 2016
  • B. Nutz, Mining for Textiles – Textiles for Mining. Preliminary Report on Textiles from Gold Mining Sites in Austria. In: Karina Grömer and Frances Pritchard (eds.), Aspects of the Design, Production and Use of Textiles and Clothing from the Bronze Age to the Early Modern Era. NESAT XII. The North European Symposium of Archaeological Textiles 21st-24th May 2014 in Hallstatt, Austria. Archaeolingua 33 (Budapest 2015), 25-41.
  • B. Nutz, Spätmittelalterliche und neuzeitliche Textilien aus Goldbergbaugebieten in Österreich. Fundberichte aus Österreich 53, 2014 (2016), 111-122.
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