Politische Relevanz und Wissenschaftlichkeit in den Gender Studies
Sabine Grenz
Abstract
Den Gender Studies wird vorgeworfen, lediglich politisch zu sein, wodurch ihnen die Wissenschaftlichkeit abgesprochen wird. Demgegenüber möchte ich in diesem Vortrag die Verwobenheit von Macht und Wissen, wie sie insbesondere von feministischen Wissenschaftler*innen untersucht wurde, ins Zentrum rücken. Diese zeigt, dass 'reines' Wissen eine Chimäre und jedwede Wissensproduktion zugleich auch politisch ist. Dies lässt sich auch an der Institutionalisierungsgeschichte anderer Wissenschaften wie z.B. den Ingenieurswissenschaften erkennen, die zu Beginn ebenfalls um Anerkennung ringen mussten, da sie als "zu technisch" angesehen wurden. Doch während die Ingenieurswissenschaften in erster Linie einen Kampf unter Männern führten und damit die Ablösung einer wissenschaftlich hegemonialen Männlichkeit gegen eine andere in Gang setzten, kämpfen die Gender Studies nach wie vor gegen den male bias aller Wissenschaftlichkeit an. Aus diesem Grund werden sie häufig mit einem anderen Maßstab gemessen. Der jüngste Hoax-Fall, bei dem es gelungen ist, eine erfundene Studie in dem Journal Gender, Place and Culture zu positionieren, ist dafür ein sehr gutes Beispiel. Trotz dieser Angriffe möchte ich – insbesondere vor dem Hintergrund der interdisziplinären Wissenschaftsforschung – dafür plädieren, die politische Relevanz im Rahmen demokratischer Gesellschaften selbstbewusst nach außen zu vertreten, insofern sich hier Wissenschaftler*innen für die Weiterentwicklung demokratischer Strukturen einsetzen.
Zur Person
Sabine Grenz, Univ.-Prof. Dr., interfakultäre Professorin für Gender Studies
Forschung: Qualitative-empirische Methodologie; Sexualität, Institutionalisierung, Säkularität/Religion. 2017-2018 erste Sprecherin der deutschen Fachgesellschaft Geschlechterstudien. Gastdozentin und -professorin an inter/nationalen Universitäten (u.a. CEU Budapest, Freie Universität Berlin, Universität Fribourg (CH), Universität Göteborg, London School of Economics).
Panel 20: Geschlechterforschung und Wissenschaftspolitiken
Zeit: Freitag, 08. November 2019, 14:00-16:00 Uhr
Raum: Seminarraum 1, Universitätsstraße 15, 1. Stock WEST
Veranstaltet von der Österreichischen Gesellschaft für Geschlechterforschung und der FP Center Interdisziplinäre Geschlechterforschung Innsbruck (CGI) in Kooperation mit dem Büro für Gleichstellung und Gender Studies der Universität Innsbruck.