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Migration und Tirols ländlicher Raum (Migration und Fulpmes Teil I)

Im ersten Teil der Reihe zu Migration und Fulpmes berichtet der Innsbrucker Historiker Marcel Amoser über seine Erkenntnisse im Rahmen des Projekts "Erinnerungskulturen" des ZeMiT. Folgend geht es um die Bedeutung der "Gastarbeiter" für Fulpmes und das Stubaital.


Tourismus ist ein wesentlicher Bestandteil der wirtschaftlichen Entwicklung des Stubaitals. Auf die Jahre des Wiederaufbaus nach den beiden Weltkriegen, folgte eine prosperierende Zeit, die zahlreiche Investitionen und einen erhöhten Arbeitskräftebedarf mit sich brachte. Auch die Gemeinde Fulpmes wurde dadurch geprägt. Es entstanden Hotels, Geschäfte und Restaurants, in denen auch ArbeitsmigrantInnen Erwerb fanden. Dazu gehören etwa das Hotel Lutz oder die Konditorei Murauer. Von besonderer Bedeutung für die wirtschaftliche Entwicklung des Ortes war außerdem die Stubaier Werkzeuggenossenschaft. Seit 1897 existiert dieser Zusammenschluss mehrerer Firmen, die sich auf die Herstellung von Werkzeugen spezialisiert hatten. In den Unternehmen arbeiteten zunächst einige Menschen aus Jugoslawien, später dann aus der Türkei. [1] Im Fulpmer Gemeindebuch ist von der Relevanz der Migration für den Ort lediglich in Randnotizen zu lesen, wenn im Kapitel zur Hauptschule erwähnt wird, dass für „Gastarbeiterkinder […] Deutschunterricht und muttersprachlicher Zusatzunterricht (türkisch und serbokroatisch) in den Lehrstoff aufgenommen“[2] wurden. Dass das Thema überhaupt im Gemeindebuch aus dem Jahr 1987 Erwähnung fand, ist bemerkenswert. Ab den 1980ern finden sich auch in der Gemeindechronik Spuren der Migration, etwa in Form von Fotos der „Gastarbeiterunterkünfte“ und von Gebetsveranstaltungen. In einem weiteren Eintrag wird über die Gründung der Moschee in Fulpmes berichtet.[3] Die Hinweise auf die örtliche Migrationsgeschichte sind insgesamt aber spärlich. Ein tieferer Einblick konnte erst im Rahmen des Projekts „Erinnerungskulturen“ gewonnen werden.

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Marcel Amoser
© Foto Hofer

Marcel Amoser studierte Geschichte, Soziologie und Gender, Kultur und sozialer Wandel an der Universität Innsbruck. Er ist seit 2014 beschäftigt beim Zentrum für MigrantInnen in Tirol (ZeMiT), im Rahmen des Projekts „Erinnerungskulturen“. Seit 2016 arbeitet er insbesondere am Aufbau des Dokumentationsarchivs Migration Tirol.
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Beim Text handelt es sich um einen Textausschnitt. Der gesamte Text ist  im Ausstellungsband „Hier Zuhause. Migrationsgeschichten aus Tirol“ (S. 89-97) abgebildet.
Vielen Dank an Marcel Amoser und das Tiroler Volkskunstmuseum für die Verwendung des Textausschnitts. 

 

Quellen

[1] Für nähere Informationen zur Geschichte der Migration in Fulpmes siehe Hollomey-Gasser/Amoser/Hetfleisch: Erinnerungskulturen, S. 87–100.

[2] Mattel, Karin: Schul- und Bildungswesen im 20. Jahrhundert, in: Köfler, Werner/Pittl, Emerich (Hg.): Fulpmes, Fulpmes 1987, S. 121–160, S. 135.

[3] Gemeindearchiv Fulpmes, o. Sig.: Gemeindechronik Fulpmes, o. A., S. 107.

 

 

 

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