Orte sind
Gedichte
Erscheinungsdatum: September 2019
Hardcover mit Schutzumschlag, 128 Seiten
Preis: € 17,90
ISBN 978-3-902866-81-3
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Pressestimmen
Wimmers Sprache ist erstaunlich ausdrucksstark, stilsicher, bildhaft.
Helmut Gollner, Literatur und Kritik
In der weiteren Folge dieses Langgedichtes wird aufgeschlüsselt, was letztlich ein Gedicht ausmacht, was das lyrische ich dabei zu sehen bekommt, was alles ein Ort sein kann, an dem das Unsagbare mit Wortleinen festgemacht wird bis zum nächsten Windstoß.
Helmuth Schönauer, Neue Südtiroler Tageszeitung
In ihrem neuen Lyrikband „Orte sind“ umkreist Erika Wimmer Mazohl sprachverspielt und zeitkritisch reale wie fiktive Erinnerungsorte.
Die Neue Südtiroler Tageszeitung
Mit filigranen sprachlichen Strukturen greift Erika Wimmer Mazohl aktuelle Probleme auf und gliedert sie in ihren Gedichtzyklus ein. „Orte sind“ glänzt mit einer thematischen Spannbreite, die von dem verletzten Ich bis zum hawaiianischen Guajavebaum reicht, und füllt den Echoraum des lesenden Gegenübers mit unterschiedlichsten Sichtweisen auf Umwelt und Menschheit. „Orte sind“ unvollständige Perspektiven auf die Vollkommenheit des Lebens.
Christina Vettorazzi, LiLit
Erika Wimmers Mazohls Gedichte schlagen ein wie Kometen. Das ist an dieser Stelle ausschließlich positiv gemeint, sie sind aufgeladen, poetisch und kommen mit einer Wucht daher, der man sich nicht entziehen kann. Sie erzeugen einen Sog, einen Sturm, in den man gerät, sobald man die erste Seite des Buchs aufschlägt!
Petra Ganglbauer, schreibpädagogik und gangan
Mal sind es verknappte, kurze verdichtete Texte, dann wieder lyrische Prosa, synästhetische Orts- und Klangbilder, oder auch Langgedichte mit epischen und erzählerischen Elementen. Und genauso facettenreich sind denn auch die Töne, die in den Gedichten anklingen: ernsthaft, engagiert, verspielt, den Klängen des Vertrauten im Fremden und des Fremden im Vertrauten nachlauschend und sie ins Wort holend. Sprachlich souverän und fragil zugleich sind es die poetischen Konzentrate einer Schreiberfahrenen und immer wieder die Begegnung mit dem Gegenüber in der Sprache Suchenden.
Anna Rottensteiner, Literaturhaus Wien
Ihre Szenarien sind keine beschönigenden Reisebilder, es sind Erinnerungsorte, Echoräume, in denen auch Nachrichten über Krieg oder Umweltzerstörung und deren Opfer zur Sprache kommen.
Die neue Südtiroler Tageszeitung
So sehr Mittichs Roman „Sanpietrini“ und Wimmers Gedichtband „Orte sind“ aufs Erste nichts miteinander zu tun haben, eint sie doch der großartige Umgang mit Sprache und die rationalistische Grundausrichtung. Gekonnt spielen sie ihre profunde Bildung (beide sind Literaturwissenschaftlerinnen) aus, beide streuen immer wieder italienische Wendungen in ihre Werke ein, formulieren (ver)knapp(t) persönlich Wahrgenommenes zu allgemeinem Räsonnement in ihren zwei dünnen Bändchen.
voxnews
Dann aber leuchtet ein Bild wie dieses über das Schweigen auf:
ich weiß seinen Ort immer dann / wenn / ein Buch mir die Sprache verschlägt
Es ist klar, dass dieses erschöpfende Gebet dem großen Schweigen gewidmet ist. Aber das Buch endet nicht damit, sondern mit einem Herbarium, das wiederum eine Weltreise birgt. Dabei ist die Flora oft ein Tatort der Fortpflanzung und des Verderbens, wenn es vom Guajavebaum in Hawaii heißt:
„ein spinnenschnabel gezückt / saugt den kolibri aus.“
Also am Ende doch Schweigen. Wie könnte es auch anders sein.
Alexander Peer, Poesiegalerie
Reisende suchen die Fremde. Sie ziehen in die unvertraute Ferne, betreten offene Räume und erfahren das Vergessen des Vertrauten. Sie erkunden die Lebenswelten anderer und finden die Fremde im Eigenen. Erika Wimmer Mazohls erste Lyriksammlung vereint sprachverspielte und zeitkritische Texte, artifizielle Klanggedichte, Poeme und kleine Gedichtzyklen, die mit dem Fokus auf „Orte“ eine Klammer gefunden haben, die die Texte zusammenhält: Ichkundig prangert sie Gewalt gegen Frauen und Kinder an. Ortserfahren führt sie uns durch Italien, Indien oder nach Brasilien, wohin 33 Wildschönauer Familien 1933 auswanderten und die Kolonie Dreizehnlinden gründeten. Oder zu Georg Trakl, der am Mühlauer Friedhof und im kollektiven Gedächtnis seinen Platz gefunden hat. Ihre Szenarien sind keine beschönigenden Reisebilder, es sind Erinnerungsorte, Echoräume, in denen Nachrichten über Krieg, Umweltzerstörung und deren Opfer zur Sprache kommen. Sie sind zarte Pflänzchen, die in Herbarien Zuflucht suchen und zeigen: Andernorts fängt bei uns an.
wald
die zweite schicht meines stadtplans
birgt kalte temperaturen der seele
der alte schnee knirscht gedämpft
im wechsel von standbein und spielbein
es gehn sich die wege des dichters
zu füßen des berges von selbst
die stirn eilt voraus lässt zurück
lässt haften die augen am bruch
von fels dominiert ist das festspiel
und dort überwintert ein standbild
und kleinbefenstert die häuser
die sich in den abgrund schmiegen
ein mönch und der narr sind im berg
vier türme wehren wo feinde
im drunten stehen die kreuze
von hinten wie schwarze männer
die legenden des waldes murmeln
der verfallene pfad hinabsinkt
in den gruften warten noch tote
und fassaden spiegeln in fenstern
im zweiten gesicht meines plans
ist der raum des himmels kreisrund
und blau blickt ein auge ins haus
und ein lichtmond steht in der wand
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