Wintersemester 2022/23
Der Klimawandel betrifft uns alle gleichermaßen und ist wahrscheinlich die größte Bedrohung
für die globale Gesundheit des 21. Jahrhunderts. Insbesondere die psychische Gesundheit ist
durch direkte und indirekte Effekte stark von den Auswirkungen der Klimakrise betroffen.
Aber auch die Zukunft von Kindern und Jugendlichen, doch sie haben kaum die Möglichkeit,
den Schaden zu begrenzen, was sie anfällig für Öko - Angst macht. (Hickman, 2021) Dabei
stellt sich die Frage, wie sich der Klimawandel auf die psychische Gesundheit junger Menschen
auswirkt.
Wut, Angst und Sorge um die Zukunft der Menschheit und des Planeten sind Gefühle, die viele
junge Menschen auf der ganzen Welt als Reaktion auf die verheerenden Auswirkungen des
Klimawandels empfinden. Die Ängste im Zusammenhang mit der Umweltkrise wirken sich
deutlich negativ auf das psychische Wohlbefinden der Generation Z aus. Naturkatastrophen,
wie Wirbelstürme, Dürren, Hitzewellen, Brände und Überschwemmungen, können direkte
psychologische Auswirkungen haben, wie z. B. einen Anstieg von Depressionen,
Angstzuständen, posttraumatischem Stress und anderen psychischen Störungen. Außerdem
können eine Reihe von chronischen Gesundheitsstörungen folgen, wie Schlafstörungen,
Beeinträchtigung des Immunsystems, und sogar Schwierigkeiten in sozialen Beziehungen. Bei
den psychischen Auswirkungen wird zwischen direkten und indirekten, kurzzeitigen und
langzeitigen Effekten unterschieden. Extremwetterereignisse sind kurzfristige Phänomene,
deren Konsequenzen die Psyche auf indirektem Weg belasten. Indirekte Langzeitwirkungen
auf die Psyche sind beispielsweise ein steigender Meeresspiegel, anhaltende Dürren,
Entwaldung sowie eine dadurch ausgelöste oder verstärkte Massenmigration. Die
Langzeiteffekte setzen ganze Gesellschaften unter Stress und führen einerseits zu erheblichen
Konflikten in den direkt betroffenen Regionen, andererseits aber auch in den Zielländern der
Migranten. (Müller, 2021)
Eine aktuelle internationale Studie untersuchte die psychische Belastung durch den
Klimawandel bei einer Stichprobe von 10.000 Freiwilligen aus zehn verschiedenen Ländern
und im Alter zwischen 16 und 25 Jahren. Die Antworten der befragten Personen verraten im
Allgemeinen einen großen Pessimismus in Bezug auf die Zukunft, und dieses Unbehagen
beeinflusst auch die Wahl des Lebensstils. Viele zögern, Kinder zu bekommen und fürchten
um ihre Gesundheit, da sie wissen, dass globale Katastrophen verheerende negative
Auswirkungen haben können, die möglicherweise irreversibel oder lang anhaltend sind.
(Hickman, 2021)
https://www.thelancet.com/journals/lanplh/article/PIIS2542-5196(21)00278-
3/fulltext
Dieser große Pessimismus und dieses vermeintlich tatenlose Zusehen, macht die Generation Z
empfänglich für “Öko - Angst” oder Solastalgie. Darunter versteht man den durch
Umweltveränderungen bedingten existenziellen Stress. Klima Angst ist rational und bedeutet
keine Geisteskrankheit. Vielmehr handelt es sich um Stressfaktoren, die die Folgen einer
bereits bestehenden psychischen Störung verschlimmern können und die Menschen dazu
bringen, auf die Angst zu reagieren, indem sie nicht nur ihr tägliches Verhalten, sondern auch
ihre Weltanschauung und ihre Erwartungen an die Zukunft ändern. (Hickman, 2021)
Außerdem ist es immens wichtig, dass Jugendliche und Kinder lernen, mit den negativen
Folgen des Klimawandels umzugehen, ohne sich, anderen Menschen und der Umwelt zu
schaden. In diesem Zusammenhang spricht man auch von Mindfulness, das bedeutet nicht zu
versuchen, Emotionen zu verleugnen oder zu unterdrücken, sondern sie auf eine Art und Weise
zu akzeptieren. Die Generation der “Boomer” ist in den Augen der Jugendlichen bei der Bekämpfung
der Klimakrise gescheitert und sie reagieren teilweise sogar ignorant auf die Bedenken der jungen Generation.
Bei der Bewältigung der „Öko – Angst“ spielt auch die Moral eine wichtige Rolle, vor allem
bei den sog. young able polluter, zu denen auch wir gehören. Unsere moralische Pflicht besteht
hauptsächlich darin, kollektives Verhalten herbeizuführen und nicht nur unseren individuellen
Lebensstil zu verändern. Auf persönlicher Ebene kann ein klimafreundliches Verhalten in der
Regel gesundheitliche Vorteile mit sich bringen, sog. Health Co-Benefits. (Mc Call et al., 2021)
Klimaproteste wie “Fridays for Future” sollten mit einem Gefühl “kollektiver Wirksamkeit”
einhergehen und dazu beitragen, eine Verhaltens- und politische Veränderung herbeizuführen.
Durch das Engagement im Kampf gegen den Klimawandel kann das Gefühl der Machtlosigkeit
verringert werden. Hilfreich wäre, die richtige professionelle Hilfe zu finden, die Erfahrung
mit Öko-Angst hat. Die Teilnahme an Hilfsgruppen kann auch das Gefühl der Einsamkeit oder
Isolation verringern, was therapeutisch wirken kann. Hilfreich für den Heilungsprozess ist es
auch, Zeit in der Natur zu verbringen, z. B. bei Spaziergängen oder beim Meditieren in der
Natur, bei der Gartenarbeit oder beim Pflanzen von Bäumen. (Heid & Young, 2022)
Zusammenfassend kann man sagen, dass sich der Klimawandel immens auf die psychische
Gesundheit der jungen Generation auswirkt. In einigen Bereichen kann er auch positive Auswirkungen
auf das menschliche Wohlbefinden haben. Nach heutigem Wissenstand werden
aber die negativen Folgen überwiegen. Dennoch kann man versuchen die Klima Angst mit den
richtigen Maßnahmen zu bewältigen. Dabei handelt es sich um ein sehr wichtiges Thema, das
nicht mehr unterschätzt werden darf. „Ich habe gelernt, dass man nie zu klein dafür ist, einen
Unterschied zu machen.“ – Greta Thunberg
Literaturverzeichnis
Heid, M., Young, A., (2022). How to Cope With Eco-Anxiety: 5 Expert Tips.
EverydayHealth.com.
https://www.everydayhealth.com/eco-anxiety/how-to-cope-with-eco-anxiety/
Hickman C., Marks Elizabeth., Pihkala P., Clayton S., Lewandowski R., Mayall E.,
Wray B., Mellor C., van Susteren L., (2021). Climate anxiety in children and young people and
their beliefs about government responses to climate change: a global survey. The Lancet
Planetary Health. 5. 863 – 873.
https://www.thelancet.com/journals/lanplh/article/PIIS2542-5196(21)00278-3/fulltext
Mc Call T., Liedtke T. P., Hornberg C., Liebig-Gonglach M., (2021). Gut für das Klima,
gut für die Gesundheit: Perspektiven für individuelle Verhaltensänderungen. Versorgungs-
Report: Klima Und Gesundheit, 177–188.
https://doi.org/10.32745/9783954666270-13
Müller T., (2021). Psychische Folgen des Klimawandels: Öko-Angst und Hitzestress.
InFoNeurologie + Psychiatrie. Berlin: Springer. 276.
https://link.springer.com/article/10.1007/s15005-021-1988-
3?error=cookies_not_supported&code=1b9c0560-fcc9-45c5-b871-44a4c2d6495b
Abbildungsverzeichnis
Hickman C., Marks Elizabeth., Pihkala P., Clayton S., Lewandowski R., Mayall E.,
Wray B., Mellor C., van Susteren L., (2021). Climate anxiety in children and young people and
their beliefs about government responses to climate change: a global survey. The Lancet
Planetary Health. 5. 863 – 873.
https://www.thelancet.com/journals/lanplh/article/PIIS2542-5196(21)00278-3/fulltext