Frauen im 21. Jahrhundert:
Situationen - Herausforderungen - Perspektiven

Veranstaltungsreihe in Kooperation mit der sozialpolitischen Abteilung der AK-Tirol

21. Oktober 2008:
Erster Vortrag und Auftaktveranstaltung

Erika Thurner:
Frauenerwerbsarbeit in Österreich seit der Zweiten Republik

In ihrem Vortrag „Frauenerwerbsarbeit in Österreich seit der Zweiten Republik“ gibt Erika Thurner einen Überblick über die Entwicklung der Frauenerwerbsarbeit und die ideologischen Auseinandersetzungen darüber seit 1945. Bestimmend für die politische und gesellschaftliche Debatte und prägend für (sozial-)staatliche Strukturen und Entscheidungsprozesse blieb dabei bis heute die geschlechtsspezifische Zuweisung von Beruf und Familie: Dem Mann der Beruf, der Frau die Familie. Öffentlichkeit und Politik blieben dabei selbstverständlich strikt in Männerhänden, so als ob der gesetzlich verordnete Frauenausschluss aus dem Politischen – der mit der Ersten Republik als endgültig überwunden gelten sollte – noch in Kraft wäre.

Die Grundrisse patriarchale Politik sind aber bis heute nicht verblasst und so behauptet sich die Ungleichheit der Erwerbs- und Lebenschancen von Frauen und Männern bis heute als äußerst stabiles Strukturmerkmal moderner Wirtschafts- und Gesellschaftssysteme.

Zeit: Dienstag, 21. Oktober 2008, 19.30 Uhr
Ort: Großer Saal, AK-Tirol, Maximilianstraße 7, 6020 Innsbruck

 

25. November 2008:

Gisela Notz:
Arbeit: eine Begriffsdefinition

Arbeit ist mehr als eine Beschäftigung, die Geld einbringt. Die großen Gesellschaftstheorien, die sich mit Arbeit befassen, ignorieren die Leistung der Frauen für die Erschaffung und den Erhalt der Gesellschaft. Die Arbeiten im Haus und bei der Erziehung der Kinder oder der Pflege der Alten fallen nicht unter die Bezeichnung „Arbeit“, weil sie bekanntlich keinen Lohn einbringen und angeblich auch unbezahlbar sind. Aus dieser Ignoranz ergeben sich eine Reihe von Problemen, denn die Arbeiten, die nicht Erwerbsarbeiten sind, sind gesellschaftlich ebenso notwendig wie die Erwerbsarbeit. Mit dem Vortrag will ich dazu anregen, einen erweiterten Arbeitsbegriff zum Gegenstand von Arbeitsmarktforschung, Arbeitsgestaltung und Arbeitspolitik zu machen. Das alleine wird jedoch nicht reichen. Angesichts der aktuellen Entwicklungen, geht es auch darum, danach zu fragen, wie viel und welche Arbeit der Mensch braucht, wie sie zu bewerten und zu verteilen ist und welche Handlungsoptionen und Perspektiven sich daraus ableiten lassen.

Zur Person:
Gisela Notz, Dr. phil, Dipl. Päd., Sozialwissenschaftlerin und Historikerin. Bis Mai 2007 Wissenschaftliche Referentin im Historischen Forschungszentrum der Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn. Lehraufträge, Gast- und Vertretungsprofessuren an dv. Universitäten. Von 1985 bis 1997 Redakteurin der Zeitschrift „beiträge zur feministischen theorie und praxis“. Jetzt: LunaPark 21, freiberuflich tätig.

Ort: Großer Saal, AK-Tirol, Maximilianstraße 7, 6020 Innsbruck
Zeit: Dienstag, 25. November 2008, 19.30 Uhr

 

17. Februar 2009:

Edeltraud Ranftl:
Der Grundsatz der "Lohngleichheit" und Perspektiven zur Umsetzung des Prinzips der Gleichwertigkeit

Vor nunmehr 56 Jahren hat Österreich den Grundsatz "gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit" (das Arbeitsübereinkommen Nr. 100 der Internationalen Arbeitsorganisation) ratifiziert, doch noch immer - so die jüngsten Ergebnisse des Rechnungshofes - bestehen erhebliche Einkommensunterschiede zwischen Frauen und Männern.
Im Vortrag wird Edeltraud Ranftl einen kurzen Überblick über die Entwicklung der Forderung nach "gleichem Lohn" für Frauen und Männer geben und verschiedene Ursachen für niedrige und ungleiche Entlohnung benennen. Es wird erläutert, was unter dem Entgeltgleichheitsgrundsatz zu verstehen ist und der Frage nachgegangen, warum dieser trotz rechtlicher Vorgaben noch immer unverstanden und somit ein "Prinzip ohne Praxis" (R. Winter) geblieben ist.
Die Referentin will durch ihren Beitrag verschiedene AktuerInnen bzw. gleichstellungspolitisch aktive Personen dazu anregen, ihre Strategien in Bezug auf Equal Pay zu reflektieren.
 

Zur Person:
Mag.a. Dr.in Edeltraud Ranftl, Institut für Soziologie der Johannes Kepler Universität Linz, Abteilung Wirtschaftssoziologie, Stadt- und Regionalforschung.
Arbeitsschwerpunkte: Industrie- und Arbeitssoziologie, Entgeltsysteme und diskriminierungsfreie Arbeitsbewertung, Equal Pay; soziaologische Frauen- und Geschlechterforschung.

Zeit: Dienstag, 17. Februar 2009, 19.30 Uhr
Ort: Zukuntszentrum Tirol, Universitätsstraße 15a, 6020 Innsbruck, 1. Stock

 

31. März 2009:

Alexandra Weiss:
Familie als Ort des Glücks?
Soziale Sicherungssysteme im Umbruch

Neoliberale Politik hat eine Transformation ökonomischer, politischer und sozialer Verhältnisse eingeleitet. Auch Geschlechterverhältnisse und Familienformen werden im Zuges dieses Prozesses umgeformt, sie werden sogar vielfach als "Knotenpunkt" gegenwärtiger Veränderungen betrachtet.
Die mit Sozialstaatsabbau und Atypisierung einhergehende Prekarisierung von Arbeits- und Lebensverhältnissen, spiegeln sich in dem Ruf nach mehr Eigenverantwortung und der "Bürgergesellschaft". Gesellschaftlich notwendige Reproduktionsarbeiten sollen wieder zunehmend in die Familie rückverlagert und Frauen vermehrt als "Wohlfahrts-Produzentinnen" angesprochen werden. Die Anforderung an die Frauen bezieht sich dabei aber nicht mehr "nur" auf die Erfüllung der Hausfrauen- und Mutterrolle, sondern gleichzeitig auf Erwerbsarbeit. Während Frauen als "Marktsubjekte" emanzipiert werden, bleibt die Frage der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung, sprich die nach wie vor fast ungeteilte Zuständigkeit der Frauen für unbezahlte Arbeit, ungelöst. Während die private Betreuung von Kleinkindern durch Mütter wird finanziell unterstützt und "Mütterlichkeit" ideologisch überhöht wird, sinken die Geburtenraten aber nach wie vor.
Im Vortrag soll der Frage nachgegangen werden, mit welchen Widersprüchlichkeiten Frauen heute in Berufsarbeit sowie Haus- und Erziehungsarbeit konfrontiert sind, welche sozialstaatlichen Lücken sich vor dem Hintergrund von Atypisierung und Prekarisierung auftun und auf welchen (neoliberalen und/oder neokonservativen) ideologischen Hintergründen die gegenwärtige Diskussionen um Mutterschaft, Erziehung und Betreuung basieren.

Zur Person:
Alexandra Weiss, geb. 1971, Politikwissenschafterin, seit 2000 externe Universitätslektorin, seit 2006 Koordinatorin im Büro für Gleichstellung und Gender Studies/Universität Innsbruck, 2003-2007/08 Forschungsassistentin am Institut für Soziologie und Assistentin am Institut für Politikwissenschaft/Universität Innsbruck.
Schwerpunkte in Forschung und Lehre: Feministische Frauen- und Geschlechterforschung; Transformation von (Sozial-)Staaten; zivilgesellschaftlicher Protest; Frauen(erwerbs)arbeit, Frauenpolitik.

Zeit: Dienstag, 31. März 2009, 19.30 Uhr
Ort: Großer Saal, AK-Tirol, Maximilianstraße 7, 6020 Innsbruck

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