Performative Geschlechts- und Subjektivitätskonstruktionen im Medium Computerspiel
Tobias Unterhuber
Abstract
Die spezifische Medialität des Computerspiels bietet Raum für neue Formen medialer Repräsentation, weil das Computerspiel mediale Repräsentationen, zum Beispiel von Gender-Identität und Gender-Diversität, an die aktive Teilnahme der Rezipierenden koppelt. Aufgrund seiner prozeduralen Rhetorik (Ian Bogost) und der den Spielenden zugesprochenen Agency im Prozess der Rezeption ist das Medium Computerspiel dazu in der Lage, durch strukturelle Ähnlichkeiten zwischen Form und Inhalt, Prozesshaftigkeit und damit Performativität verhandel- und erfahrbar zu machen. Dies trifft auch auf den Bereich Geschlecht, im Sinne eines Doing Gender, zu. Gerade dadurch, dass Spielfiguren vormedial nicht existieren, keinen Körper besitzen, nicht von sich aus Subjekt sind, wird erst im Akt des Spielens Subjekthaftigkeit und damit einhergehend auch Geschlecht performativ konstruiert oder zumindest deren Konstruktion verhandelt. Durch den allen Spielen eingeschriebenen Modus eines grundlegenden ‚So-tun-als-ob‘ ermöglicht das Computerspiel seinen Spielenden somit einen geschützten Raum für (Selbst-)Reflexion. Am Beispiel der Spielreihe Life Is Strange soll gezeigt werden, wie dies zu neuen Möglichkeiten der Verhandlung und Darstellung von Geschlechterthematiken, insbesondere Queerness führen kann.
Zur Person
Dr. des. Tobias Unterhuber studierte Neuere deutsche Literatur, Komparatistik und Religionswissenschaft an der LMU München und der University of California, Berkeley. 2018 promovierte er zum Thema "Kritik der Oberfläche – Das Totalitäre bei und im Sprechen über Christian Kracht". Er ist Post-Doc am Institut für Germanistik, Bereich Literatur und Medien an der Uni Innsbruck.
Panel 16: Das digitale Selbst: Entwurf und Handlungsmacht
Zeit: Freitag, 08. November 2019, 11:00-12:30 Uhr
Raum: Seminarraum 3, Universitätsstraße 15, 1. Stock WEST
Veranstaltet von der Österreichischen Gesellschaft für Geschlechterforschung und der FP Center Interdisziplinäre Geschlechterforschung Innsbruck (CGI) in Kooperation mit dem Büro für Gleichstellung und Gender Studies der Universität Innsbruck.