Wenn mein Vater Polnisch spricht
Roman
Erscheinungsdatum: Februar 2016
Hardcover mit Schutzumschlag, 248 Seiten
Preis: € 21,90
ISBN 978-3-902866-38-7
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Pressestimmen
Das Erzählen und zwar im modernsten und damit ursprünglichsten Sinn ist Peter Steiners besondere Kraft. Der Text schafft, was wirklich nur ein Text er-schaffen kann, was Texte so unverzichtbar macht. Der Möglichkeitszustand, in dem sich das Erzählte bewegt, zeugt vielleicht vom Wissenschaftlersein des Ich-Erzählers. Für Wissenschaftler ist alles zu Untersuchende möglicherweise so beschreibbar, nicht endgültig. Ich wünsche diesem Roman zahlreiche Leser. Er hält, was er verspricht, „den Tag in seiner Zartheit nicht mit zu viel Wahrheit zu bedrohen“.
Andrea Grill, Literatur und Kritik
Man mag an Handke denken, an den Franzosen Clézio auch, an Autoren jedenfalls, die über das Sichtbare hinaus denken, die eine andere Wirklichkeit erfahrbar machen wollen.
Salzburger Nachrichten
In der Reflexion dieser entfremdeten Vater-Sohn-Beziehung liegt die Stärke von Peter Steiners Roman: Erst viele Jahre nach dem Tod des Vaters wird dem Erzähler klar, dass er ihn auf seinem eigenen Lebensweg sozusagen doch immer im Gepäck hatte. Angesichts der Thematik von Peter Steiners Roman – der Versuch eines Täterkindes, den stets abwesenden Väter zu ergründen, auch dessen unbewussten Anteil an der eigenen Persönlichkeit, am eigenen Werdegang – fühlt man sich während der Lektüre sehr bald an Martin Pollacks Roman „Der Tote im Bunker“ (2004) erinnert. Wer Martin Pollacks Buch mochte, dem wird auch dieser Roman gefallen.
Maria Steiner, Literaturhaus Wien
Wie schon in seinem letzten Roman "Der Sandfallenbauer" ist Steiner ein genauer Beobachter. Trotz seiner ruhig dahinfließenden Prosa und den wechselnden Zeitebenen mit Rückblicken in seine Kindheit und auf sein Verhältnis zu den Eltern erzeugt er Spannung und fesselt den Leser.
Peter Vodosek, Bibliothekarische Dienste
Das weite Land Schnitzlers als morphologische Unendlichkeit, eine berührende Geo-Biographie!
Helmuth Schönauer
Eine beschauliche Fahrt mit der Transsibirischen Eisenbahn, das stellt sich der Geochemiker aus einer österreichischen Kleinstadt vor, als er im Herbst 1981 den Zug besteigt, um zu einem Kongress in Irkutsk am Baikalsee zu reisen. Doch die Fahrt in die sibirischen Weiten des Sowjetreiches wird schon am Grenzübergang in die Tschechoslowakei zu einer unerwarteten Reise in die Vergangenheit der eigenen Familie. Saß nicht sein Vater vor vierzig Jahren in diesem Zug, um nach dem deutschen Überfall auf Polen in das neu geschaffene General-Gouvernement zu fahren? Vier Kriegsjahre verbrachte der Vater in Warschau, aber der Sohn weiß davon so gut wie nichts. Die Begegnungen mit Menschen auf der Fahrt durch den Sowjetstaat geben nur noch mehr Rätsel auf. Es ist die andere Gegenwart, die unberührten Wälder Sibiriens, Dörfer im tausendjährigen Schlaf, junge Frauen und Männer mit dem Licht der Zukunft in den Augen, oft naiv verträumt, gelegentlich auch rebellisch, der Glanz alter Städte Zentralasiens, die den Reisenden die Vergangenheit vorübergehend vergessen lassen. Nach der Heimkehr will er seinen Vater befragen, über die von Schweigen versiegelte Zeit, und warum er, mit einer einzigen Ausnahme, nie Polnisch spricht.
„Im Waggon kündigt sich das Ende der Fahrt an. Es ist der Kurswagen nach Irkutsk, in dem ich sitze. Er wird hier gereinigt, neu bestückt und an den Gegenzug nach Moskau gehängt. Die Bettwäsche hat man bereits eingesammelt und in große Säcke gestopft. Die Verantwortlichen zählen die Teegläser und deren metallene Halterungen. Der dünne, waschbare Stoffläufer über dem Dauer-Teppichläufer im Korridor ist verschwunden. Das Personal im Speisewagen hat alle überschüssigen Lebensmittel in den letzten Stationen an die den Zug stürmenden Frauen verkauft. Alle Eierplateaus sind leer, die großen Einlegegläser mit krautgefüllten, grünen Paradeisern stehen nicht mehr hinter dem Kassenpult. Zug Nummer 10, Baikal, wird in zwanzig Minuten am Ziel seiner 5.190 Kilometer langen Fahrt angelangt sein. Acht Stunden wird er in Irkutsk stehen, um mit dem beladen zu werden, was er auf seiner Fahrt als Zug Nummer 9 nach Moskau brauchen wird. Mir wäre es im Augenblick lieber, die Fahrt ginge nicht zu Ende. Ich werde die problemlose Geborgenheit dieses kleinen, warmen Schlafwagenabteils vermissen. Viel lieber führe ich weiter, zumindest noch einige Tage lang. Vielleicht wäre mein Unbehagen dann verflogen. Warum findet der Kongress nicht in Wladiwostok statt, oder in Petropawlowsk-Kamtschatski am Ochotskischen Meer?“
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