Dienstag, 25.04.2023
18:00 - 20:00 Uhr
Hörsaal 2, SOWI, Universitätsstraße 15, 6020 Innsbruck
Anmeldung ist nicht erforderlich
Eintritt / Kosten: Keine
Bianca Prietl
Bianca Prietl ist habilitierte Soziologin und als Professorin für Geschlechterforschung mit Schwerpunkt Digitalisierung an der Universität Basel tätig. Ihre Forschungsinteressen entfalten sich an der Schnittstelle von Frauen- und Geschlechterforschung einerseits und Wissenschafts- und Technikforschung andererseits.
Digitale Datentechnologien wie algorithmische Entscheidungssysteme oder Künstliche Intelligenz halten in immer mehr Bereiche der Gesellschaft Einzug und beeinflussen hier, wie und was wir wissen (können). Die damit einhergehenden Verschiebungen in der gesellschaftlichen Wissensordnung sind – so die These dieses Vortrags – nicht geschlechtsneutral. Vielmehr ist der in digitalen Datentechnologien verobjektivierte, datafizierte und datafizierende Zugriff auf die (soziale) Welt gesellschaftlich höchst voraussetzungsvoll wie folgenreich. Im Zentrum des Vortrags steht deshalb die Frage, welche Weltzugänge, Wahrheitsregime und Denkformen mit digitalen Datentechnologien verknüpft sind, wie diese die Verfahren, Subjekte und Möglichkeiten von Erkenntnis regulieren und in diesem Sinne als zugleich machtförmig wie machtvoll verstanden werden können.
Die im Anschluss an Foucault aufgeworfene Frage nach dem MachtWissen im digitalen Zeitalter leistet einen Beitrag zur Geschlechteranalyse aktueller digitaler Transformationen, unter Fokussierung auf das wechselseitig konstitutive Verhältnis von Technik, Macht und Wissen. Damit geht es weder zentral um Frauen und ihre Karrierechancen im Zuge der Digitalisierung, noch um die diskursprägende Auseinandersetzung über sexistische oder rassistische Biases. Stattdessen wird die Aufmerksamkeit auf die viel grundlegendere Frage gerichtet, wie eine auf digitale Datentechnologien gründende Wissensordnung überhaupt verfasst ist und was dies für unsere Möglichkeiten des in der Welt Seins – gerade aus einer an Geschlechterverhältnissen interessierten Machtperspektive – bedeutet. Denn: Wer sich an der Produktion von Wissen beteiligen kann, wessen ‚Stimme Gewicht hat‘ und welche Instrumente – seien sie kognitiver oder materieller Art – dafür legitimerweise zur Verfügung stehen, ist nicht unabhängig von der gesellschaftlichen Geschlechterordnung, sondern zutiefst mit der historisch etablierten strukturell-symbolischen Dominanz des Verhältnisses von Technik und Männlichkeit verflochten. Wie sich das Zusammenspiel von Wissen, Macht und Technik im Kontext aktueller Digitalisierungsbestrebungen gestaltet, neu festzieht, lockert oder gar löst, möchte ich im Rahmen dieses Vortrags sondieren.
Weitere Informationen unter: https://www.uibk.ac.at/geschlechterforschung/veranstaltungen/igl-22-23.html
Center Interdisziplinäre Geschlechterforschung Innsbruck