Schauplatz "Geschlechterfront": Zum Subjektivierungspotenzial feministischer und antifeministischer Diskurse
Martina Röthl
Abstract
Der Vortrag richtet die Aufmerksamkeit auf die in unterschiedlichen Diskursen so bezeichnete "Geschlechterfront" bzw. auf "Geschlechterfronten" und bringt solche – auf der heuristischen Ebene und durch den Call angeregt – als empirisch zugängliche Räume in Anschlag. Der Fokus ist auf die Frage nach dem Selbstverständnis der sich in antagonistischen Konstellationen befindlichen Akteur*innen und auf die Sichtbarmachung sich dort vollziehender epistemischer Interaktionen gerichtet.
Grundlage des Beitrags bilden Ergebnisse aus einem laufenden Forschungsprojekt, in dem die Implementierung bzw. Stabilisierung von Geschlechterordnungen und die Etablierung von (normativen) Wahrheitsregimen über die Subjektivierungspotenziale feministischer und antifeministischer Diskurse perspektiviert sind: Im Zuge einer breit angelegten Feldanalyse wurden Daten erhoben, die es erlauben, Bezugnahmen auf entsprechende Wissensbestände und Denkweisen als identitätsstiftende Praktiken in den Blick zu nehmen. Diese Bezugnahmen werden als konkrete Praxis bzw. als ein möglicher Modus der Aneignung verfolgt. Die Studie zielt explizit auf die Identifikation "tatsächlicher" Aneignungen, sprich also auf von Sozial- und Kulturwissenschaften zum aktuellen Zeitpunkt als Desiderat verhandelte Subjektivierungsweisen und fragt danach, und unter welchen Bedingungen Subjektivierungsangebote als ermöglichend wahrgenommen, aufgegriffen und – aus je subjektiver Sicht – "gewinnbringend" in eigenen Selbstentwürfen verwertet werden.
Zur Person
Martina Röthl studierte Europäische Ethnologie an der LFU Innsbruck, promovierte dort 2015 und ist seit 2016 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Seminar für Europäische Ethnologie/Volkskunde an der CAU Kiel. Sie betreibt historische und gegenwartsbezogene Alltagskulturforschung. Forschungsschwerpunkte: Geschlechterforschung, Bereistenforschung, diskurs- und dispositivanalytische Verfahren, Erzählforschung.
Panel 22: (Trans*queere) Formen der Subjektivierung
Zeit: Samstag, 09. November 2019, 09:30-11:00 Uhr
Raum: Hörsaal 1, Universitätsstraße 15, EG OST
Veranstaltet von der Österreichischen Gesellschaft für Geschlechterforschung und der FP Center Interdisziplinäre Geschlechterforschung Innsbruck (CGI) in Kooperation mit dem Büro für Gleichstellung und Gender Studies der Universität Innsbruck.