Univ.-Prof. Dr. Harald Stadler

Neuzeitarchäologie
Dickson Survey

Vermisst und gefunden –
Die Heimkehr eines verschollenen amerikanischen Jagdfliegers aus dem 2. Weltkrieg

Der Tag vor Heilig Abend des Jahres 1944 sollte für einen amerikanischen Jagdflieger eigentlich nur einen Routineflug beinhalten – vom Flughafen Ramitelli in Italien nach Prag und wieder zurück. Doch es sollte ganz anders kommen: Irgendwo über Kärnten gerät Captain Lawrence Dickson mit seiner Maschine, einer P-51 Mustang, in Schwierigkeiten und verschwindet spurlos. Bis ins Jahr 2017 galt der Jagdflieger als „Missing in Action“, als es sich ein internationales Archäologenteam zur Aufgabe gemacht hatte, dem Unglück auf den Grund zu gehen.

Unter der Leitung von Ryan Gray von der Universität von New Orleans, sowie Harald Stadler und Florian Messner vom Institut für Archäologien der Universität Innsbruck, gelang es im Sommer 2017 ein internationales Team von Studenten der Archäologie und der Geschichte für diese Aufgabe aufzustellen.

Dank der Zusammenarbeit mit Flugzeughistorikern, Zeitzeugen und lokalen Gewährsleuten, konnte die Absturzstelle schnell auf ein Waldgebiet nördlich von Hohenthurn, Kärnten, eingegrenzt werden. Dort hatte Hermann Kandutsch aus Hohenthurn, dessen Mutter den Absturz miterlebt hatte, bereits als Kind am Unglücksort Patronenhülsen aufgelesen. Allerdings gelang es erst vor wenigen Jahren den Absturz bei Hohenthurn mit Cpt. Lawrence Dickson in Verbindung zu bringen.

Vier Wochen lang gruben nun die Studenten im Sommer 2017 den Absturzkrater aus und siebten auch noch das kleinste Häuflein Erde auf der Suche nach den Überresten von Cpt. Lawrence Dickson. Obwohl aus den Aussagen von Zeitzeugen hervorgegangen war, dass das Wrack des Flugzeugs bereits wenige Tage nach dem Absturz von deutschen Soldaten abtransportiert wurde, konnte die Archäologen ein überraschend reichhaltiges Fundspektrum bergen.

Neben unzähligen Maschinenteilen – von der Ölpumpe, über Glas vom Cockpit und Patronenhülsen, sowie über 100 kg an Aluminiumblechen – entdeckte das Team einige persönliche Gegenstände des Piloten, die eindeutig Cpt. Dickson zuzuordnen waren. Aufgrund der enormen Kräfte, die der Einschlag des Flugzeuges verursacht hatte, konnten allerdings nur mehr wenige Fragmente des Leichnams von Cpt. Dickson gesichert werden. Diese überführte man, zusammen mit den persönlichen Gegenständen, in die USA, wo sie ein Soldatenbegräbnis erhalten sollen.

Die Grabungsarbeiten in Hohenthurn können so als voller Erfolg gewertet werden. Die gewinnbringende internationale Zusammenarbeit der Universitäten New Orleans und Innsbruck brachte Licht in ein über 70 Jahre altes Mysterium. Zudem durften die amerikanischen Studenten die Gastfreundschaft der Kärntner im Allgemeinen und der Hohenthurner im Besonderen erleben, die bleibende Eindrücke hinterließ und so den Abschiedsschmerz von Österreich etwas mildern konnte.


Florian Messner

Ergebnisse 2018:

The Fruits of Cooperation: Bringing Home Captain Lawrence Dickson:
www.nationalww2museum.org/war/articles/fruits-cooperation-bringing-home-captain-lawrence-dickson

Announcement from DPAA:
http://www.dpaa.mil/News-Stories/Recent-News-Stories/Article/1587017/tuskegee-airman-killed-during-world-war-ii-accounted-for-dickson-l/

Follow-up from Washington Post:
https://www.washingtonpost.com/news/retropolis/wp/2018/07/27/pentagon-identifies-tuskegee-airman-missing-from-world-war-ii/?noredirect=on&utm_term=.58467c82bc0c

Coverage on NPR:
https://www.npr.org/2018/07/28/633442127/pentagon-identifies-remains-of-missing-tuskegee-airman
 

YouTube:
https://www.youtube.com/watch?v=0WN7DrUKEU4&feature=youtu.be


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