Nach Begrüßung durch Prof. Dr. Steckel von der Universität Innsbruck gab Prof. Dr. Wiedmer eine kurze Einführung in die Theorie der Wechselkurssysteme. Dazu führte er zunächst das "Geldpolitische Unmöglichkeitsdreieck" ein, bei dem ein Zielkonflikt zwischen autonomer Geldpolitik, Wechselkursstabilität und einem freien Kapitalverkehr besteht, da Volkswirtschaften im Allgemeinen nur zwei der drei Ziele erreichen können. Anschließend präsentierte er die Vor- und Nachteile flexibler und fixer Wechselkursregime und zeigte für welche Strategie sich verschiedene Länder entschieden haben. So haben sich beispielsweise die Länder der Eurozone für ein Regime fixer Wechselkurse entschieden und auch Dänemark den Wechselkurs der Krone an den Euro gebunden. Demgegenüber lassen die Schweiz und Schweden ihre Wechselkurse gegenüber dem Euro frei schwanken.
Im zweiten Teil ging er dann auf die politischen, gesellschaftlichen sowie wirtschaftlichen Gründe ein, aus denen sich die Schweiz aktuell für ein System flexibler Wechselkurse entschieden hat, aber in der Vergangenheit teilweise auch den Wechselkurs des Frankens an den Euro gebunden hat. Neben der traditionellen, politischen Unabhängigkeit der Schweiz und ihrer internationalen Bedeutung als Finanzplatz, kennzeichnet den Franken, dass er über das vergangene Jahrhundert hinweg als stabile Währung galt und nachwievor gilt und die Währung an den Finanzmärkten deshalb auch als "Save-Haven Asset" gehandelt wird. Dies führt insbesondere in Krisenzeiten zu einer Überbewertung der Währung, was der schweizer Exportindustrie zumindest kurzfristig schadet, da ihre Produkte international weniger Konkurrenzfähig sind. Gleichzeitig erhöht dies aber auch den Innovationsdruck der Unternehmen, da sie gezwungen sind, effizienter zu produzieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Die massiven Kapitalzuflüsse während der Eurokrise zwangen die Schweizer Nationalbank schlussendlich, ihr flexibles Wechselkurssysteem aufzugeben und den Wechselkurs gegenüber dem Euro zu stabilisieren, da sie zur Gefahr für die Preisstabilität in der Schweiz wurden und einen deflationären Druck ausübten. Weiter berichtete Wiebmer über die Befürchtungen in der schweizer Öffentlichkeit, als die Notenbank dieses feste Wechselkursregime wieder aufgehoben hat. Die negativen Befürchtungen über das Wirtschaftswachstum, die Arbeitslosigkeit und die Tourismusindustrie haben sich allerdings aus Sicht der Notenbank nicht bewahrheitet und in ihrer aktuellen Wechselkurspolitik bekräftigt.
Als Fazit schloss Wiedmer, dass sich die Entscheidung für eine autonome Geldpolitik und flexible Wechselkurse bewährt hat, aber gelegentliche Interventionen zur Wahrung der Preisstabilität notwendig sein können.
Zur Person:
Prof. Dr. Wiedmer ist stellvertretendes Mitglied des Direktoriums der Schweizer Nationalbank und im Basler Ausschuss für Bankenaufsicht tätig. Darüber hinaus ist er Dozent an der Universität Bern, wo er Volkswirtschaftslehre und Psychologie mit einem Auslandsaufenthalt in Berkley studierte.