The Good, the Bad and the Inbetween. Ein differenzierter Ansatz zur Einschätzung wissenschaftlicher Zeitschriften

Irene Prähauser, Gerlinde Maxl

Beratung und Unterstützung für Forscher*innen im Publikationsprozess zu bieten, ist angesichts zahlreicher Veränderungen in der wissenschaftlichen Kommunikationslandschaft mittlerweile zu einer wichtigen Aufgabe von Bibliothekar*innen geworden. Im komplexen Bereich des Open-Access-Publizierens geben sie beispielsweise Orientierungshilfen bei der Auswahl an Publikationswegen (Gold Open Access, Green Open Access, Repositorien usw.) und auch bei den Fördermöglichkeiten. Mit diesen beiden Aspekten eng verknüpft ist die Frage nach der Seriosität einer bestimmten Zeitschrift.

Für unlautere Praktiken in diesem Zusammenhang wird gemeinhin der Begriff "Predatory Publishing" verwendet. Herausgeber*innen solcher "Predatory Journals" verlangen, kurz gesagt, Geld für Leistungen, die nicht oder in minderer Qualität erbracht werden. Diese unethischen und betrügerischen Praktiken schaden nicht nur direkt den Betroffenen, sondern auch der Open-Access-Bewegung insgesamt und dem Vertrauen in die Wissenschaft an sich.

Es gibt inzwischen Werkzeuge zur Beurteilung von Zeitschriften (z.B. eine Checkliste der Initiative „Think.Check.Submit“). Die Praxis zeigt jedoch, dass in den meisten Fällen eine eindeutige Zuordnung („good“ or „bad“) den tatsächlichen Gegebenheiten nicht ganz gerecht wird.

Im Rahmen eines AT2OA²-Projektes* möchten wir nun eine neue Herangehensweise präsentieren. Als Grundlage dient uns eine im Bericht „Combatting Predatory Journals and Conferences“ der Interacademy Partnership (IAP) veröffentlichte Skala, die von betrügerisch über niedrige Qualität, bis hin zu Qualität reicht. Mithilfe von bestimmten Kriterien, die sich in der Praxis zur Beurteilung der Qualität einer Zeitschrift bewährt haben, ist nun eine Einschätzung der Zeitschrift entlang der zuvor genannten Skala möglich und kann damit tabellarisch, wie auch grafisch abgebildet werden.

*Das Projekt Austrian Transition to Open Access 2 (AT2OA²) hat, wie das Vorgängerprojekt, das vorrangige Ziel, die Transformation von Closed zu Open Access (OA) bei wissenschaftlichen Publikationen voranzutreiben. AT2OA² setzt sich aus fünf Teilprojekten zusammen. Das Teilprojekt 4 beschäftigt sich seit 2021 mit dem Phänomen "Predatory Publishing".

Kurzbiografien

Irene Prähauser absolvierte den Fachhochschul-Studiengang Informationsberufe in Eisenstadt und ein Masterstudium in Bildwissenschaft an der Universität für Weiterbildung Krems. Seit 2004 stellvertretende Bibliotheksdirektorin an der Kunstuni Linz.

Gerlinde Maxl studierte Volkskunde und Kulturanthropologie und absolvierte den Masterlehrgang „Library and Information Studies“ an der Universität Graz. Sie ist Leiterin der Abteilung „Service und Information“ in Bibliothek und Archiv der TU Graz.

 

Nach oben scrollen