Sommersemester 2023: Katharina Fohringer, Jennifer Hargesheimer, Dino Mustafic, Lisa Possenig, Patrick Scharf
Hattest du auch schon mal ein Gefühl in dir, welches dir bei einer Entscheidung geholfen hat, ohne viel nachdenken zu müssen? Dieses Gefühl ist bekannt als Intuition oder Bauchgefühl und wurde bereits von Daniel Kahneman in seinem Werk „Schnelles Denken – langsames Denken“ diskutiert. Kahneman unterscheidet Intuition von überlegten, bewussten Denken und unterteilt diese in System 1 und System 2 (Kahneman, 2016, S. 32ff.).
In der Wissenschaft ist bereits bekannt, dass Intuition überaus erfolgreich sein kann. Das liegt daran, dass Informationen aus dem Langzeitgedächtnis hervorgerufen werden und dadurch schnell Entscheidungen getroffen werden können. (Scobel, 2022) Besonders im Alltag spielt Intuition eine große Rolle. Viele kleine Probleme, für die eine KI überflüssig wäre, können wir nur durch unser Bauchgefühl lösen. (Landhäußer & Feltes, 2022, S. 102) Nicht nur im Alltag, in unbekannten Situationen, auch im Managementbereich ist Intuition ein bekanntes Hilfsmittel, auf das viele Vorstände zurückgreifen. In einer Studie der Economist Intelligence Unit, beauftragt von PwC, wurden über 1100 Führungskräfte befragt. Obwohl zwei Drittel daran glauben, dass künstliche Intelligenz das Treffen von Entscheidungen beeinflussen kann, hören trotzdem 30% auf ihre eigene Intuition und Erfahrung. (Guldner, 2016) Die Frage ist aber eher nicht ob, sondern wann wir auf unser Bauchgefühl hören sollten. In komplexen Situationen lohnt es sich dennoch, nach System 2, bewusst nachzudenken. (Gigerenzer, 2021, S. 15f.)
Abbildung 1: Zitat Albert Einstein Quelle: https://mellaniecollins.com/2014/09/18/albert-einstein-on-intuition/
Laut Gigerenzer zeichnen sich Entscheidungen, die wir mit unserem Bauchgefühl treffen, durch drei Dinge aus: sie tauchen schnell im Bewusstsein auf, die Gründe sind uns nicht vollständig bewusst und sie sind stark genug, sodass wir danach handeln. Es ist möglich, schnelle unbewusste Entscheidungen zu treffen, da wir einfache Faustregeln verwenden und auf ausgebildete Fähigkeiten des Gehirns zurückgreifen. Das bedeutet, wir verwenden für einfache Entscheidungen entsprechende Heuristiken. (Gigerenzer, 2021, S. 15ff.) Bei diesen Entscheidungen greift man in einer kurzen Zeit auf eine riesige Menge an Informationen zurück, die im Gedächtnis gespeichert sind. Die Entscheidungen werden dann mit unserem Bauchgefühl getroffen, unabhängig davon, ob sie rational sind. (Deininger et al., 2019, S. 35)
Intuition kann aber auch zu fehlerhaften Entscheidungen führen. Beispielsweise wollten AmerikanerInnen nach dem Vorfall des 11. September 2001 auf das Fliegen verzichten und verwendeten vermehrt das Auto. Sie waren der Meinung, die Wahrscheinlichkeit, ihr Leben zu verlieren, ist beim Autofahren geringer als beim Fliegen. Dies erwies sich jedoch als falsch, denn über 1500 AmerikanerInnen starben dadurch an Verkehrsunfällen. (Landhäußer & Feltes, 2022, S. 102)
Künstliche Intelligenz begleitet uns zunehmend im Alltag- und Berufsleben und soll uns, in Form von Algorithmen, dabei helfen, richtige Entscheidungen zu treffen. Algorithmen verwenden eine riesige Datenmenge, um vor allem in komplexen Situationen die effektivste Lösung zu finden. Zum einen hat KI den Vorteil, alle Faktoren in Sekunden gezielt zu berücksichtigen und jegliche Zusammenhänge zu analysieren. Zum anderen werden schneller rationale Entscheidungen getroffen, als es uns möglich wäre. (Deininger et al., 2019, S. 39f.)
Menschen sind nicht frei von Fehlern, oft entscheiden sie subjektiv und benachteiligen unbewusst andere, besonders bei Entscheidungen, die sehr komplex sind. (Deininger et al., 2019, S. 39f.) Viele argumentieren, dass ein Algorithmus fairere Entscheidungen treffen kann, dies entspricht aber nicht der Wahrheit. Auch ein Algorithmus enthält Biases, schließlich muss dieser von Menschen zuerst programmiert werden und wird manchmal jahrelang von Daten gespeist, die bereits Diskriminierungen beinhalten. (Tschierske, 2022) Wie sich zeigt, ist eine KI nicht fehlerfrei, die Daten können leicht
manipuliert werden und zu falschen Entscheidungen führen. (Deininger et al., 2019, S. 41).
Die Eigenschaft, die uns von Maschinen unterscheidet, ist die menschliche Intuition. Unser Bauchgefühl gibt uns einen entscheidenden Vorteil gegenüber Algorithmen. In diversen Situationen macht es daher mehr Sinn, auf unser Bauchgefühl zu hören, aber auch Menschen machen Fehler. Im Idealfall sollte man sich nicht nur auf ein Entscheidungsmittel allein verlassen, sondern vielmehr ein Zusammenspiel aus Intuition und KI finden. Intuition kann ideal als Kontrollfunktion dienen, wenn bei einer Auswertung Zweifel bestehen. Bei großen und bewussten Entscheidungen, die nach Kahneman zu System 2 gehören, kann ebenfalls eine KI helfen, die richtige Entscheidung zu treffen, beispielsweise durch Berechnungen von großen Datenmengen und berücksichtigen aller zur Verfügung stehenden Informationen. (Guldner, 2016)
Literaturverzeichnis
Deininger, S., Hausner, J., Herwig, T., Riefler, E., & Späth, E. (2019). Die Rolle der Intuition bei Entscheidungen. Hochschule Kempten. 5. Illertisser Schloss-Diaglog "Arbeitswelten 4.0".
Gigerenzer, G. (2021). Bauchentscheidungen: Die Intelligenz des Unbewussten und die Macht der Intuition. Pantheon.
Guldner, J. (11.. Mai 2016). Wann wir auf unser Bauchgefühl hören sollten. Abgerufen am Mai 2023 von Wirtschaftswoche: https://www.wiwo.de/erfolg/trends/intuition-wann-wir-auf-unser-bauchgefuehl-hoeren-sollten/13540676-all.html
Kahneman, D. (2016). Schnelles Denken, Langsames Denken (21. Ausg.). Penguin Verlag.
Landhäußer, H., & Feltes, F. (2022). Wie viel Gefühl steckt in künstlicher Intelligenz? In A. Hildebrandt, & W. Neumüller (Hrsg.), Bauchgefühl im Management (S. 101-105). Springer Gabler.
Scobel, G. (1. 12 2022). Die Macht der Intuition. Abgerufen am Mai 2023 von 3Sat: https://www.3sat.de/wissen/scobel/scobel--die-macht-der-intuition-100.html
Tschierske, P. (24. 11 2022). Man kann nicht nicht diskriminieren. Abgerufen am Mai 2022 von www.science.at: https://science.apa.at/mehrzumthema/man-kann-nicht-nicht-diskriminieren/