Das Gauderfest im Zillertal


Das Gauderfest findet alljährlich am ersten Sonntag im Mai statt. Es geht auf die Tradition der Kirchtage zurück, die es im Zillertal fast in jedem Ort gab. Der Gauderkirchtag, am ersten Sonntag im Mai war gegenüber den übrigen, die im September abgehalten wurden, etwas Besonderes. An diesem ersten Sonntag im Mai jeden Jahres öffnete der Bräu in Zell am Ziller die Städel und Schupfen des Gauder-Anwesens. Alle Zimmer des Gauder-Hauses wurden geräumt, denn schließlich erwartetet man eine große Zahl von Besuchern. Die obligate Tanzmusik spielte auf, Scheibenschießen und Kegelscheiben waren Angebote zur Belustigung. Ein paar extra gemästete Rinder und über ein Dutzend Schweine wurden geschlachtet, denn die Festbesucher sollten neben dem Gauderbock auch etwas Handfestes zu beißen bekommen.

Das Faß mit dem Gauderbock wird auf den Festplatz geführt

Das Faß mit dem Gauderbock wird auf den Festplatz geführt

Schon frühe Reiseschriftsteller berichten von dieser Großveranstaltung als dem Hauptfest im Zillertal. In einer Urkunde um 1400 ist bereits der Name "Gauder" für das gleichnamige Lehen erwähnt. 1664 wurde dem "Prewer" Josef Hoppichler das Zapfrecht mit Weinausschank und Auskoch im Polsingerhaus, dem jetzigen Gasthof "Bräu" gnädigst verliehen. Die Nachfolger dieses Josef Hoppichler pflegten die Braukunst bis in die heutige Zeit. Die Zeller Brauerei (älteste Privatbrauerei in Tirol) hat das Privileg, gerade für dieses Fest ein besonders starkes Bier zu brauen. Der hochgrädige Gauderbock hat schon manchen standfesten Trinker in das vorzeitige Out geschickt. Schließlich sind 20 Grad erheblich mehr, als bei herkömmlichen Bieren üblich.

Der Name Gauder ist - nicht wie gelegentlich angenommen wird - von "Gaudi" abgeleitet, sondern höchstwahrscheinlich doch auf das Gauderlehen zurückzuführen, auf dessen Grundstücken die Veranstaltung alljährlich abgewickelt wurde.
Das Gauderfest wurde bis ca. 1950 von der Brauerei auf den Wiesen des eigenen Anwesens ausgerichtet. Danach übernahm der Tourismusverband die Agenden des Veranstalters, das Fest wurde in das Dorfzentrum verlegt. Die Besucherzahlen stiegen von Jahr zu Jahr und erreichen mittlerweile die stolze Zahl von etwa 20.000.

Ranggln beim Gauderfest in Zell am Ziller

Ranggln beim Gauderfest in Zell am Ziller

Den Auftakt des Festes bildet das Frühjahrskonzert der Bundesmusikkapelle, daran schließt der Bieranstich am Samstag und am Sonntag findet das eigentliche Fest mit Umzug, Ranggeln und diversen anderen Veranstaltungen statt. Der Gauderumzug steht jedes Jahr unter einem besonderen historischen Motto. Die Kostüme für das farbenprächtige Defilee stammen aus dem Fundus des Tiroler Landestheaters.
Noch 1933 kämpften Kühe, Widder, Hähne und auch Ranggler gegeneinander. Der Sieg des Kuhstechens brachte - wie auch der Rangglerhogmoar - viel Prestige. 1983 wurden die Hahnenkämpfe eingestellt und 1999 gab es auch das Widderstoßen nicht mehr.


 


Literatur:
Schmidt, Leopold: Zu den Tierkämpfen beim Zillertaler Gauderfest. In: Tiroler Heimatblätter 25 (1950), S. 134-140.
Egg, Erich: Schwazer Bezirksbuch, Innsbruck 1981.
Moser, Christian und Martin Reiter: Die Rinderrasse der Tux-Zillertaler, Innsbruck 1996.
Haider, Friedrich: Tiroler Brauch im Jahreslauf, Innsbruck 1990, S. 214-215.

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