Kunst in/aus Bibliotheken – Sammlungen für kreative Nutzung öffnen. Künstler*innen als neue Nutzergruppe.
Martin Krickl und Sophie Hammer
Workshop
Wissenschaftliche Bibliotheken sind stark darin, ihre wissenschaftliche Kernnutzergruppe mit spezifischen Angeboten zu versorgen. Wissenschaftliche Nutzungsszenarien in Bibliotheken basieren in der Regel auf einem Forschungszyklus aus Informationsgewinnung und Informationsverarbeitung. Library Labs werden an vielen Bibliotheken als virtuelle Arbeitsumgebungen für wissenschaftliche Nutzungen digitaler Bestände auf- und ausgebaut, vorwiegend für Zielgruppen aus den Digital Humanities.
Die ÖNB Labs der Österreichischen Nationalbibliothek (https://labs.onb.ac.at) richten ihre Angebote nicht nur an die Nutzer*innen aus den Digitalen Geisteswissenschaften, sie unterstützen auch die kreative Nutzung von digitalen Sammlungen. Kunst in und aus (digitalen) Bibliotheken eröffnet neue Nutzungsszenarien künstlerischer Aneignung und Verarbeitung von Beständen, neue Perspektiven auf Sammlungen und Archive und auch eine kritische Reflexion auf die Funktion von Bibliotheken generell. Wissenschaftliche und künstlerische Zugänge sind dabei nicht als zwei getrennte Nutzungsszenarien zu sehen. Beide können sich auch in Zugängen vereinen, die als Artistic Science oder Artistic Research bezeichnet werden.
Das Projekt Open Digital Libraries for Creative Users Das Team der ÖNB Labs möchte im Rahmen dieses Workshops Erfahrungen weitergeben, welche in dem Creative Europe Projekt “Open Digital Libraries for Creative Users” (ODL)* gewonnen wurden. Das Projekt ist eine Kooperation der Österreichischen Nationalbibliothek mit der Niederländischen und der Estnischen Nationalbibliothek (Laufzeit 2020-2023), in welchem unter anderem Programme zur Förderung künstlerischer Arbeit mit ausgewählten digitalen Kollektionen der beteiligten Bibliotheken durchgeführt wurden. Im ODL-Projekt sind die Programme als “Artistic Experiments” konzipiert. Damit wird betont, dass wissenschaftliche Bibliotheken sich darauf einlassen, in Kooperationen mit Künstler*innen etablierte Nutzungsszenarien zu verlassen.
Inhalte des Workshops
Wie können solche künstlerischen Projekte gestaltet werden und was braucht es dafür? Was können Bibliotheken tun, um die kreative Nutzung ihrer Bestände zu fördern? Der Workshop soll
interessierten Teilnehmer*innen helfen, darauf Antworten zu finden und selbst Ideen oder Projektskizzen zu entwickeln.
Wir werden uns im Workshop gemeinsam die Schritte für ein “Artistic Experiment” erarbeiten anhand folgender Themen:
- User Outreach: wie komme ich an die Community?
- Digitale/ Analoge Kunst und Möglichkeiten der Präsentation
- Erwartungshaltungen: Selbstverständlichkeiten hinterfragen
- Kunst aus Daten: wie kann und sollten Datensets angeboten werden?
- Betreuungsaufwand
- Risiken und Mehrwert für Bibliotheken
Ziele des Workshops
Teilnehmer*innen werden eingeladen, mögliche konkrete Projekte in Hinblick auf Bestände ihrer Sammlungen zu entwickeln. Dafür werden die Facilitators des Workshop Methoden aus dem Design Thinking einsetzen.
Ziel des Workshops sollen Ideen oder erste Skizzen der Teilnehmer*innen zur Gestaltung von Projekten zur kreativen Nutzung von Bibliotheksbeständen sein.
Den Workshop durchführen werden Sophie Hammer und Martin Krickl (Abteilung Forschung und Entwicklung der Österreichischen Nationalbibliothek).
* Das Projekt “Open Digital Libraries for Creative Users” ist co-finanziert vom EU-Programm Creative Europe (Projekt 616700). Weitere Informationen zum Projekt und zu den Projektaktivitäten finden Sie auf der Webseite https://open-digital-libraries.eu.
Kurzbiografien
Sophie Hammer arbeitet als Software-Entwicklerin an der Abteilung Forschung und Entwicklung der Österreichischen Nationalbibliothek und als freischaffende Künstlerin. Sie studierte Vergleichende Literaturwissenschaften an der Universität Wien und Bildhauerei an der Akademie der bildenden Künste Wien.
Martin Krickl ist Projektkoordinator für die Digital Humanities Services an der Abteilung für Forschung und Entwicklung der Österreichischen Nationalbibliothek. Er studierte Germanistik und arbeitete als Bibliothekar mit historischen Büchern.