Surrogacy als experimentelles System
Geschlechterformierungen, Subjektivität und kapitalistische Rationalisierung
Flora Löffelmann
Abstract
Surrogacy thematisierende Diskurse weisen oft moralisierende Dimensionen auf, die sich auf die weibliche Pflicht und „Natürlichkeit“ des Austragens von Kindern stützen. Diverse Studien zeigen zudem den anhaltenden Gedanke einer notwendigen Konkurrenz zwischen „gestational carrier“ und der intendierten Mutter. Mit Michelle Murphy’s Auffassung, dass biotechnologische Praktiken selbst experimentelle Systeme darstellen, die sich in einer ständigen Neuzusammensetzung befinden, lassen sich diese Zusammenhänge aus einer feministischen – und damit für Murphy immer schon biopolitischen – Blickweise betrachten, die dem vielschichtigen Charakter von „Reproduktion“ gerecht wird, indem auch materielle und politische Dimensionen beleuchtet werden. In dem Vortrag wird der Frage nachgegangen, auf welche Weisen kontemporäre surrogacy-Praktiken und Arrangements als experimentelle Systeme Transformationen von Geschlechtsnormierungen beeinflussen. Welche Geschlechtervorstellungen, Normierungen und Erwartungen werden im Zusammenhang mit surrogacy konstruiert? Und in welchem Zusammenhang steht die darin implizierte Konzeption von Leihmüttern als „mother workers“, wie Amrita Pande indische Leihmütter nennt, mit Fragen nach der finanziellen Kompensationswürdigkeit ohnehin „natürlich weiblicher“ Tätigkeiten? Und wie verhält sich dieser Umstand zu Anerkennung und Subjektivität?
Zur Person
Flora Löffelmann ist feministische Theoretikerin und Filmemacherin. Sie studiert Philosophie und Gender Studies in Paris, Berlin und Wien und hat als Studienassistentin und Tutorin am Fachbereich Medienphilosophie (Universität Wien) gearbeitet. Sie ist Gründungsmitglied des Kollektivs philosophy unbound.
Panel 07: Körperpolitiken im Kapitalismus
Zeit: Donnerstag, 07. November 2019, 16:30-18:00 Uhr
Raum: Hörsaal 1, Universitätsstraße 15, EG OST
Veranstaltet von der Österreichischen Gesellschaft für Geschlechterforschung und der FP Center Interdisziplinäre Geschlechterforschung Innsbruck (CGI) in Kooperation mit dem Büro für Gleichstellung und Gender Studies der Universität Innsbruck.