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Montag, 14.10.2024

Vortrag

Das Böse, das Blöde und das Absurde – postideologische Ideologien in russischen (und westlichen) medialen Diskursen

10:15 - 11:45 Uhr
Institut für Slawistik, Geiwi-Turm, 4. Stock, UR 4O406, Innrain 52d, Innsbruck


Anmeldung ist nicht erforderlich

Eintritt / Kosten: Keine

Vortragende/r

Dr. Marina Laurent (Universität Luxemburg)

Weitere Informationen

Vortrag auf Deutsch

Nach dem Zerfall der Sowjetunion glaubten weite Teile der Welt, im postideologischen Zeitalter angekommen zu sein. Spätestens seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine können wir beobachten, wie in der Medienlandschaft Russlands ideologische Restbestände aus der sowjetischen Nachkriegszeit zusammen mit einem Sammelsurium aus antiwestlichen und antiimperialistischen, rechtskonservativen und linksliberalen Reaktions- und Emanzipationsideen weiterverarbeitet werden. Und auch in den liberalen Demokratien häuft sich das Phänomen des ideologischen Patchworking vor allem in den sozialen Medien, wo populistische Agitationen und Verschwörungstheorien immer abenteuerlichere Welterklärmodelle darbieten. Was all diese Theorien und Modelle gemeinsam haben, ist ein aus der Sicht von Außenstehenden flagranter Mangel an logischer Nachvollziehbarkeit oder narrativer Kohärenz – ein Mangel, an dem sich die Autoren und Anhänger solcher Modelle allen Fact-Checks und vernünftigen Argumenten zum Trotz keineswegs zu stören scheinen. Der Vortrag untersucht die absurdistische Logik solcher postideologischen Ideologien und geht der Frage nach, ob es (noch) möglich ist, ihnen eine Ideologiekritik entgegenzustellen, für die nicht nur deren Gegner, sondern auch deren Anhänger empfänglich gemacht werden könnten.

Marina Laurent studierte englische Kulturwissenschaften und Slavistik an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Nach mehrjähriger Tätigkeit als Übersetzerin beschäftigte sie sich als Doctoral Researcher an der Universität Luxemburg mit dem Interpretationsbegriff des französischen Psychoanalytikers und Rechtsphilosophen Pierre Legendre. In ihrem Promotionsprojekt verband Laurent anthropologisch-psychoanalytische Konzepte mit der literarischen Autor-Perspektiven zu einem theoretischen Design, anhand dessen zeitgenössische sozio-kulturelle Phänomene des Sinn- und Glaubensverlusts begreifbar werden. Die daraus resultierende Dissertation Weniger Glauben Wagen! Ultramoderne Sinnkrisen nach und bei Pierre Legendre, Slavoj Žižek und Vladimir Nabokov wurde 2023 veröffentlicht. Aktuell arbeitet Laurent als Research Facilitator an der Université du Luxembourg. Ihre Forschungsinteressen liegen im Bereich der anglistischen und slawistischen Literatur- und Kulturwissenschaften sowie der psychoanalytischen Kulturtheorie.

Organisation und Moderation: Eva Binder (Institut für Slawistik)

Eine Veranstaltung des Instituts für Slawistik und des Osteuropazentrums im Rahmen der Lehrveranstaltung "Medienanalyse"

Veranstalter

Osteuropazentrum und Institut für Slawistik