Rückblick auf den Workshop „Teilungen Europas – Ideen, Politik, Praktiken“ in Toblach
Von 5. bis 7. Mai 2022 trafen sich DK-Mitglieder mit Kolleginnen und Kollegen des Forschungszentrums „Europakonzeptionen“ sowie des Instituts für Musikwissenschaft und weiteren Gästen zum gemeinsam veranstalteten Workshop im Kulturzentrum Grand Hotel Toblach. Das Programm reichte von Vorträgen und Diskussionen über eine Lesung des Schriftstellers Albrecht Selge und einen Liederabend bis hin zu einer Exkursion ins benachbarte Innichen. Zum detaillierten Programm: https://www.uibk.ac.at/events/info/2022/workshop-toblach-teilungen-europas.html
Seit der Antike wird Denken und Handeln über und in Europa durch die Vorstellung von Unterschieden und Gegensätzen geprägt. Waren es anfangs noch griechische Unterteilung in „zivilisierte“ und „barbarische“ Regionen, wandelten sich die Kategorien der Vorstellung im Mittelalter durch die religiöse Komponente: christlich versus heidnische Regionen, lateinische versus orthodoxe Christenheit, Christen versus Juden und Muslime. Damit wurden die „Anderen“ auch innerhalb der europäischen Bevölkerung identifiziert – neben eine räumliche trat eine gesellschaftliche Kategorisierung. Mit der Erweiterung des geographischen Weltbildes seit dem Spätmittelalter wurde sich Europa seiner Eigenheiten, aber auch seiner globalen Position bewusst – mit Folgen für Selbstverständnis und Bild der Anderen.
Mit den vermehrten Vorstellungen von Europa wurden aber auch Ausgrenzungen stärker. Was Europa ausmacht, was seine Gemeinsamkeiten, was typisch europäische Normen und Verhaltensweisen sind, geriet in bis heute nicht endende Diskussionen. Zugleich entwarfen die Europäer nationale Stereotype, die mit dem Diskurs über die Staatsnation seit dem 18. Jahrhundert zusätzliche Aufladung erhielt. Insbesondere in der Romantik wurden nationale Kulturformen in der Musik und der darstellenden Kunst ideologisch überhöht, aber auch im zeitgenössischen Interesse verstärkt rezipiert und nationalromantisch aufgeladen.
Für die Moderne ist kennzeichnend, dass innereuropäische Gegensätze meist in geographische Kategorien gegossen werden: Ost-West, Nord-Süd. Andere Kriterien wie etwa die Religion (kathol./protest.) oder solche wirtschaftlich-sozialer Natur (reiche versus ärmere Regionen) waren und sind damit aber nicht ausgeschlossen. Insgesamt soll auf der Klausur immer die Frage nach Gemeinsamkeiten, Unterschieden und Rezeptionen im Denken und/oder Handeln untersucht und inklusive der damit verbundenen Folgen interpretiert werden.
Fotorückblick: