Feministisches Lachen

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Feministisches Lachen. Geschlechtertheoretische Perspektiven auf Komik, Humor und Lachen.

17.06. bis 18.06.2021 im Kaiser-Leopold-Saal der Universität Innsbruck, Theologische Fakultät (Karl-Rahner-Platz 3)

Den Tagungsbericht finden Sie hier.

Den Radiobeitrag zur Tagung auf FREIRAD finden Sie hier.

 Credits: Daniel Jarosch

Komik, Humor und Lachen sind als soziale Phänomene alltäglicher Bestandteil unseres zwischenmensch­lichen, aber auch unseres kulturellen, gesellschaftlichen und politischen Lebens. Sie können dabei auf sehr unterschiedliche Weise agieren und sowohl Gemeinschaft konstituieren als auch Ausschlüsse erzeugen. Verletzende Formen von Witz zielen oft darauf ab, bestimmte gesellschaftliche Gruppen zu verlachen und diese in sozialen Zusammenhängen gewaltsam auf „ihren Platz“ zu verweisen. Umgekehrt dienen gerade auch komische Verfahren und Lachen – etwa von sozialen Bewegungen – dazu, gesellschaftliche Missstände und Ungleichheitsverhältnisse aufzuzeigen und deren Veränderung einzufordern. So nutzten und nutzen feministische Bewegungen das subversive Potenzial von Komik dafür, bestehende Gechlechterordnungen in Frage zu stellen und das Ziel von Geschlechtergerechtigkeit zu befördern. Wie gestalten sich solche komischen Interventionen? Worin liegt das Subversive, worin das Feministische dieser Komik?

Obwohl Frauen*bewegungen humorvolle Mittel zur Offenlegung herrschaftsförmiger Strukturen nutz(t)en, wird Feministinnen* in verschiedenen gesellschaftlichen und politischen Debatten gerne auch der Sinn für Humor abgesprochen. Gerade dann, wenn über sexistische Witze nicht gelacht oder Wut über ungerechte Verhältnisse ausgedrückt wird. Das Stereotyp der humorlosen Feministin*, die keinen Spaß versteht oder ihn gar verbieten möchte, dient in diesem Zusammenhang häufig dazu, feministische Forderungen ins Lächerliche zu ziehen und dadurch zu relativieren. Wie können sich Feministinnen* zu diesem Dilemma verhalten? Die feministische Theoretikerin Sara Ahmed nutzt das Bild der feministischen Spaßverderberin* und wendet es zur trotzigen Selbstbezeichnung der feminist killjoy* um. Dabei greift sie das Narrativ der humorlosen Feministin* auf und verwendet es, um eine gewisse Standhaftigkeit und Beharrlichkeit im Zusammenhang mit feministischer Haltung und dem damit verbundenen Verfolgen feministischer Politiken zu evozieren. Dabei fehle es der feministischen Spaßverderberin* dennoch keineswegs an Humor. Im Gegenteil versteht Sara Ahmed gemeinsames Lachen als ein verbindendes und ermächtigendes Moment in feministischen Bündnissen. Worin liegen für feministische Politiken die Möglichkeiten eines humorvollen Zugangs, wo seine Grenzen?

Letztlich ergibt sich aus der Beschreibung der humorlosen versus der humorvollen Feministin* auch die Frage danach, wer überhaupt komisches Subjekt sein kann? Und welche Körper können lachende sein? Weibliches Lachen galt lange als vulgär, als aggressiv und unschicklich – das Komische und Komödiantische als männlich dominiertes Feld. Ein zum Lachen aufgerissener Mund entsprach nicht der gesellschaftlichen Norm von Weiblichkeit*. Genauso wenig wie es eine Frau* tut, die auf der Bühne steht und andere Menschen zum Lachen bringt. Der Bereich des Komischen, des Kabaretts, der Comedy – wie viele andere kulturelle Domänen auch – ist also von Ausschlüssen und Machtverhältnissen durchzogen. Allerdings gibt es immer mehr Akteur*innen – u.a. Frauen*, queere und trans* Personen, People of Color –, die Komik, Humor und Lachen für ihre Politiken nutzen. Im Verlachen von Autoritäten besitzt auch Lachen ein subversives Potenzial. Lässt es sich also zugleich als körperliches, kulturelles, soziales und vielleicht auch politisches Ereignis verstehen?

Im Rahmen der Tagung werden verschiedene wissenschaftliche und künstlerischer Beiträge zu Komik, Humor und Lachen in ihrer kulturellen, gesellschaftlichen und politischen Dimension in Bezug auf Geschlecht und Geschlechterordnungen beleuchtet und zur Diskussion gestellt. Wie können das widerständige und subversive Potenzial von Komik in diesem Zusammenhang beschrieben werden? Wie können komische Mittel Teil feministischer Interventionen sein? Welche verschiedenen Medien und komische Verfahren werden dafür genutzt? Den aufgeworfenen Fragen wird aus interdisziplinärer Perspektive nachgegangen.

Organisation: Univ.-Ass.in Mag.a Mag.a Verena Sperk und Univ.-Prof.in Dr.in Mag.a Maria A. Wolf

Lehr- und Forschungsbereich Kritische Geschlechterforschung des Instituts für Erziehungswissenschaft

 

Kontakt: Humortagung2021[at]uibk.ac.at


Gefördert durch die Fakultät für Bildungswissenschaften der Universität Innsbruck, die Forschungsplattform Center Interdisziplinäre Geschlechterforschung Innsbruck, das Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Innsbruck, die Österreichische Gesellschaft für Geschlechterforschung sowie die Stadt Innsbruck (Abteilung Frauen und Generationen).

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