Die Dynamiken und Intersektionen von Begehren und Behinderung*1 im Film ‚Thelma‘ (2017, R: Joachim Trier).
Alisa K. Simon
Abstract
Film als Massenmedium prägt sein Publikum. Was wie gezeigt wird bleibt in den Köpfen des Publikums und formt Diskurse rund um Sichtbarkeit, Repräsentation und Stereotypisierung. Ein Aufeinandertreffen von queerem Begehren und Behinderung* findet sich selten in der Filmgeschichte. Genau diese Relation spielt allerdings in ‚Thelma’ (2017), einem Spielfilm des norwegischen Regisseurs Joachim Trier, eine zentrale Rolle. Im Mittelpunkt steht die gleichnamige Hauptfigur Thelma, eine junge und schüchterne Studentin, die im Laufe der Handlung scheinbar epileptische Anfälle erleidet, die beginnen, kurz nachdem sie Gefühle für ihre Studienkollegin Anja entwickelt.
Die Intersektionen und Dynamiken von Begehren und Behinderung* sind zentrale Thematiken des Filmes, die sich in der Hauptfigur am Augenscheinlichsten überkreuzen und verschränken, aber auch in den anderen Charakteren auftauchen.
‚Thelma‘ wurde von der internationalen Presse nur selten als explizit queer gelesen, sondern häufig schlicht in verschiedenste Genres eingeordnet. Dieses Genre-Bending und besonders die Untermischung von Sci Fi und Fantasy Elementen sorgten dafür, dass Thelmas Behinderung* beispielsweise als besondere Fähigkeiten oder magische Kräfte gelesen wurde.
Genau diese Vielschichtigkeit bietet die Möglichkeit, Behinderung* und Begehren als sich ständig im Wandel befindliche Kategorien anzuerkennen, die außerdem in einem wechselseitigen Verhältnis zueinander stehen und sich gegenseitig bedingen.
1) Das Sternchen markiert Behinderung* als immer fluide bleibenden Terminus, der konstantem politischen und sozialen Wandel ausgesetzt ist.
Zur Person
Nach einem Bachelorstudium in Kunstgeschichte und Soziologie an der Universität Trier, absolviert Alisa K. Simon derzeit das Masterstudium Gender Studies an der Universität Wien. Forschungsschwerpunkte sind Queer Studies, Disability Studies und die Soziologie des Körpers. Alisas Masterarbeit untersucht Begehren und Behinderung* im Film ‚Thelma‘ (2017, R: Joachim Trier).
Panel 05: Behinderung und Normen des Begehrens
Zeit: Donnerstag, 07. November 2019, 16:30-18:00 Uhr
Raum: Seminarraum 4, Universitätsstraße 15, 1. Stock WEST
Veranstaltet von der Österreichischen Gesellschaft für Geschlechterforschung und der FP Center Interdisziplinäre Geschlechterforschung Innsbruck (CGI) in Kooperation mit dem Büro für Gleichstellung und Gender Studies der Universität Innsbruck.