#017: Bibliothek für alle
Andrea Rumpold: Herzlich willkommen und Hallo zum Betriebsrats-Podcast. Heute freue ich mich sehr, die Leiterin der ULB, der Universitäts- und Landesbibliothek Tirol, Frau Mag. Eva Ramminger begrüßen zu dürfen. Frau Mag. Ramminger, Willkommen im Studio.
Eva Ramminger: Hallo, guten Morgen!
Andrea Rumpold: Es geht heute also um die Universitäts- und Landesbibliothek. Und wieder einmal sind wir mit unserem Podcast sehr aktuell, denn die ULB wurde vor kurzem, nämlich am 22 Mai, 278 Jahre alt. Kaiserin Maria Teresia hat sie als Bibliotheca Publica gegründet, also ausdrücklich als öffentliche Bibliothek, was sie bis heute ja wirklich so auch ist. Jetzt ist das natürlich keine Bücherei, sondern eine Universitätsbibliothek. Und trotzdem bietet sie ja wirklich vieles für uns alle. Wie versteht sich denn die Universitätsbibliothek und was sind denn die Aufgaben eines solchen Informationszentrums?
Eva Ramminger: Vielen Dank für die schöne Einleitung. Die Bibliothek ist in der Tat nicht nur eine reine öffentliche Bibliothek im Sinne einer Bücherei, sondern sie hat immer schon auch Landesaufgaben gehabt und universitäre Aufgaben gehabt. Also so wie Sie gesagt haben, die Gründung erfolgte von Maria Theresa, aber als Bibliothek für die Universität. Also deshalb war eigentlich schon seit der Gründung so eine Doppelfunktion der Bibliothek mit verbunden. Und diese Doppelfunktion haben wir aber erst im 21. Jahrhundert dann umwandeln können in eine de-jure-Funktion als Universitäts- und Landesbibliothek Tirol. Eine Bibliothek insgesamt macht – und da sind wir ganz gleich wie alle anderen Bibliotheken –, sie sammelt Literatur, sie bereitet sie auf, sodass man sie wiederfinden kann und sie stellt sie zur Verfügung. Also sie macht sie zugänglich und das jetzt in unterschiedlichster Form und unterschiedlichster Art.
Andrea Rumpold: Beim Vorbereiten des Podcast habe ich den neuen Webauftritt der ULB angesehen. Das ist ja wirklich sehr schön geworden und sehr übersichtlich. Und wenn man erst Lesen anfängt, dann kann man gar nicht mehr aufhören. Das ist also sehr passend für eine Bibliothek. Da sieht man eben auch, dass wirklich jeder und jede sich informieren kann. Wie geht es denn überhaupt, und wie kann ich den ersten Schritt machen? Und sehr interessant und was ich überwältigend gefunden habe, sind einfach die Zahlen zum Bestand. Frau Mag. Ramminger, wie viel gibt es denn da zu lesen in der ULB?
Eva Ramminger: Ja, es gibt da sehr viel zu lesen und ich glaube, so schnell wird man da gar nicht fertig werden. Wenn man unseren Bestand, den wir gedruckt, aber auch online haben, und auch so gekauft haben und lizenziert haben, sind wir in der Zwischenzeit bei einer Größe von über vier Millionen Dokumenten angelangt. Das ist aber eine Schätzzahl, weil man einfach sich immer überlegen muss, was zählt man als eine Einheit? Damit sind wir nicht mehr eine ganz kleine Bibliothek. Wir zählen aber gewiss nicht zu den ganz großen Bibliotheken. Wir sind eine sehr gut ausgestattete Bibliothek und die Erfahrung zeigt, dass wir mit unserem Bestand die Universität sehr gut mit unserer Literatur versorgen können.
Andrea Rumpold: Das denke ich mir auch. Und jetzt muss man ja dazusagen, das ist ja nicht nur am Campus Innrain, da gibt es ja sehr viele Standorte.
Eva Ramminger: Ja, wir haben in der Zwischenzeit acht Standorte. Davon sind sieben öffentlich zugängliche Bibliotheken, Fachbibliotheken und die Hauptbibliothek und eine große zentrale Depot Bibliothek, die ist nicht öffentlich zugänglich, die befindet sich außerhalb von Innsbruck.
Andrea Rumpold: Und können Sie vielleicht auch sagen, wie viel so am Tag entlehnt wird?
Eva Ramminger: Ja, ich habe jetzt selbst mal gerade nochmals in der Statistik nachgesehen. Also wir haben in etwa 1400 Ausleihen pro Tag. Das sind gedruckte Ausleihen, also das sind Bücher, Zeitschriften, Zeitungen, was man halt entlehnen kann. Aber dazu kommt, und das darf man nicht vergessen, wir haben eine sehr starke elektronische Nutzung unserer Bestände und wir haben in der Zwischenzeit 7500 Downloads im Durchschnitt pro Tag.
Andrea Rumpold: Digitalisierung, da sind wir schon beim Stichwort und digital sehr wichtig und natürlich auch sehr niederschwellig und sehr einfach zum Entlehnen.
Eva Ramminger: Ja, genau! Sie haben am Anfang gesagt, Sie haben in unserer Homepage gestöbert und da sehr viel gefunden. Mir geht es genau gleich. Wir haben vor kurzem eine neue digitale Bibliothek eröffnet, wo man richtig hineinfällt und dann in den alten Tageszeitungen lesen kann, in den alten Büchern lesen kann, aber auch unsere Schätze, unsere Handschriften, wenn man kann, aber zumindest sich ansehen kann, darin blättern kann. Wir haben in der Zwischenzeit mehrere Portale, wo auch unter anderem dann auch der ganz moderne Forschungsoutput der Universität gespeichert wird, sodass wir wirklich von den ältesten Dokumenten, die vor 1000 Jahren noch lokalisiert und datiert sind, bis heute sozusagen die gesamte Literatur einsehen kann. Vieles ist noch nicht digitalisiert, das müssen wir auch sagen. Also uns geht hier die Arbeit so schnell nicht aus. Wir haben natürlich auch rechtliche Beschränkungen, die es uns nicht ermöglichen, alles zu digitalisieren. Aber wir versuchen das, was möglich ist, versuchen wir in den nächsten Jahren jetzt auch elektronisch zur Verfügung zu stellen.
Andrea Rumpold: Und jetzt haben wir es schon angesprochen. Also ich kann digital einsteigen und auch wenn ich eben nicht Studierende bin zum Beispiel. Und das ist meine nächste Frage. Denn wenn ich nicht lehre oder nicht forsche und eben kein Studium betreibe, wir haben gehört, das ist eine öffentliche Bibliothek, wenn auch natürlich, für alle, die an der Universität forschen, lehren oder studieren, alles zur Verfügung zu stellen, dann kann ich ja trotzdem das Angebot nutzen. Ich beantrage einen Bibliotheksausweis über VIS-Online und mache mich dann über die Bücherrecherche dran, eben ein Medium auszuleihen. Jetzt haben wir eben da geredet, was ja wirklich sehr einfach wäre. Ich könnte wirklich digital einsteigen und jetzt mal alles anschauen. Was wäre denn für jemanden, der eben jetzt im allgemeinen Personal ist, also jetzt nicht direkt forscht, studiert oder lehrt, was wäre denn da interessant noch?
Eva Ramminger: Also gerade für alle Mitarbeitenden der Universität Innsbruck ist es möglich, alle gedruckten, aber auch alle elektronischen Dokumente einzusehen. Also unsere, wir nennen das Lizenzen, also Abonnements, die wir mit den Verlagen haben, ermöglichen es allen Angehörigen der Universität Innsbruck hier zuzugreifen. Etwas schwieriger wird es für die elektronischen Medien von außerhalb, weil hier nur zum Teil unsere Lizenzen greifen. Aber für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Universität Innsbruck ist.
Andrea Rumpold: Das ist ein großartiges Angebot. Und wie gesagt, wie Sie gesagt haben, wenn man da mal anfängt und dann Recherche betreibt, dann kann man ja gar nicht mehr aufhören. Und es ist auch wirklich sehr toll, was auszuleihen, zu leihen. Man muss nämlich sagen, das Entlehn- und Rückgabesystem, das ist wirklich so einfach und so benutzer:innenfreundlich. Also, das ist wirklich kein Aufwand. Also, das kann man wirklich sehr einfach machen. Und wir haben zuerst gesagt, eben ausleihen. Und wenn ich mich jetzt gar nicht auskenne, dann bietet die ULB ja sehr gute Kurse zur Bibliotheksbenutzung an und da gibt es ja auch einiges.
Eva Ramminger: Da gibt es vieles in der Zwischenzeit. Dadurch, dass unser Angebot so breit geworden ist, so vielfältig geworden ist, ist es natürlich auch notwendig, die Schulungen und die Einführungsveranstaltungen in der Nutzung unserer Literaturangebote entsprechend auch anzupassen. Also wir bieten nach wie vor die ganz klassische Bibliotheksführung, wo man einmal durch die Räumlichkeiten der Hauptbibliothek oder bei den Fachbibliotheken durch die Räumlichkeiten geht und dann eine grobe Einführung in die Nutzung der Bibliothek erhält. Das ist das Basisangebot sozusagen, das wirklich auch jedem zur Verfügung steht. Und dann gibt es ganz spezifische Kurse für spezifische Interessen, also zum Teil in die Nutzung einzelner Literaturdatenbanken oder zu erfahren, wie man mit seinen Literaturzitaten umgeht, wie man die am besten in einem Literaturverwaltungsprogramm speichert und damit umgeht.
Andrea Rumpold: Und jetzt zum Abschluss möchte ich gerne noch was wissen, weil das einfach sehr was Schönes ist und zwar die historischen Sammlungen. Da gibt es ja wirklich einige Schätze darunter. Kann ich mir das ansehen? Also wir haben drüber gesprochen. Ich kann digital da Einsichtnahme nehmen, was sehr toll ist. Kann ich mir das prinzipiell auch in gedruckter Form anschauen? Gibt es da Führungen?
Eva Ramminger: Wir verwalten ja das Kulturerbe Tirols. Das bedeutet, wir verwalten alles, was in den letzten, sagen wir mal über 1000 Jahren in Tirol produziert worden ist oder zumindest einen sehr großen Teil davon. Das heißt, dass wir auch Dokumente verwahren, die zum Teil sehr fragil sind, sehr sensibel sind und wo ein Blättern wie in einem normalen Buch einfach nicht mehr möglich ist. Das ist auch ein Grund, warum wir diese Sachen oder diese Handschriften und Kodizes und Drucker auch digitalisieren, weil damit ein berührungsfreies Blättern möglich ist. Führungen bieten wir nicht allgemein an. Wenn es ganz spezielle Anfragen gibt, gehen wir darauf ein. Aber wir müssen uns leider immer vorbehalten, dass wir dann den Schutz unserer Dokumente in den Vordergrund stellen.
Andrea Rumpold: Na also, das war jetzt alles sehr interessant. Wir haben einiges besprochen und viel mehr und sehr schön ausführlich kann man das Ganze eben auf der Website der ULB nachlesen. Und noch besser ist, man geht hin und fragt nach und man geht einfach rein durch die schöne Drehtür. Jetzt habe ich es endlich gesagt. Ich bin ganz begeistert von der Drehtür im Neubau. Frau Mag. Ramminger, es war sehr interessant und hat wirklich jetzt Lust gemacht auf einen Besuch. Ich bedanke mich sehr herzlich, dass Sie bei uns im Studio waren. Ich wünsche Ihnen viele neue Medien. Ich wünsche Ihnen, dass die alten Schätze sehr gut bewahrt werden können. Und ich wünsche Ihnen viele Besucher:innen und Ausleiher:innen, die wirklich den Wert einer solchen tollen Einrichtung auch zu schätzen wissen. Vielen Dank!
Eva Ramminger: Ich danke Ihnen und ich freue mich schon auf Ihren Besuch!