3. Christoph Probst Lecture 2022
Demokratie in Gefahr – Brauchen wir eine neue Ethik für das digitale Zeitalter?
Referent: Dr. Wolfgang Petritsch, Botschafter a.D.
Wolfgang Petritsch
studierte Geschichte und Germanistik an der Universität Wien und Internationale Beziehungen an der University of Southern California, Los Angeles. Er war Sekretär und Pressesprecher von Bundeskanzler Kreisky (1977-83), Direktor des Österreichischen Presse- und Informationsdienstes in New York (1984-92), österreichischer Botschafter in Belgrad (1997-99) sowie EU-Sonderbeauftragter für den Kosovo und EU-Chefverhandler bei den Kosovo- Friedensverhandlungen von Rambouillet und Paris (1999). 1999 bis 2002 fungierte er als Hoher Repräsentant für Bosnien und Herzegowina, 2001 als Vorsitzender der Int. Sukzessionskommission für Jugoslawien, 2002-08 als österreichischer Botschafter bei den Vereinten Nationen in Genf und 2008-13 bei der OECD in Paris. Er lehrt an den Universitäten in Wien, Harvard und Berkeley und ist Autor zahlreicher Bücher, zuletzt Epochenwechsel – Unser digital-autoritäres Jahrhundert (2018). Er ist darüber hinaus derzeit Präsident der Austrian Marshall Plan Foundation, Wien, und des Herbert C. Kelman Institute for Interactive Conflict Transformation, Wien – Jerusalem – Cambridge.
Mit der 2020 etablierten Christoph Probst Lecture will die Universität Innsbruck alljährlich an ihren kurzzeitigen Medizin-Studenten Christoph Probst erinnern. Er wurde in Innsbruck festgenommen und am 22. Februar 1943 in München-Stadelheim als Mitglied der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ gemeinsam mit den Geschwistern Scholl durch das NS-Regime hingerichtet. Das Ziel der Christoph Probst Lecture ist es, im Rahmen von Vorträgen renommierter Fachleute, die Ideale der „Weißen Rose“ – Freiheit, Demokratie und Zivilcourage – zu reflektieren und weiterzutragen.
Begrüßung
Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Tilmann Märk
Rektor der Universität Innsbruck
Moderation
Univ.-Prof. Mag. Dr. Dirk Rupnow
Dekan der Philosophisch-Historischen Fakultät der Universität Innsbruck
Abstract
Die digitale Vernetzung aller Bereiche unseres Lebens und der globalen Wirtschaft, die Informationshoheit der großen Plattformkonzerne der Sozialen Medien sowie rasant fortschreitende Entwicklungen auf den Gebieten der künstlichen Intelligenz und des Machine Learning werden zunehmend als Bedrohung für die liberalen-demokratisch verfassten Gesellschaften und die internationale Sicherheit wahrgenommen. Digitale Echokammern wirken als Brandbeschleuniger für gesellschaftliche Polarisierung und Radikalisierung, während die Automatisierung der Wirtschaft die sozio-ökonomische Ungleichheit verschärft und Wasser auf den Mühlen von Populisten ist. Gezielte Desinformationskampagnen und großangelegte Cyberangriffe verwischen zunehmend die Grenzen zu kriegerischen Handlungen in den internationalen Beziehungen. Und im Zusammenhang mit dem Wettlauf um Technologieführerschaft in Bereichen wie Quantencomputern und Kryptographie ist längst von einem neuen Kalten Krieg zwischen den USA und China die Rede. Die Giganten der Internetkonzerne entziehen sich bislang erfolgreich staatlichen Regulierungsbemühungen und den Formationen der Global Governance.
Im Kontext des Zusammenbruchs der internationalen Ordnungsprinzipien der Nachkriegsära wird eine Einhegung der problematischen Begleiterscheinungen neuer Technologien immer dringlicher. Dies gilt sowohl auf internationaler Ebene wie auch in regionalem und staatlichem Kontext: Wie lässt sich ein gemeinsamer Nenner zum Umgang mit Cyberwaffen finden? Welchen Regeln sollen künstliche Intelligenzen und automatisierte Entscheidungsmechanismen unterworfen werden? Welche Verantwortung tragen die sogenannten Plattformen für die auf ihnen verbreiteten Inhalte? Wie stellen Staaten und Gesellschaften sicher, dass der durch Globalisierung und Digitalisierung geschaffene Wohlstand gerecht verteilt wird? Kurz, wie gestalten wir einen „digitalen Humanismus“, basierend auf einer gobalen Ethik für das digitale Jahrhundert? Und schließlich, welche Rolle kann dabei die EU als „normative Macht“ in der Weltpolitik spielen um sich nicht in einem dystopischen Chinamerica zu verlieren?
Wir freuen uns auf Ihr Kommen!
Covid-19-Maßnahmen an der Universität
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