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„Imaginierte Geschlechtergemeinschaften“ in der journalistisch-literarischen Gattung der Moralischen Wochenschriften
Yvonne Völkl


Abstract

In dem Maße, in dem Nationen als ‚imaginierte Gemeinschaften‘ (Anderson) betrachtet werden, können die weiblichen und männlichen (bürgerlichen) Identitäten, die im 18. Jh. durch ein binäres, hierarchisches Geschlechtermodell etabliert wurden, als ‚imaginierte Geschlechtergemeinschaften‘ verstanden werden. Wie bei der Nationsbildung bedarf es für die Bildung eines geschlechtsspezifischen Gemeinschafts- bzw. Differenzgefühls unter Frauen und Männern kommunikativer Netze, über die gemeinsame Normen, Werte und Praktiken entwickelt und verbreitet werden. Eines dieser Netzwerke, das als ‚Vehikel der sozialen Normierung‘ (Foucault) fungiert, ist die journalistisch-literarische Gattung der Moralischen Wochenschriften, die im 18. Jh. in ganz Europa Verbreitung findet. Einmal gelesen und verinnerlicht, reformiert sich die neu entstehende bürgerliche Gesellschaft durch Selbstdisziplinierung des gebildeten Verstandes und durch den Prozess der Anpassung an soziale Normen. Die ‚vorgestellte Gemeinschaft‘ einer homogenen Masse von bürgerlichen Frauen/Männern erleichtert die Ausbildung einer kollektiven weiblichen/männlichen Identität, wobei der medialisierten Herstellung dieser kollektiven Identitäten eine ganz wesentliche Rolle zukommt.
Der Beitrag widmet sich den medienspezifischen und narrativen Techniken, die es den Moralischen Wochenschriften in Frankreich und Spanien ermöglichen, eine bedeutsame Rolle in der Bildung der ‚imaginierten bürgerlichen Geschlechtergemeinschaften‘ zu spielen.

 

Zur Person

Yvonne Völkl studierte französische Philologie in Graz, Paris und Montreal; tätig als Universitätsassistentin am I. f. Romanistik und am Zentrum für Kanada-Studien (Uni Graz). Dissertation zu „Jüdische Erinnerungsdiskurse in der frankophonen Migrationsliteratur Quebecs“ (Peter Lang, 2013). Habilitationsprojekt zur journalistisch-literarischen Gattung der Moralischen Wochenschriften.

 


Panel 11: Kunst und Literatur: Über das Verhandeln von Identität(en)

Zeit: Freitag, 08. November 2019, 09:00-10:30 Uhr
Raum: Seminarraum 2, Universitätsstraße 15, 1. Stock WEST

 

Veranstaltet von der Österreichischen Gesellschaft für Geschlechterforschung und der FP Center Interdisziplinäre Geschlechterforschung Innsbruck (CGI) in Kooperation mit dem Büro für Gleichstellung und Gender Studies der Universität Innsbruck.

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