Donnerstag, 25.05.2023 bis Freitag, 26.05.2023
09:00 Uhr
Palais Claudiana, Claudiasaal (2. Stock), Herzog-Friedrich-Straße 3, 6020 Innsbruck
Anmeldung ist nicht erforderlich
Eintritt / Kosten: Keine
Mit der Entzifferung des Sumerischen im 19. Jahrhundert begann die Diskussion um seine sprachliche Zuordnung. Die Vorschläge reichten von einer kryptographischen Schreibweise des Akkadischen bis zu den Südseesprachen. Aufgrund seiner Struktur wurde das Sumerische bereits früh mit den Turksprachen und den Finno-Ugrischen Sprachen verglichen und beide wurden als zur gleichen Sprachfamilie zugehörig angesehen. Nach einiger Zeit der beinahe allgemeinen Akzeptanz dieser Theorie, wurde sie hauptsächlich aufgrund des Vergleichs der sumerischen mit den finno-ugrischen Zahlwörtern verworfen. Später zeigte sich allerdings, dass die frühe Rekonstruktion der sumerischen Zahlwörter falsch war.
In den letzten Jahrzehnten wurden vor allem von Nicht-Fachleuten sprachtypologische Vorschläge gemacht, was aufgrund der Schwierigkeiten der keilschriftlichen Überlieferung als problematisch anzusehen ist. Die Sumerologie als Fach sah die Frage der sprachtypologischen Zuordnung des Sumerischen für lange Zeit als unlösbar an, so sprach etwa D. O. Edzard 2004 von „the (hopeless) question of the linguistic affiliation of Sumerian“ und behauptete, dass das Sumerische wohl für immer eine isolierte Sprache bleiben wird.
Mit dem dreibändigen „Etymological Dictionary of the Sumerian Language“ (2016-2022) liegen nun die Ergebnisse der Forschungen von Simo Parpola (Helsinki) vor. Als Ergebnis seiner zahlreichen Etymologien schlägt Parpola vor, das Sumerische als eine uralische Sprache zu verstehen. Falls sich diese Theorie bewahrheiten würde, wäre dies ein gewaltiger Durchbruch sowohl für die Sumerologie, als auch für die Uralistik.
Da diese Theorie nur durch eine Zusammenarbeit der Fächer Sumerologie und Uralistik kompetent bewertet werden kann, ist es das erklärte Ziel der Tagung, die beiden Fächer in Dialog zu bringen und die Diskussion über die lange vernachlässigte bzw. als unlösbar abgetane Frage der linguistischen Zugehörigkeit des Sumerischen auf der Grundlage von Parpolas Werk zu diskutieren.
Institut für Alte Geschichte und Altorientalistik, Universität Innsbruck