Eigenleben oder wie schreibt man eine Novelle
Novelle
Erscheinungsdatum: März 2011
Hardcover mit Schutzumschlag, 152 Seiten, inkl. 41 Polaroids
Preis: € 18,90
ISBN 978-3-902719-90-4
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Pressestimmen
Die Collagen sind so zauberisch wie beängstigend. Abgründe scheinen sich auch dort aufzutun, wo sie nicht sichtbar werden. Das verstärkt sich zum Teil durch den Text, der die Bilder in die grauen Alltagsabläufe des Winteraufenthalts montiert. Der einsame Strand belebt sich mit grotesken Fundstücken – zu denen auch Selbstporträts gehören, mit Müllhut oder struwwelpeterartig zugekritzelt als "Relitto di mare" wie der Plastikfisch oder der liegen gebliebene verrostete Tourist. Es ist das Verdienst der jungen Edition Laurin, dass diese poetischen Trouvaillen des österreichischen Staatspreisträgers von 2007 nun vorliegen. Evelyne Polt-Heinzl, Die Presse, Spektrum
Evelyne Polt-Heinzl, Die Presse, Spektrum
Aber die Erfindungen allein wären noch zu wenig gewesen, daher mussten das Ungewohnte, Traurige, Gespenstische die spöttische Bemerkung in einer ganz bestimmten Form erscheinen, sonst vergehen sie wie Rauch, und weil das C. W. Aigner spürt, achtet er sehr auf die Ordnung der Umrisse, den Rhythmus der Flächen, den Kontrast durch Helligkeiten und Dunkelheiten und Farben und den Gegensatz zwischen großen und kleinen Bildteilen und vieles andere, sodass alle diese formalen Eigentümlichkeiten und Gesetze zu einem klar geformten Werk führen, das Dauer hat, und dessen aufmerksame Aufnahme ich Ihnen zu Ihrem Gewinn sehr herzlich empfehle.
Peter Prandstetter, Literaturhaus am Inn
Christoph Wilhelm Aigners Prosatext "Eigenleben oder wie schreibt man eine Novelle" kreist um die Sinne, das Wahrnehmen, das Drehen und Wenden des Aufgenommenen im Kopf, um das Grübeln, das Sprache oder Bild werden Lassen dessen, was der Kopf so freigibt – oder auch dessen, was die Polaroid-Kamera festgehalten hat. Und das ist nicht immer das, was der Ich-Erzähler gesehen zu haben glaubt. Die Bilder entfalten ihr Eigenleben: "Merkwürdige Ereignisse in Italien".
Sabine Dengscherz, Literaturhaus Wien
Jetzt ist er wieder da, Christoph Wilhelm Aigner, und er steht in neuem Gewand vor uns. Es passt ihm gut, etwas ungewohnt am Anfang, aber bei Licht besehen wirkt er recht elegant in ihm. Jetzt legt er eine Erzählung vor, in der er uns unerwartet den Boden der Wirklichkeit entzieht. Die Welt, die wir kennen, malt er aus, so nimmt er uns ein für sich. Dass in dieser Wirklichkeit schon immer eine Gegenwirklichkeit schlummert, knallt er uns abrupt auf den Tisch. So wie Aigner die Sprache wichtig nimmt, kann er nicht verbergen, dass er aus den Tiefen der österreichischen Literatur kommt. Sie ist ihm nie nur Werkzeug, sie wird ihm zum Zauberstab, mit dem er, wenn es sein muss, die ganze Welt und sich gleich mit verändert.
Anton Thuswalder, Salzburger Nachrichten
Das grundlegende Anliegen ist das Problem, wie weit kann man denken bzw. wahrnehmen, wenn man auch das Mittel der Sprache zur Verfügung hat: Es gelingt Aigner darüber hinauszugehen, indem er versucht, das Buch der Natur zu lesen.
Christoph Pichler, Rai Sender Bozen
Aus dem Wechselspiel zwischen Natur und Stimmung ergeben sich poetische Momentaufnahmen. Alles läuft über Sehen und Sprache. Reizvolle Lektüre, leider wohl nur für einen kleinen experimentierfreudigen Leserkreis.
Rendel Morsbach, ekz
Bei aller gedanklichen Tiefe besitzt das Buch eine wunderbare Leichtigkeit. Es ist der gelungene Versuch einer literarischen Figur, mit sich selbst ins Reine und den eigenen Schlichen auf die Spur zu kommen, Selbsttäuschungen als solche zu erkennen, und dies alles in sich stimmig, ernsthaft und zugleich unterhaltsam darzustellen. Große Literatur.
Jürgen Israel, Signum
Christoph Wilhelm Aigner, bisher vor allem als Lyriker und Prosaist bekannt, arbeitet seit zwanzig Jahren mit dem Medium Polaroid. Die Serie von 41 Polaroid Collagen (PolColls) unter dem Titel "Merkwürdige Ereignisse in Italien" ist in den Wintermonaten 1992/93 in Marina di Cecina und Rieti entstanden. "Die Kamera erkannte zuweilen mehr als ich", meint Aigner in seiner Novelle, in der er die Genese der PolColls beschreibt. Jede einzelne Arbeit erzählt eine Geschichte, bringt durch das formale Prinzip der Collage Ungewohntes, Überraschendes, Merkwürdiges zusammen. Novellen eben.
"An Wochentagen begegnete ich nie einem Menschen. Genau was ich gesucht hatte: Abgeschiedenheit. Aber statt dass mich die Einsamkeit gefestigt hätte, spürte ich mich in dieser Isolation schwinden; wie die Quallen, die vom Meer in Windnächten an den Strand gehoben wurden und nun als glasig gallertige Kuppeln im Sand steckten und schrumpften. Es war, abgesehen von Tagen mit Stürmen, die den Schaum hoher, beschleunigter Wellen weit über die Häuser trugen, lange mild; zuweilen hatte es nach Sonnenuntergang, wenn die elastischen Reste des goldfischfarbenen Lichtteppichs auf dem bereits finsteren Wasser sich auflösten, noch fünfzehn Grad."
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