TWF – Projekt „MUNICIPIUM CLAUDIUM AGUNTUM. Interdisziplinäre und geophysikalische Untersuchungen“
Projektleitung: Dr. Michael Tschurtschenthaler
Im Jahr 2011 wurden, finanziert durch den Tiroler Wissenschaftsfonds geophysikalische Untersuchungen innerhalb des bekannten Stadtgebietes in Aguntum durchgeführt. Ziel dieser Forschungen war es, erwartete Strukturen wie die Lage der Stadtmauer, neue Gebäude im Bereich des Handwerkerviertels, im Bereich der Therme sowie des Forums zu detektieren, um einerseits Gebäudestrukturen im Untergrund belegen zu können, andererseits die Tiefe unter Geländeoberkante festzustellen und damit ideale Bedingungen für zukünftige Grabungskampagnen schaffen zu können. Die römische Stadt befindet sich auf dem Schwemmkegel des Debanttales am Ausgang des gleichnamigen Tales ins Lienzer Becken. Die bisherigen Grabungen zeigen eine Überschüttung des antiken Bodenniveaus mit Aufschüttungssedimenten von durchschnittlich drei Metern, was massive Geländeveränderungen seit antiker Zeit belegt. Auch die Tatsache, dass der Debantbach heute das antike Stadtgebiet durchquert, belegt dies. So wurde im Raum Dölsach immer wieder davon berichtet, dass antike Mauern durch den Debantbach freigelegt wurden. Die mehrfach in historischer Zeit überlieferten Überschwemmungskatastrophen im Lienzer Becken betrafen den Raum Aguntum zuletzt in den Jahren 1882 und 1965-66. Die bis hohe Überschüttung der antiken Befunde mit Sand und Geröll bietet keine optimalen Voraussetzungen für geophysikalische Messungen. Besonders die Tatsache, dass die Mauern aus demselben Material gefertigt wurden aus dem auch die Bachschotter bestehen, erschwert die Analyse, ebenso wie die Tatsache, dass weite Teile der Mauern verstürzt sind. Lediglich die immer wieder zwischen den grobkörnigen Ablagerungen anzutreffenden Sandschichten scheinen, neben der unterschiedlichen Dichte der Steinpackungen eine Unterscheidung zu ermöglichen. Zur Erkundung archäologischer Strukturen wurden in Aguntum Radarmessungen durchgeführt. Um die als wenigstens zwei Meter mächtig und sehr heterogen angenommene Deckschicht zu durchdringen, wurde eine relative tieffrequente Antenne (250 MHz) eingesetzt. Neben der gewonnen Sicherheit, dass mit der richtig angewandten Methodik geophysikalische Prospektion trotz der nicht idealen Ausgangslage auf dem Gebiet des Municipium Claudium Aguntum erfolgversprechend ist, haben die Messergebnisse weitere Hinweise zur Verbauung des Stadtgebietes geliefert. Die Endpublikation der Ergebnisse ist in Arbeit.
Mitarbeiter
Projektpartner
Dr. Florian Bleibinhaus (http://www.uni-salzburg.at/portal/page?_pageid=139,724138&_dad=portal&_schema=PORTAL) und Dr. Michael Unterwurzacher, Fachbereich Geographie und Geologie an der Universität Salzburg: CHC – Research Group for Archaeometry and Cultural Heritage Computing (https://www.sbg.ac.at/chc/chc_site_en/chc_ziele.html).
Interpretation möglicher Mauerverläufe (D) auf Grundlage der Georadarmessung nördlich der Therme (verschiedene Tiefenschnitte A-C).