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"Kollokationen und Idiome in der zweisprachigen und in der Varietäten-Phraseographie"

Workshop im Rahmen des FWF-Projekts
"GEPHRAS – Das ABC genuesischer und italienischer Phraseme (Kollokationen und Idiome)" 
 
Universität Innsbruck, Claudiasaal (Herzog-Friedrich-Straße 3, 6020 Innsbruck, zweiter Stock)
27. 28. Februar 2019
 
Versione italiana
Organisiert vom GEPHRAS-Team des Instituts für Romanistik:
  • Mag. Dr. Erica Autelli, Leiterin des GEPHRAS-Projekts (Institut für Romanistik / Institut für Translationswissenschaft)
  • Assoz. Prof. Mag. Dr. Christine Konecny (Institut für Romanistik)
  • Dott. mag. Stefano Lusito (Institut für Romanistik)
Workshop-Beschreibung: ( PDF-Version  ) 

Die Phraseographie als Zweig der Phraseologie und der Lexikographie, der sich mit der lexikographischen Darstellung von Phrasemen beschäftigt (vgl. Hallsteinsdóttir 2006: 91), hat in den vergangenen Jahren sowohl in Bezug auf ein- als auch zweisprachige Wörterbücher zunehmend an Bedeutung gewonnen. Dies betrifft vor allem Kollokationen als speziellen Typ von Phrasemen im weiteren Sinne, die – vor allem in der italienischen Linguistik – im Vergleich zu anderen Phrasemklassen verhältnismäßig spät die Aufmerksamkeit der Forschung auf sich gezogen haben (vgl. Konecny 2010: 8ff.), weswegen auch die ersten (monolingualen) Kollokationswörterbücher des Italienischen erst im Laufe des letzten Jahrzehnts entstanden sind (Urzì 2009; Russo 2010; Tiberii 2012; Lo Cascio 2012; 2013).

Obwohl phraseologische Forschungen schon seit Längerem boomen, sind Studien zur dialektalen Phraseologie stark unterrepräsentiert und stecken großteils noch in den Kinderschuhen (vgl. Piirainen 2007: 538: “[l]inguistic research on the phraseology of dialects is still in its infancy”), was besonders für die auf der italienischen Halbinsel verbreiteten Varietäten gilt.

Zwar wurden für einige Sprachen bereits monolinguale Kollokationswörterbücher publiziert, die z.T. auch regionalen Varietäten Rechnung tragen (vgl. z.B. das deutsche Kollokationswörterbuch von Häcki Buhofer et al. 2014, in dem zusätzlich zu hoch-/standardsprachlichen Varianten deutscher Kollokationen auch schweizerdeutsche und österreichische angeführt werden), diese stellen jedoch vereinzelte Beispiele dar. Im Besonderen existieren bis dato kaum Wörterbücher zu einer lokalen oder regionalen Varietät, die zugleich explizit der Erfassung von Kollokationen und/oder Idiomen gewidmet sind.

Was Phraseologismen im engeren Sinne bzw. idiomatische Wortverbindungen (Idiome) betrifft, so werden diese in dialektalen lexikographischen Werken teilweise berücksichtigt, meist aber nicht ausdrücklich als solche ausgewiesen und oftmals mit linguistisch vagen, allgemeinsprachlichen Bezeichnungen wie „modi di dire“ (‚Redewendungen‘) versehen (vgl. z.B. Bampi 2015 in Bezug auf das Genuesische). Die entsprechenden Wörterbücher (oft nicht-wissenschaftlichen Charakters) unterscheiden folglich nur selten zwischen verschiedenen Typen von Phrasemen.

Das vom FWF (Fonds zur Förderung wissenschaftlicher Forschung in Österreich) finanzierte Forschungsprojekt GEPHRAS: Das ABC genuesischer und italienischer Phraseme (Kollokationen und Idiome)  (Projektnr.: P31321; Autelli et al. in Arbeit), dessen Startschuss im August 2018 gefallen ist, hat die Erstellung eines neuartigen, ausschließlich den Kollokationen und Idiomen gewidmeten genuesisch-italienischen Online-Phrasemwörterbuchs zum Ziel, dessen genuesischer Teil einem im Jahr 2015 eingeführten, im Piccolo dizionario etimologico ligure (Toso 2015) bereits umgesetzten Graphievorschlag folgt. Beim Genuesischen handelt es sich um jene romanische Varietät des Ligurischen, die das höchste Prestige genießt und auf die größte Zahl an literarischen Zeugnissen zurückblickt (vgl. Toso 2009; Autelli 2016). Heutzutage wird das Genuesische (als Teil des Ligurischen) von der UNESCO offiziell als „definitely endangered“ eingestuft (vgl. UNESCO Atlas of the World’s Languages in Danger 1995-2010). Seit kurzem lässt sich jedoch wieder ein leichter Aufwärtstrend erkennen, dies dank mehrerer Initiativen, die dem Erhalt und der gezielten Förderung der Varietät dienen; in diese lässt sich auch das GEPHRAS-Projekt eingliedern, das einerseits auf wissenschaftlicher sowie andererseits auf didaktischer Ebene einen wichtigen Beitrag dazu leisten soll.

Im Rahmen dieses Projekts werden laufend neue Herausforderungen identifiziert, mit denen man sich bei der Erstellung eines zweisprachigen phraseologischen Wörterbuchs konfrontiert sieht, dessen Ausgangssprache eine diatopische Varietät darstellt. Diese hängen u.a. mit dem Bestehen phraseologischer Lücken und der oftmals mangelnden Kodifizierung im Vergleich zur standardsprachlichen Varietät zusammen. Die Intention des Workshops ist es, die betreffenden Problematiken aufzuzeigen sowie mögliche Lösungsvorschläge zu diskutieren, des Weiteren Vergleiche zu allgemeinen bilingualen Wörterbüchern sowie zu anderen Sprachen (und deren Varietäten) anzustellen und dadurch neue Perspektiven für die phraseographische und phraseologische Forschung zu eröffnen.

Folgende thematische, mit dem GEPHRAS-Projekt zusammenhängende Bereiche sind für den Workshop von besonderem Interesse:

  • ZWEISPRACHIGE PHRASEOGRAPHIE und KOLLOKATIONEN
  • ZWEISPRACHIGE PHRASEOGRAPHIE und IDIOME
  • DIALEKTALE und/oder VARIETÄTEN-PHRASEOGRAPHIE
  • PHRASEOGRAPHIE und TRANSLATIONSWISSENSCHAFT
  • PHRASEOGRAPHIE und PHRASEODIDAKTIK

Die Vorträge (auf Italienisch, Deutsch, Englisch, Spanisch oder Französisch) werden in 30-Minuten-Slots organisiert (20 Minuten Vortrag plus 10 Minuten Diskussion). Eine Publikation der Beiträge ist geplant.

Die Finanzierung für die eingeladenen Vortragenden umfasst die Reisekosten, zwei Übernachtungen mit Frühstück sowie alle Kaffeepausen und das Mittagsessen am 27. Februar 2019.

Bibliographie:
  • Autelli, Erica (2016): Il genovese poetico attraverso i secoli. Universität Innsbruck (Dissertation).
  • Autelli, Erica / Lusito, Stefano / Konecny, Christine / Toso, Fiorenzo (in progetto): GEPHRAS: The ABC of Genoese and Italian Phrasemes (Collocations and Idioms). / GEPHRAS: Das ABC genuesischer und italienischer Phraseme (Kollokationen und Idiome). Con consulenza linguistica di Alessandro Guasoni e disegni di Matteo Merli.
  • Bampi, Franco (2015): Modi di dire genovesi: 1233 modi di dire tradotti e commentati con la pronuncia di tutte le parole genovesi. Genova: Ligurpress.
  • Häcki Buhofer, Annelies / Dräger, Marcel / Meier, Stefanie / Roth, Tobias (2014): Feste Wortverbindungen des Deutschen: Kollokationenwörterbuch für den Alltag. Tübingen: Francke.
  • Hallsteinsdóttir, Erla (2006): „Phraseographie.“ Hermes Journal of Language and Communication Studies 36, 91-128.
  • Konecny, Christine (2010): Kollokationen. Versuch einer semantisch-begrifflichen Annäherung und Klassifi­zierung anhand italienischer Beispiele. München: Martin Meidenbauer.
  • Lo Cascio, Vincenzo (ed.) (2012): Dizionario combinatorio compatto italiano. Amsterdam etc.: Benjamins.
  • Lo Cascio, Vincenzo (ed.) (2013): Dizionario combinatorio italiano. Amsterdam etc.: Benjamins.
  • Piirainen, Elisabeth (2007): „Dialectal phraseology: Linguistic aspects.“ In: Burger, Harald / Dobrovol’skij, Dmitrij / Kühn, Peter / Norrick, Neal R. (eds.): Phraseologie. / Phraseology. Ein internationales Handbuch der zeitgenössischen Forschung. / An International Handbook of Contemporary Research. Vol. I. Berlin / New York: de Gruyter, 530-540.
  • Russo, Domenico (2010): MdD. Modi di dire. Lessico italiano delle collocazioni. Roma: Aracne.
  • Tiberii, Paola (2012): Dizionario delle collocazioni. Le combinazioni delle parole in italiano. Bologna: Zanichelli.
  • Toso, Fiorenzo (2009): La letteratura ligure in genovese e nei dialetti locali. Profilo storico e antologia. Le Mani: Recco (GE).
  • Toso, Fiorenzo (2015): Piccolo dizionario etimologico ligure. Genova: Zona.
  • UNESCO Atlas of the World’s Languages in Danger (1995-2010): http://www.unesco.org/languages-atlas/index.php (30.09.2018).
  • Urzì, Francesco (2009): Dizionario delle combinazioni lessicali. Luxembourg: Convivium.
Für ihre Unterstützung danken wir:
  • dem FWF - Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung in Österreich 
  • dem Dekanat der Philologisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Innsbruck
  • dem lnstitut für Romanistik der Universität Innsbruck
  • dem Vizerektorat für Forschung der Universität Innsbruck
  • dem Italien-Zentrum der Universität Innsbruck
  • dem Italienischen Kulturverein "INNcontri"


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