Briefe und gepresste Kleeblätter. Digitalisierung der Umkreismaterialen aus der Bibliothek von Sir Karl Popper

Andrée Feyertag und Thomas Hainscho 

Die Bibliothekslandschaft in Kärnten ist vielschichtig. Neben Schulbibliotheken befinden sich in Klagenfurt/Celovec die Bibliothek der Arbeiterkammer Kärnten sowie die Universitätsbibliothek an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt. Im Vortrag soll ein ausgewähltes Praxis-Projekt aus der Universitätsbibliothek vorgestellt werden.

Die rund 8.000 Bände umfassende Bibliothek des österreichisch-britischen Philosophen Sir Karl R. Popper (1902–1994) befindet sich im Karl-Popper-Archiv (KPA) der Universitätsbibliothek Klagenfurt. Das KPA unternimmt seit dem Jahr 2017 laufende Digitalisierungsprojekte, um seinen Bestand in digitaler Form für die Nachwelt zu bewahren und ihn auch über Klagenfurt hinausgehend virtuell zugänglich zu machen. Die bisher erfolgten Digitalisierungen umfassen die 460 Archivboxen und 91 Mikrofilmrollen aus Poppers Nachlass (2017–2018), die Teilsammlungen von Arne F. Petersen und Troels Eggers Hansen (2019), die Teilsammlung der Sonderdrucke und unselbstständigen Werke (2020–2021) und zuletzt die Umkreismaterialien (2021–2022). Dieses letzte Digitalisierungsprojekt soll als Praxisbeispiel für den digitalen Wandel in Bibliotheken vorgestellt werden.

Als Umkreismaterialien des KPA werden die in den Büchern Poppers eingelegten Dokumente bezeichnet. Poppers Bibliothek setzt sich weitgehend aus Büchern zusammen, mit denen Popper gearbeitet hat. Dementsprechend sind darin sowohl Lesespuren Poppers – oder anderer Leser:innen – zu finden als auch eingelegte Dokumente. Unter diesen Dokumenten befinden sich Lektürenotizen und Briefe, aber auch Lesezeichen, Rechnungen, Zeitungsausschnitte oder gepresste Kleeblätter. Die KPA-Teilsammlung der Umkreismaterialien umfasst 1.233 Archivmappen, die jeweils einem Buch entsprechen, in dem Einlagen gefunden wurden. Poppers Bücher wurden für den Aufbau der Umkreismaterialen-Teilsammlung manuell gesichtet; die Seitenzahlen eines Buchs mit Einlagen sind auf der Mappe nachvollziehbar vermerkt. Jede Einlage ist im Online-Katalog der Universitätsbibliothek Klagenfurt eingetragen. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung war der Bestand der Umkreismaterialien fertig erschlossen. Die Digitalisierung wurde von einer externen Firma vorgenommen, die auf Grundlage der Mappen 1.233 PDF-Dateien erstellt hat.

Die besondere Herausforderung des Digitalisierungsprojekts war die Aufbereitung der Digitalisate. Links zu den Digitalisaten sind nicht in den Online-Katalog integriert, sondern aus rechtlichen und

inhaltlichen Gründen in einem eigenen Online-Suchformular aufbereitet. Für die Erstellung dieses Online-Suchformulars wurden Fragen aufgeworfen, wie und wonach Forscher:innen und allgemein Interessierte in der Teilsammlung der Umkreismaterialien suchen. Die Suche sollte möglichst umfassend sein, sodass es sowohl möglich ist, Angaben zu den Büchern aus Poppers Bibliothek abzufragen (Gibt es Einlagen im Buch einer bestimmten Autorin oder eines bestimmten Autors?) als auch zu den Einlagen selbst (Welche Einlagen aus einem bestimmten Jahr gibt es? Welche Briefe von Person p wurden in Büchern eingelegt?).

Der Vortrag soll (1) einen schematischen Überblick zum Bestand der Umkreismaterialien-Teilsammlung des KPA geben, (2) das technische Vorgehen skizzieren, wie aus einem XML-Export der Daten aus dem Online-Katalog der Universitätsbibliothek Klagenfurt eine Datenstruktur erstellt wird, die in einem vom Katalog entkoppelten Suchformular genutzt wird, und (3) auf die Überlegungen eingehen, die für den Aufbau des Suchformulars ausschlaggebend waren.

Kurzbiografie

Andrée Feyertag ist Obfrau des Bibliotheksverbands Kärnten.

Thomas Hainscho betreut das Karl-Popper-Archiv und ist Lehrbeauftragter für Philosophie an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt.

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