Klaubaufgehen im Osttirol
In zahlreichen Gemeinden zieht am Vorabend des Nikolaustags der Hl. Nikolaus in Begleitung einer maskierten Schar durch den Ort. Der Name der Nikolausbegleiter ist regional unterschiedlich: Krampus, Kramperl, Spitzbartl oder Klaubauf sind die bekanntesten. Daneben ist die Bezeichnung Bercht, Berchtl oder ähnliches, vielfach üblich. Der Berchtenbrauch (Berchtenjagen, Berchtenspringen,..) war ursprünglich ein separater Brauch (6. Jänner) der sich jedoch spätestens ab dem 18. Jhd. mit dem Nikolausbrauch vielfach vermischte. Die Bezeichnung "Klaubauf" war noch im 19. Jhd. in weiten Teilen Süddeutschlands und Österreichs üblich. Heute findet sich die Bezeichnung fast ausschließlich in Osttirol, sowie teilweise in Oberkärnten und im Vinschgau (Südtirol).
Das Klaubaufgehen in Osttirol zeichnet sich durch die namensgebende Figur des Klaubauf aus. Ein Klaubauf trägt ein weises, schwarzes oder braunes Fell, eine grob geschnitzten Holzmaske (Larve) bzw. eine grob wirkende Larve aus Aluminium. Auf seinen Rücken finden sich mehrere größere Glocken.
Ab dem 3. Dezember ziehen die "Klaibaife" (dialektale Mehrzahl von Klaubauf) am Abend in Begleitung des Nikolaus durch den Ort. Der Nikolaus besucht die Häuser, befragt die Kinder und läßt sie durch zwei Engel (frühere Bezeichnung: Bediente) beschenken. Der Lotter und die Litterin heischen in der Zwischenzeit um Geld und tanzen als Dank zur Musik des Spielmanns.Der Klaubauf versucht die Passanten auf den Rücken zu werfen. Früher üblich, heute jedoch kaum mehr gebräuchlich ist das sogenannte "Tisch zoichn" (Tisch ziehen). Dabei versuchten mehrere "Klaibaife" nach dem Besuch des Hl. Bischofs den Tisch eines Hauses ins Freie zu ziehen. Es galt als Schande für den Hausherren, wenn dies gelang.
Die Gemeinde Matrei in Osttirol ist Hauptort des Brauchs. Am Beginn des 20. Jhd. hat sich hier der Brauch in die heute typische Erscheinungsform gewandelt. Vermummten sich früher die Maskierten üblicherweise mit Fellen bzw. Stoffen mit ausgeschnittenen Augenpartien, so verbreiteten sich ab den 20er Jahren große, grob geschnitzte Holzlarven. Um größer zu wirken, schauten die Maskierten durch die Nasenlöcher der Larve. Die Glocken nahmen ebenfalls an Größe zu.
Erste Belege für das Klaubaufgehen in Matrei finden sich erst relativ spät. 1736 bzw. 1744 berichtet ein Beauftragter des Bischofs von Salzburg, daß sich in Matrei "die Unsitte Platz gegriffen [hätte], daß man die Faschingstage auf die Feiertage vor Weihnachten, Neujahr und Heilig Dreikönig verlege, wo man mit Narrengewändern oder sonst schamlosen Kleidern in alle Häuser eindrang, ganze Scharen von Knaben und Mädchen mit sich fortriß und überall sich übermäßigen Fraß hingab" . 1816 wurde der Brauch in Zusammenhang mit Nikolausspielen in einer Anfrage des Kreisamtes Lienz an den Landrichter zu Windisch- Matrei erwähnt.
Heute erfreut sich der Brauch einer ungeahnten Beliebtheit. Im Matrei beteiligen sich ca. 200 Personen am Klaubaufgehen. In einigen Gemeinden wurde der Brauch sogar neu eingeführt (Oberdrauburg, Oberkärnten).
Literatur
Prasch, Hartmut: Masken und Maskenbrauchtum in Oberkärnten und Osttirol (Dissertation am Institut für Volkskunde, Innsbruck) 1986
Schuladen, Hans: Nikolausspiele des Alpenraums (Schlern Schrift Nr. 271), Innsbruck 1984