Brixentaler Antlaßritt
Als Antlaßtag wird üblicherweise der Gründonnerstag bezeichnet. Durch die thematisch enge Verbindung von Gründonnerstag und Fronleichnam erhielt in einigen Gegenden jedoch dieses Fest die Bezeichnung Antlaßtag.
(Antlas, vom mhd. antlaz = Ablaß, Entlassen von der Buße).
Um ca. 13.00 Uhr treffen Reiter aus dem Gemeinden Westendorf, Brixen i. Th. und Kirchberg i T. beim Widum im Brixen ein. Sie sind in Tracht gekleidet, in der Hand tragen einige eine Prozessionsfahne oder eine Fahne mit in den Farben des Landes Tirol bzw. der jeweiligen Gemeinde. In Brixen treffen sie mit den Dekan zusammen. Dieser steigt auf ein geschmücktes Pferd, in der Hand hält er das Allerheiligste. Unter Glöckengeläute beginnt der Ritt, wobei als erstes der Kastanienbaum im Dekanatshof umritten wird. Innerhalb des Zuges herrscht eine strenge Rangordnung. Als erstes reiten, immer paarweise, die Kirchberger Fahnenträger, dann die restlichen Reiter aus Kirchberg. Es folgen die Brixner mit ihren Fahnen. Dahinter reitet derDekan und andere Pfarrer. Sie segnen mit dem Allerheiligsten die Zuseher. Die "Dorfer" Reiter (Westendorf) beschließen den Zug.
Die Prozession zieht nach Kirchberg zur "Klausen- oder Schwedenkapelle". Der Name Klausenkapelle bezieht sich auf den Klausenbach, eine natürliche Talenge (Klause) . Hier sollen im Dreißigjährigen Krieg (1618 - 1648) die "Enterlender Bauern" , gemeint sind die Westendorfer, Brixner und Kirchberger den nach Tirol eingebrochenen Schweden entgegengeritten sein und hätten sie zurück gedrängt: "Bis hier her und nicht weiter - kamen die Schwedischen Reiter 1643" liest man auch auf der nach dieser Sage benannten Schwedenkapelle. (Statt 1643 müßte es 1648 heißen, eine Veränderung anläßlich einer Renovierung)
1655 ist die Beteiligung des Brixner Schullehrers und mehrerer Sänger an dem "alten Brauch" belegt. 1750 meldet der Pfarrer von Brixen, daß "eine neue Capellen am Clausenbache (...) zu dem Antlaßritt (..) erbaut worden sey".
Es ist historisch erwiesen, daß die Schweden niemals den Tiroler Boden betreten haben. Vermutlich bestand schon vor dem 30jährigen Krieg ein Flurritt im Brixental. Das Mitttragen des Allerheiligsten machte vermutlich aus dem älteren Reiterbrauch einen Fronleichnamsritt. Die in weiteren teilen Tirols bekannte Sage vom Einfall der Schweden vermischte sich schließlich mit dem Brauch und wurde so zur Erklärung und Legitimation des Brauchs.
Literatur:
Caramelle, Franz: Der Brixentaler Antlaßritt, in: Posch, Sebastian (Hrsg.): Brixen in Thale 788 - 1988, Innsbruck 1988 (= Schlern Schrift Nr. 281)
Hörmann, Ludwig von: Tiroler Volksleben, Stuttgart 1909
Kapfhammer, Günter: Brauchtum in den Alpenländern, München 1977