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„Sie wissen ja Frau Lehrerin, ich bin dumm!“
Adressierungspraktiken und (Selbst-)Positionierungen im schulisch-migrationsgesellschaftlichen Kontext
Michaela Ralser, Elisabeth Gensluckner


Abstract

Die weitgehende Randständigkeit geschlechterreflexiver Bildung im schulischen Kontext kontrastiert mit der Wirkmächtigkeit der Kategorie Geschlecht im schulischen Interaktionsgeschehen und auf diskursiver Ebene. In aktuellen politisch-medialen Debatten zu migrationsgesellschaftlichen Fragen dient der Rekurs auf Geschlecht primär zur Konstruktion eines „nationale[n] Selbstbild[es] aufgeklärter Fortschrittlichkeit“ (Astrid Messerschmidt). Symbole wie das Kopftuch oder Begriffe wie Islamismus, Parallelgesellschaft, Integration oder ‚Brennpunktschulen‘ rufen – im Sinne von gendered concepts – Vorstellungswelten einer ethno-natio-kulturell codierten Geschlechterordnung auf, in die spezifische Konzepte von ‚Männlichkeit‘ und ‚Weiblichkeit‘ eingelassen sind. Ein Beispiel dafür ist der Erfahrungsbericht "Kulturkampf im Klassenzimmer“ aus dem Jahr 2018. Geschlechtlich codierte Zuordnungspraktiken manifestieren sich aber auch im doing gender, in Selbstverhältnissen und alltäglichen Interaktionen und sind mit anderen Differenzlinien verschränkt. In dem Beitrag gehen wir anhand von Materialien aus eigener ethnografischer Forschung an vier Wiener Schulen ambivalenten Adressierungspraktiken und Positionierungen von SchülerInnen nach und fragen, mit welcher politischen Lesefähigkeit junge Menschen im schulischen Kontext diesen miteinander verwobenen Differenzlinien begegnen. Welche Selbstpositionierungen (er)finden sie für sich? Welche politische Literalität lässt sich darin erkennen?

 

Zu den Personen

Univ.Prof.in Dr.in Michaela Ralser: Institut für Erziehungswissenschaften Innsbruck, Arbeitsgebiete u.a. Wissenschafts(geschichts)forschung und sozialer Wandel, Struktur-, Sozial- und Institutionengeschichte öffentlicher Erziehung, Migrationsforschung.

Dr.in Elisabeth Gensluckner: Politikwissenschafterin, wissenschaftliche Mitarbeiterin im D-A-CH-Projekt "Political Literacy in der Migrationsgesellschaft" (Institut für Erziehungswissenschaften Innsbruck), Mitarbeiterin im Verein AEP Innsbruck.

 


Panel 10: Bildungsprozesse und Rassismuskritik

Zeit: Freitag, 08. November 2019, 09:00-10:30 Uhr
Raum: Seminarraum 1, Universitätsstraße 15, 1. Stock WEST

 

Veranstaltet von der Österreichischen Gesellschaft für Geschlechterforschung und der FP Center Interdisziplinäre Geschlechterforschung Innsbruck (CGI) in Kooperation mit dem Büro für Gleichstellung und Gender Studies der Universität Innsbruck.

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