Restaurierung

Lehre: Antike Arbeitstechniken

Zwei neue Mosaike im Praktikumsraum!

Im Rahmen der „VU Antike Arbeitstechniken: Mosaik“ (LV-Nr. 644122) wurden im WS 2023/24 zwei Mosaike nach antikem Vorbild geschaffen. Grundidee des Kurses war, den teilnehmenden Studierenden die Fertigungsmethodik und -technik anhand der Planung und Herstellung eines eigenen Mosaiks zu vermitteln. Die herangezogenen antiken Vorlagen wurden an das Größenschema der im Rahmen der VU selbsthergestellten tesserae (rund 0,7 x 0,7 cm) angepasst (Adobe Illustrator/Photoshop) und im Sinne der indirekten Setzmethode gespiegelt, auf eine Leinwand übertragen und seitenverkehrt gesetzt. Schlussendlich wurden die Mosaike nicht in einen Boden (pavimentum) eingesetzt, sondern im neuen Praktikumsraum (Raum 04F010) des Instituts für Archäologien an der Wand angebracht.



 

Abb 1

Abb. 1: Links: Akanthusmosaik nach der Fertigstellung der indirekten Setzmethode (Abbildung gespiegelt); Rechts: Fischmosaik nach der Fertigstellung der indirekten Setzmethode (im Bild gespiegelt) (Fotos: U. Töchterle/D. Imre UIBK).

 

Das Akanthus-Mosaik

Das florale Mosaik zeigt eine, aus einem geflochtenen Korb entspringende Akanthus-Pflanze, die in verschiedenen Stadien blühende Knospen und Blüten sowie in den Ranken sitzenden Singvögel zeigt. Als direkte Vorlage wurde ein Mosaik aus einem Zwickel des oktogonalen Zentralraumes der Basilika San Vitale in Ravenna gewählt. Als Auflockerung des frühchristlichen Bildmotives wurde als Bonmot eine Heuschrecke aus spätrepublikanischem Kontext integriert. Schlussendlich findet sich auch als „datierendes“ Element beider Mosaiken die Jahresangabe ANNO MMXXIV im Bildrahmen, der ansonsten eine gegenständige und getreppte Dreiecksleiste zeigt.

Abb. 2

Abb. 2: Links: Darstellung einer Heuschrecke (sog. Fischmosaik, San Lorenzo in Panisperna, Rom; Andreae 2004, 142, Abb. Mitte oben); Rechts: Bildausschnitt des Akanthus-Motives mit Vogel (San Vitale in Ravenna, Foto: U. Töchterle UIBK)

 

Das Fisch-Mosaik

Die im maritimen Mosaik dargestellten Fische fußen beinahe allesamt auf antiken Vorlagen, die jedoch nach einem ´moderneren´ Farbschema interpretiert wurden. Als Auflockerung des weiß gehaltenen Hintergrundes wurden vereinzelte grün-blaue Tesserae integriert, die eine Lichtreflexion des Wassers darstellen sollen. Zur dreidimensionalen Entfaltung der Motivik wurden Schattenschläge unter den Körpern und den im Wasser treibenden Algen eingefügt. Als Rahmen wurde eine einfache Zinnenbordüre gewählt.

Als Vorlagen der einzelnen Fische wurden diverse Fisch-Darstellungen römischer Mosaike herangezogen und den Studierenden die Entscheidung übertragen. Für die Fische 1, 2 und 4 sowie die Jakobsmuschel diente ein maritimes emblema (= in einem Setzrahmen gesetztes Bildfeld) flavischer Zeit aus Aquileia als Vorbild.

 

Abb. 3
Abb. 3: Links: Fisch-Emblem aus Aquileia (Museo Archeologico Nazionale), 2.H. 1. Jh.n.Chr. (Galliazzo / Codato 2002, 208, Abb. 208.); Mitte/Rechts: Meereswesen-Mosaik aus Patras (Archäologisches Museum Patras; Fotos: D. Imre, UIBK).

 

Als Schablone der Fische 3 und 5 sowie der Purpurschnecke wurde lediglich ein in die römische Kaiserzeit datiertes Mosaik aus Patras, das in matten grau-braunen Tönen gehaltene Meereswesen in mehreren kleinen Bildfeldern zeigt, herangezogen. Die Schwanzflosse von Fisch 6 wurde als Eigenkreation gestaltet. Als Vorlage der algae diente wiederum ein kleines Emblema mit Fischen und Algen der severischen Zeit. In einer freien Abwandlung der Motivik wurden im Innsbrucker Fisch-Mosaik die Initialen aller Kursteilnehmer:innen verewigt. So sind in dunkel- auf hellgrünem Grund die Initialen ´DI, UT, TT, CL, VH, DE, MT, JS, VB´ sowie in hell- auf dunkelgrünem Grund ´PLH´ zu finden.

 

 

Abb. 4

Abb. 4: Mosaikemblem mit Fischen und Algen (Rom, Palazzo Massimo alle Therme), um 200 n.Chr. (Andreae 2004, 159, Abb. oben).

Ein herzlicher Dank den fleißigen tessellarii und musearii: Valeria Brunner, Debora Danielievna, Pascale-Luisa Huber, Valentin Huter, Carole Leclerc, Jakob Schneider, Tommy Theine und Malte Thomsen.

Literatur:

  • Andreae 2004: B. Andreae, Seleukos Nikator als Pezhétairos im Alexandermosaik, RM 111, 2004.
  • Galliazzo / Codato 2002: V. Galliazzo — P. Codato, Die Adria. Kunst und Kultur an der nördlichen Adriaküste (München 2002).

 

Text, Bilder und Film von David Imre, MA, B.phil. und Mag. Dr. Ulrike Töchterle (Institut für Archäologien der UIBK)


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