Partizipation – Interaktion – Beteiligung – Ausschluss. Zur Diskussion feministischer Erkenntnisbeziehungen
Waltraud Ernst
Abstract
'Agentieller Realismus' (Barad 2007) begründet wissenschaftliche Forschung als Performativität, als 'Intra-vention' in einer Wirklichkeit, in der soziale, kulturelle, natürliche und technologische Komponenten immer schon verwoben sind. Wissenschaftliche Erkenntnisproduktion hat immer auch ontologischen, politischen und ethischen Charakter. Bietet sich der 'agentielle Realismus' als epistemologische Grundlage queer-feministischer, anti-rassistischer Geschlechterforschung an, welche die Realitätswirksamkeit wissenschaftlicher Prozesse nicht nur kritisch reflektiert, sondern auch bewusst (mit-)gestaltet?
Mit der 'Methodologie der Unterdrückten' (Sandoval 2000) entwarf Chela Sandoval einen differenziellen Modus des oppositionellen Bewusstseins. Dieser ist nicht an eine spezifische Subjektposition oder Identität gebunden, sondern greift die im 'U.S. third world feminism' erkannte Notwendigkeit und entwickelte Fähigkeit auf, verschiedene Formen von Herrschaft zu erkennen, zu benennen und zu verändern sowie immer wieder neue Positionierungen und Koalitionen einzugehen. Kann diese Methodologie für alle oppositionellen Kräfte zum Modell werden?
Im Vortrag wird erörtert, inwiefern sich der 'agentiellen Realismus' mit der 'Methodologie der Unterdrückten' verbinden lässt. Kann damit Partizipation und Interaktion, Beteiligung und Ausschluss neu gedacht werden? Lassen sich so Geschlechterverhältnisse in ihren Transformations- und Erkenntnisbeziehungen auf neue, aktuelle Weise begreifen?
Zur Person
Waltraud Ernst, Dr.in* phil. (1996 Uni Wien), M.A. (1990 Uni Bielefeld), Philosophin, seit 2010 Univ.-Ass.in* am Institut für Frauen- und Geschlechterforschung der JKU Linz. Schwerpunkte: Geschlechterkonzeptionen in Natur- und Technikwissenschaften; Feministische Wissenschafts- und Erkenntnistheorie; Begriffe, Theorien und Methoden der Gender Studies; Ethik und Politik der Globalisierung.
Panel 20: Geschlechterforschung und Wissenschaftspolitiken
Zeit: Freitag, 08. November 2019, 14:00-16:00 Uhr
Raum: Seminarraum 1, Universitätsstraße 15, 1. Stock WEST
Veranstaltet von der Österreichischen Gesellschaft für Geschlechterforschung und der FP Center Interdisziplinäre Geschlechterforschung Innsbruck (CGI) in Kooperation mit dem Büro für Gleichstellung und Gender Studies der Universität Innsbruck.