Adventkranz
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstand in den protestantischen Ländern Norddeutschlands der Adventkranz in seiner heutigen Form. Im Alpenraum bürgerte sich dieser Brauch erst Mitte des 20. Jahrhunderts ein, zuerst in den Städten und dann sehr zögernd auch auf dem Land.
In einen aus grünen Zweigen geflochtenen Kranz werden vier Kerzen eingesteckt, die an einem bestimmten Termin, den Adventsonntagen, nacheinander entzündet werden. Dieser Brauch ist erstmals vom späteren Begründer der Inneren Mission, Johann Hinrich Wichern, im sogenannten Rauhen Haus bei Hamburg eingeführt worden. Im Rauhen Haus, eine Erziehungsanstalt für Kinder, war es üblich, einen Kranz mit Lichtern zu besetzen – für jeden Sonntag eine große, für jeden Wochentag eine kleine Kerze. Diese Adventslichter sollten, an den biblischen Vergleich Christi mit dem großen Licht anknüpfend, die andächtige Erwartung seines Erscheinens fördern. Der Herkunft entsprechend, ging die Verbreitung des Lichterkranzes zunächst von den protestantischen Städten aus (Bethel, Bielefeld), hier vor allem von den Gemeindehäusern, Kinderheimen und Schulen. Verbreitung erfuhr der Adventkranz u.a. auch im Zuge der "Lichter-Romantik" der deutschen Jugendbewegung bzw. durch seine Einführung als Modeartikel im Kunstgewerbe. Seine zunehmende Verwendung im Familienkreis ging mit der Festlegung von vier Kerzen für die Adventsonntage einher. So heißt auch ein bekannter Kindervers: Advent, Advent, ein Lichtlein brennt. Erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier: dann steht das Christkind vor der Tür.
In unserem Raum hat sich der Adventkranz erst nach dem zweiten Weltkrieg langsam durchgesetzt. In den 60er Jahren war der Adventkranz etwa in St. Johann in Tirol und in Brandenberg erst teilweise bekannt. In Serfaus war der Adventkranz zwar in der Kirche zu finden, aber noch nicht in den Häusern.
Literatur:
Scharfe, Martin (Hg.): Brauchforschung. (Wege der Forschung; Bd. 627) Darmstadt 1991
Weber-Kellermann, Ingeborg: Das Weihnachtsfest. Eine Kultur- und Sozialgeschichte der Weihnachtszeit. Luzern/Frankfurt a.M. 1978
Küster, Jürgen: Wörterbuch der Feste und Bräuche im Jahreslauf. Freiburg/Basel/Wien 1985