Der ‚Tiroler Abend‘. Nationalkonzert – Volkstumsarbeit – Touristenattraktion
Förderschwerpunkt „Erinnerungskultur“ des Landes Tirol
 

 

Laufzeit
März 2020 bis Dezember 2022
 

Fördergeber
Land Tirol, Abteilung Kultur, Förderschwerpunkt Erinnerungskultur

Projektpartner
- Universität Innsbruck, Institut für Geschichtswissenschaften und Europäische Ethnologie, Fach Europäische Ethnologie
- TirolerLandesmuseen Betriebs.ges.m.b.H., Innsbruck, Bereich Tiroler Volkskunstmuseum Innsbruck (Karl Berger)
- Tiroler Volksmusikverein (Obmann: Peter Margreiter)
- Zentrum für Erinnerungskultur und Geschichte ZEG (Brigitte Mazohl, Kurt Scharr)

Projektleitung
Silke Meyer

Projektmitarbeiterin
Sandra Hupfauf

 

Projektbeschreibung

Schon 1827 unterstellte Heinrich Heine jodelnden Tirolern in London den Ausverkauf ihrer „Folklore“. Der Diskurs aber wandelte sich. Stand im 19. Jahrhundert die Vermarktung des Tirolischen im Mittelpunkt der Kritik („Geschmacklosigkeit“), wurde der ‚Tiroler Abend‘ im Laufe des 20. Jahrhunderts auch zu einem Mittel der (partei-) politischen Propaganda der austrofaschistischen und nationalsozialistischen Diktaturen (siehe spätere Ausführungen). In den 1970er Jahren galt die primäre Kritik aber nicht mehr der kommerziellen Verwertung, sondern der inhaltlichen und musikalischen Orientierungslosigkeit und der Bedeutungsleere. Heute wird ‚Tiroler Abend’ oft als Synonym für sämtliche Fehlentwicklungen im Tiroler Tourismus verwendet.

Ziel des Forschungsprojektes ist die ideologiekritische Betrachtung des ‚Tiroler Abends‘ von den Anfängen im 19. Jahrhundert bis in die Jetztzeit. Schwerpunkte des historischen Interesses liegen im frühen 20. Jahrhundert (Monarchie), der Zwischenkriegszeit (Austrofaschismus) sowie der NS-Zeit resp. deren Nachwirken sowie der Transformation des ‚Tiroler Abends‘ von einer politischen Manifestation zu einer scheinbar unpolitischen Attraktion im Tourismus. Was blieb von diesem volksmusikalischen Unterhaltungsformat, das bereits ab den 1920er Jahren als deutschnationale Volkstumsarbeit und später als Truppenbetreuung eingesetzt wurde, nach dem Wegfall der nationalsozialistischen Ideologie noch übrig? Welche kulturelle Identität sollte man den Touristen nun vermitteln?

 

“Täglich Konzert“, Tiroler National-Sänger- und Tänzer-Familie Egger-Rieser (um 1900, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, PL 162)

 

Tiroler Volksblatt vom 25. August 1939, Seite 8.

„Widmungsbuch” der Sängergesellschaft Mayr-Blaas von 1944 (Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, FB 119504/18).

„1. Tiroler Damen-Gesangs- und Tanz- Ensemble ‚D`Moosblüamerln‘ aus Innsbruck“ (ca. 1920er Jahre, Archiv Martin Reiter).


 

 

 

 

 

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