Alexander Draxl

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Warum hast du dich für das Studium der Erziehungswissenschaft in Innsbruck entschieden?

Erziehungswissenschaft war einer der wenigen Studiengänge in Innsbruck, der meine damaligen Interessen annähernd abdecken konnte: zum Beispiel Psychoanalyse, anthropologische und kulturwissenschaftliche Perspektiven auf den Menschen, Gender Studies und Disability Studies. Ich habe parallel neben Erziehungswissenschaft auch Psychologie studiert und dort dieses breite Spektrum besonders vermisst.

Was war für dich ein unvergessliches Erlebnis Ihrer Studienzeit?

Wenn ich mich recht erinnere, musste ich gleich in der dritten Woche des ersten Semesters ein zehnminütiges Referat vor ca. 150 Leuten im Geiwi-Hörsaal 4 halten – und das nur mit einigen wenigen Stichworten ausgerüstet. So groß war das Publikum seitdem nie wieder. Ich denke heute noch manchmal an dieses letztlich positive Erlebnis, wenn ich vor Vorträgen nervös werde.

Gab es Momente oder Personen in deinem Studium, die dich besonders geprägt haben?

Die prägendsten Erfahrungen an der Universität Innsbruck habe ich sicherlich als studentischer Mitarbeiter gemacht, zum Beispiel in der Organisation der Einführungstage für Erstsemestrige im BA-Studium oder bei der Vorbereitung von Lehrveranstaltungen. Über die Jahre habe ich so noch einmal einen ganz anderen Einblick in den Universitätsalltag bekommen.

Ansonsten war es immer eine tolle Erfahrung, Lehrveranstaltungen aus anderen Studienrichtungen zu besuchen. In besonders guter Erinnerung sind mir Lehrveranstaltungen der Europäischen Ethnologie, zum Beispiel eine Vorlesung über Kulturtheorien, in der einfach jede einzelne Stunde spannend aufbereitet war.

Warst du im Ausland? Welche Erfahrungen hast du dort gemacht?

Während des Masterstudiums war ich ein Semester lang in Edmonton, Kanada, an der University of Alberta. Ermöglicht wurde der Aufenthalt vom Zentrum für Kanadastudien der Universität Innsbruck. Das war wirklich eine ganz einmalige Erfahrung, in der ich viel gelernt habe – auch über mich selbst. Vieles war dort auch herausfordernd: Der Abgabetermin für die Seminararbeiten war zum Beispiel nur eine Woche nach der letzten LV-Einheit. Insgesamt war es aber eine super Chance, um außerhalb des europäischen Raums Studienerfahrungen zu sammeln.

Wie hat sich dein Weg zum Studium und vom Studium bis heute entwickelt?

Studieren wollte ich eigentlich schon immer, nur war nicht immer ganz klar, in welche Richtung es gehen soll. Geschichte und Latein standen einmal am Plan, auch für Classica et Orientalia war ich ursprünglich einmal inskribiert. Dass ich dann Erziehungswissenschaft studiert habe, war letzten Endes vor allem dem tollen Lehrveranstaltungsangebot geschuldet.

Aktuell verfolge ich ein Doktoratsstudium an einer anderen Universität und in einem anderen Fach, nämlich in Germanistik. Aber ich denke heute nach wie vor oft an Texte, die ich während des Erziehungswissenschaftsstudiums gelesen habe.

Welche im Studium erworbene Qualifikation hilft Dir im heutigen Beruf am meisten?

Im Bachelorstudium Erziehungswissenschaft musste man, zumindest so wie das Studium damals strukturiert war, irgendwie ständig Seminararbeiten schreiben. Zusammen mit meinem Zweitstudium waren das dann ganz schön viele Deadlines, die ich im Kopf behalten musste. Ich habe so gelernt, meine Termine gut zu organisieren. Das hat mir schon in ganz unterschiedlichen Kontexten sehr geholfen.

Was möchtest Du gerne noch erreichen – beruflich oder privat?

Als erstes fällt mir da natürlich ein, dass ich meine Dissertation zum Schicksalsbegriff in der Moderne zu einem guten Abschluss bringen will – und dann natürlich auch die Veröffentlichung der Dissertation als Buch. Wie es dann weitergeht, weiß ich noch nicht und darüber werde ich mir Gedanken machen, wenn es so weit ist. Ich habe jedenfalls das Gefühl, dass mir durch meine verschiedenen Studien mehrere Wege offenstehen.

 Studienanfänger*innen bzw. Studierenden rate ich…

… viel zu lesen und auch Lehrveranstaltungen zu besuchen, die einen auf den ersten Blick vielleicht nicht so ansprechen. Wieviel man aus einem Studium herausbekommt, hängt – zumindest in meiner Erfahrung – sehr davon ab, wie viel man selbst hineinsteckt.

 Was war zu Studienzeiten Dein Lieblingsort in Innsbruck/an der Universität?

Einer meiner Lieblingsorte war sicherlich die Theologische Fakultätsbibliothek. Dort ist ruhiger als an der Hauptbibliothek; es ist insgesamt ein schönes Gebäude und auch zentral gelegen.  

Was verbindet dich heute noch mit der Fakultät für Bildungswissenschaften bzw. der Universität Innsbruck?

Ich habe seit meinem Abschluss an der Fakultät für Bildungswissenschaften vor vier Jahren schon den ein oder anderen Kurs dort unterrichten dürfen, zum Beispiel zu Themen wie „Schicksal und Erziehung“. Darüber hinaus habe ich natürlich noch Kontakt zu Personen, die meinen Studienverlauf besonders beeinflusst und gefördert haben.

 Ich wollte immer schon einmal...

… in der Zeit zurückreisen, um Sigmund Freuds Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse besuchen zu können.

 Erziehungswissenschaft ist für mich…

… der mal besser, mal schlechter funktionierende Versuch, breit aufgestelltes Wissen über den Menschen in einer wissenschaftlichen Disziplin zusammenzubringen. Das Ergebnis können potentiell spannende und unerwartete Einsichten sein.

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