Das Forschungszentrum
Geschichte des Forschungszentrums
Das Forschungszentrum HiMAT (History of Mining Activities in Tyrol and adjacent areas – impact on environment and human societies) wurde 2007 an der Universität Innsbruck eingerichtet und ist aus einem vom FWF geförderten Spezialforschungsbereich (SFB) hervorgegangen. Es setzte sich mit den Auswirkungen des Bergbaus auf die Kulturen und die Umwelt im Alpenraum vom Neolithikum bis in die Neuzeit auseinander. Beteiligt waren international ausgewiesene Expert:innen aus verschiedenen historischen Wissenschaften sowie aus zahlreichen natur- und ingenieurswissenschaftlichen Disziplinen, wobei die Einbindung des wissenschaftlichen Nachwuchses schon im FZ HiMAT ein besonderes Anliegen war. Im Rahmen eines interdisziplinären Netzwerkes mit internationaler Beteiligung wurden die Entwicklungsphasen des Montanwesens im mittleren Alpenraum systematisch untersucht.
Das FZ HiMAT war ein breit aufgestelltes interdisziplinäres Forschungsteam zum Thema Bergbaugeschichte. Die wissenschaftlichen Fragestellungen beinhalteten die Charakterisierung von alpinen Rohstoffvorkommen sowie Untersuchungen zu technik-, wirtschafts- und sozialgeschichtlichen Entwicklungen und Errungenschaften im Bereich des Montanwesens. Zur Anwendung kamen archäologische, historische, ethnologische und linguistische sowie natur- und ingenieurswissenschaftliche Methoden. Berücksichtigt wurden Beginn, Dauer und Intensität von Bergbauaktivitäten, Subsistenzfragen, Besiedlungsgeschichte und wirtschafts- und herrschaftspolitische Verhältnisse im Umfeld der Montanbetriebe sowie Umweltfaktoren.
Die Alpen weisen aufgrund ihrer Entstehungsgeschichte ein großes Potential mineralischer Rohstoffe auf. Schon in der Mittel- und Jungsteinzeit hat der Mensch diese wertvollen Ressourcen für sich genutzt und bestimmte Gesteine und Minerale gewonnen und zu Werkzeugen, Waffen und anderen Objekten verarbeitet. Die Einführung der Metallurgie in das prähistorische Europa führte zu substantiellen Veränderungen in den Bereichen Kultur und Umwelt. In den Ostalpen entstanden im 2. und frühen 1. Jahrtausend v. Chr. überregional bedeutende Produktionszentren für Metalle, insbesondere Kupfer. Signifikante technologische und strukturelle Ähnlichkeiten belegen einen über lokale Talschaften weit hinausgehenden Kommunikations- und Wirtschaftsraum. Archäometrische Provenienzstudien zeigen zeitliche Schwerpunkte bei der Verwendung unterschiedlicher Kupfersorten, die mit Aufstieg und Niedergang von Montanrevieren einhergehen. In der Bronzezeit erreichte die Kupferproduktion stellenweise „frühindustriellen“ Charakter.
Die Forschungsschwerpunkte des FZ HiMAT konzentrierten sich auf den Tiroler Raum und angrenzende Gebiete. Im Fokus standen die Gewinnung und Nutzbarmachung von Mineralen und Gesteinen wie Silex (Hornstein, Radiolarit), Bergkristall, Speckstein (Lavez) sowie von Metallerzen (Fahlerz, Kupferkies) zur Produktion von Kupfer bzw. Silber. Auf internationaler Ebene wurde eng mit externen Forschungseinrichtungen kooperiert, um gemeinsam Modelle zur zeitlichen und räumlichen Dynamik des alpinen Montanwesens und seinen Einfluss auf den europäischen Markt zu entwickeln.