Digitale Sichtbarkeit von historischen Sammlungen am Beispiel der Universitätsbibliothek Graz
Ute Bergner & Tina Podrepsek
Ein Großteil des kulturellen schriftlichen Erbes der letzten Jahrhunderte wird in Österreich in Sondersammlungen verwahrt. Wenn man vom Nutzen für die Forschung absieht, bleiben diese enormen ideellen und materiellen Werte für die Öffentlichkeit aber meist unsichtbar. Oft ist die Überraschung bei Führungen, Ausstellungen oder öffentlich zugänglichen Veranstaltungen groß, wenn die seltenen und einmaligen Schätze, welche normalerweise in Spezialdepots und Tresorräumen verwahrt werden, ans Tageslicht kommen.
Aber warum wird überall digitalisiert und werden die historischen Bestände im Internet präsentiert – was ist unsere Intention?
- Die Sammlung wird für die Zielgruppe „Wissenschaft und Forschung“ international auffindbar und online zur Verfügung gestellt. Inhalte können im virtuellen Raum bearbeitet, aber auch miteinander verknüpft werden.
- Um von der Zielgruppe „Öffentlichkeit“ als Kultureinrichtung wahrgenommen zu werden, müssen sich Bibliotheken den Anforderungen der modernen Medienwelt stellen und laufend anpassen. Eine gute Auffindbarkeit via Google und Verlinkungen mit der Wikipedia sind heute unabdingbar.
Die grundsätzliche Situation in den Sondersammlungen hat sich in den letzten Jahrzehnten also wesentlich gewandelt: Vom Hüter der Objekte werden Bibliothekar:innen immer mehr zu multimedialen Informationsdienstleistern mit einer nicht klar abgrenzbaren Zielgruppe. Auswahl und Strukturierung des digitalen Angebots sind heute wichtige Arbeitsbereiche: „Wie kann ich einerseits Forschungsprojekte unterstützen und andererseits wie kann ich die Öffentlichkeit begeistern?“ sind die Fragestellungen über die wir tagtäglich nachdenken.
Zusätzlich werden die Sondersammlungen von den Unterhaltsträgern immer stärker gefordert, sich digital und öffentlichkeitswirksam zu präsentieren. Wer von uns kennt die Situation nicht: Mitglieder der Leitungsebenen besuchen mit ihren Gästen aus Repräsentationszwecken die Sondersammlungen und lassen sich ein paar besondere Buchschätze zeigen. Eigentlich wird die erhöhte öffentliche Wahrnehmung des digitalen schriftlichen Kulturerbes zur Verbesserung des Images herangezogen. Marke und Marketing werden immer wichtigere Instrumente in wissenschaftlichen Einrichtungen und Sondersammlungen sind aufgerufen ihren Beitrag zu leisten.
Anhand des Repositoriums der Universitätsbibliothek Graz Sondersammlungen | DIGITAL wird im Rahmen dieses Vortrages gezeigt wie ein solcher Spagat bewerkstelligt werden kann - wie wissenschaftliches Interesse und Öffentlichkeitswirksamkeit unter einen Hut gebracht werden können.
Kurzbiografie
Tina Podrepsek ist seit 2012 an der Universitätsbibliothek Graz tätig. Aktuell arbeitet sie seit März 2022 als Bibliothekarin in den Sondersammlungen Graz. Dort ist sie hauptsächlich für die Formalerschließung nach aktuellen Richtlinien und für die Betreuung des Repositoriums Sondersammlungen | DIGITAL zuständig.
Ute Bergner ist seit 1993 an der Universitätsbibliothek Graz tätig. Derzeit als Leiterin der Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit, als Teamleiterin in den Sondersammlungen (Formalerschließung, Repositorium) und als verantwortliche Koordinatorin unterschiedlichster Projekte mit Schwerpunkt Digitalisierung und Sammlungsaufbau tätig. Mitglied mehrerer Kommissionen und Arbeitsgruppen.