Subjekt und Geschlecht –
Feministische Subjektkritik in der westeuropäischen autonomen Frauenbewegung
Katharina Lux
Abstract
Die westeuropäische autonome Frauenbewegung der 1970er habe in ihrer Theorie wie in ihrer Praxis eine weibliche Identität essentialisiert – so eine oft wiederholte Kritik heutiger Feminist_innen. Die Vorstellung einer kohärenten Identität Frau sei erst mit der feministischen Theoriebildung der 1990er Jahre kritisiert und überwunden worden. Dieses Urteil bleibt nicht unwidersprochen. So stellt die Philosophin und Erziehungswissenschaftlerin Rita Casale fest, dass eine Verschiebung in der feministischen Theoriebildung stattgefunden hat. Seit den 1990er Jahren fragt die Geschlechterforschung vornehmlich nach der Konstruktion sexueller Identitäten. Damit rückt das Verhältnis von Geschlecht und Identität in den Mittelpunkt der Diskussionen. In den zwei Jahrzehnten zuvor ging es einigen feministischen Theoretiker_innen hingegen um ein Verhältnis von Subjekt und Geschlecht, das nicht als Prozess der Identifikation verstanden worden war. Im Zentrum feministischer Theoriebildung stand vielmehr die Frage nach der Möglichkeit einer anderen Subjektform.
Ausgehend von diesen Überlegungen werde ich in meinem Vortrag der Frage nachgehen, wie der Begriff des Subjekts konzipiert und wie das Verhältnis von Geschlecht und Subjekt begriffen wurde. Anhand von Beispielen aus der deutschsprachigen Diskussion werde ich zeigen, dass Ansätze einer feministischen Subjekttheorie entworfen wurden, welche die Sprengung der kapitalistischen, androzentrischen Subjektform anvisierten.
Zur Person
Katharina Lux ist Kollegiatin des Doktoratskollegs Geschlecht und Geschlechterverhältnisse in Transformation und Universitätsassistentin am Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Innsbruck. Sie hat Philosophie und Geschichte an der Universität Leipzig studiert und forscht zur Geschichte der Frauenbewegungen, der feministischen Theoriebildung und der Zeitschrift Die Schwarze Botin.
Panel 01: Feministische Bewegungen und Formen des Widerstands
Zeit: Donnerstag, 07. November 2019, 14:30-16:00 Uhr
Raum: Hörsaal I, Karl-Rahner-Platz 3, EG
Veranstaltet von der Österreichischen Gesellschaft für Geschlechterforschung und der FP Center Interdisziplinäre Geschlechterforschung Innsbruck (CGI) in Kooperation mit dem Büro für Gleichstellung und Gender Studies der Universität Innsbruck.