Studienjahr 2017/18

Bildungspolitik: zwischen Elitenreproduktion und sozialer Öffnung

Ausschlussmechanismen im österreichischen Bildungssystem

Das österreichische Bildungssystem zeichnet sich schon lange durch eine relativ hohe soziale Selektivität aus. Diverse Reformen haben daran wenig geändert. In den letzten Jahren wurde die Thematik aber wieder öfter medial aufgegriffen, insbesondere was den Hochschulzugang betrifft, scheint die Quote der Kinder aus „ArbeiterInnen-Haushalten“ abgenommen zu haben, die der Kinder mit Migrationshintergrund stagniert mehr oder weniger. Die Gründe dafür sind vielfältig und liegen zum Teil auch jenseits des Bildungsbereiches, etwa in sinkenden Einkommen und einer zunehmenden sozialen Ungleichheit. Aber auch Zugangsbeschränkungen und ein reformbedürftiges Stipendiensystem oder die universitäre Kultur haben ausschließende Wirkung. Die Vortragsreihe „Bildungspolitik: zwischen Elitenreproduktion und sozialer Öffnung“ will die Problematiken des österreichischen Bildungssystems aus verschiedenen Perspektiven thematisieren.

Die Bildungspolitik der Zweiten Republik. Reform und Stillstand

Vortrag und Diskussion mit Susanne Dermutz 

Der Vortrag mit Susanne Dermutz musste leider abgesagt werden.

Zwei Phasen haben die zentralen Merkmale der Bildungspolitik konstituiert: Das „Schulgesetzwerk“ von 1962 ist bis in die Gegenwart ausschlaggebend für die Muster der politischen Entscheidungsfindung und die Konservierung des traditionell hierarchisch gegliederten und sozial ungerecht selektiven Schulsystems. Diese beiden Ausformungen sind in einer zweiten Phase ab den siebziger bis in die achtziger Jahre mit den als Reform titulierten Änderungen innerhalb des Schulsystems etabliert worden. Das österreich-spezifische System der Bildungspolitik steht im Zentrum der Ausführungen, auf die Rolle der Wissenschaft wird kurz hingewiesen.

Ort: 21. Februar 2018, 18.30 Uhr
Zeit: Ort: ÖGB-Saal, Südtiroler Platz 14-16, 6020 Innsbruck, 7. Stock (gegenüber dem Hauptbahnhof)

Bildung und Macht

Vortrag und Diskussion mit Erich Ribolits

Bildung gilt gemeinhin als wesentliche Grundlage für das Durchschauen gesellschaftlicher Machtverhältnisse sowie die Möglichkeit, zur Überwindung ungerechtfertigter Machtausübung beitragen zu können. Angenommen wird, dass Wissen und die Befähigung zu dessen vernünftiger Verknüpfung es Menschen ermöglicht, Macht in ihrer jeweils gegebenen Ausformung zu hinterfragen und sich von ihr zu emanzipieren. Im gegenständlichen Vortrag soll diese Annahme einer kritischen Analyse unterzogen werden. Es wird die Frage aufgeworfen, ob die an die herrschende Vernunft gekettete Bildung nicht selbst Mittel ist, um Menschen den gesellschaftlichen Machtverhältnissen unterzuordnen.

Ort: 21. März 2018, 18.30 Uhr
Zeit: Ort: ÖGB-Saal, Südtiroler Platz 14-16, 6020 Innsbruck, 7. Stock (gegenüber dem Hauptbahnhof)

Inklusive Universitäten – was bringen Gleichstellungs- und Diversitätspolitiken?

Vortrag und Diskussion mit Angelika Wroblewski

Seit Ende der 1990er Jahre wird von der österreichischen Hochschulpolitik die Zielsetzung verfolgt, eine stärkere soziale Durchmischung der Studierendenschaft herzustellen. Die politische Diskussion und punktuelle Maßnahmen richten sich an „non traditional students“ (v.a. Ende der 1990er Jahre), Studierende aus bildungsbenachteiligten Schichten, Frauen in MINT und Studierende mit Kind. Seit einigen Jahren werden im Zuge des Aufbaus eines Diversitätsmanagements an Universitäten weitere Zielgruppen angesprochen, wie z.B. Studierende mit Behinderung oder Studierende mit Migrationshintergrund. Trotz einer Vielzahl von Aktivitäten und der Verankerung in hochschulpolitischen Steuerungsinstrumenten werden Hochschulen nur bedingt inklusiver, fairer oder diversitätsgerechter. Im Vortrag werden am Beispiel der Implementierung von universitären Gleichstellungs- und Diversitätspolitiken Ursachen für deren begrenzte Wirksamkeit aufgezeigt und zur Diskussion gestellt.

Ort: 25. April 2018, 18.30 Uhr
Zeit: Ort: ÖGB-Saal, Südtiroler Platz 14-16, 6020 Innsbruck, 7. Stock (gegenüber dem Hauptbahnhof) 

Bildungsarmut, Bildungsgerechtigkeit und Bildungsfinanzierung

Vortrag und Diskussion mit Johann Bacher

Von Bildungsarmut wird dann gesprochen, wenn Schüler/Schülerinnen die Schule ohne ausreichende Fähigkeiten verlassen, sodass eine Teilnahme am gesellschaftlichen Leben nicht oder nur eingeschränkt möglich ist.

Bildungsarmut ist damit ein wichtiger Indikator dafür, in welchem Ausmaß in einer Gesellschaft der Anspruch nach Teilhabegerechtigkeit und damit nach Bildungsgerechtigkeit verwirklicht ist. Erwünscht ist ein geringer Anteil an Bildungsarmut in einer Gesellschaft. Daher stellt sich die Frage, wie Bildungsarmut reduziert werden kann. Ohne ausreichende und zielgerichtete Finanzierung ist dies nicht möglich.

In dem Vortrag werden zunächst die in der Wissenschaft entwickelten Konzepte zur Messung von Bildungsarmut und die sich daraus ergebenden Schätzungen von Bildungsarmut für Österreich dargestellt. Daran anschließend wird der Link zur Bildungsgerechtigkeit hergestellt.

Abschließend wird das vom Vortragenden entwickelte Modell einer sozialindizierten Finanzierung des österreichischen Bildungssystems präsentiert, durch das eine Reduktion der Bildungsarmut in Österreich erreicht werden könnte.

Ort: 23. Mai 2018, 18.30 Uhr
Zeit: Ort: ÖGB-Saal, Südtiroler Platz 14-16, 6020 Innsbruck, 7. Stock (gegenüber dem Hauptbahnhof)

 

Bildungspolitik: zwischen Elitenreproduktion und sozialer Öffnung

Vortrag und Podiumsdiskussion

Vortrag von Bernadette Müller-Kmet (Institut für Soziologie der Universität Innsbruck)

Es diskutieren:

Michael Bürkle (Direktor des Abendgymnasiums Innsbruck)

Elfriede Alber (Vizerektorin für Studienangelegenheiten der Pädagogischen Hochschule Tirol)

Bernhard Fügenschuh (Vizerektor für Lehre und Studierende der Universität Innsbruck)

Seit den PISA-Studien und im Zuge des Bologna-Prozesses werden soziale Ungleichheiten im Bildungssystem in Österreich wieder verstärkt thematisiert. Der „sozialen Dimension“ kommt in bildungspolitischen Strategiepapieren ein scheinbar zentraler Stellenwert zu. Ein erklärtes Ziel in der Nationalen Strategie zur sozialen Dimension in der Hochschulbildung ist u.a. „die Zusammensetzung der Studierenden- und Absolvent/innen-Struktur an jene der Gesamtbevölkerung heranzuführen.“ (BMWFW 2017, S. 10) Parallel zu Bestrebungen, Bildungsaufstiege zu ermöglichen und eine stärkere soziale Durchmischung der Studierenden zu erzielen, können vermehrt schließende Mechanismen im Bildungssystem beobachtet werden. Als Beispiele können die Einführung von Steuerungsmechanismen in Form von einer quantitativen Begrenzung von Studienplätzen, und damit einhergehenden Zugangsbeschränkungen und Aufnahmeverfahren an den österreichischen Universitäten oder die Einführung von Deutschklassen genannt werden. Der Impulsvortrag wird sich mit der Frage beschäftigen, wie sich diese beiden scheinbar widersprüchlichen Entwicklungen in der Bildungspolitik beurteilen lassen. Ausgehend von einer knappen Darstellung der Auswirkungen unterschiedlicher Bildungsreformen auf die soziale Zusammensetzung der Studierenden an österreichischen und insbesondere Tiroler Hochschulen, werden aktuelle bildungspolitische Entwicklungen hinsichtlich ihres Potenzials zur sozialen Öffnung des Bildungssystems diskutiert.

Ort: 20. Juni 2018, 18.30 Uhr
Zeit: Ort: ÖGB-Saal, Südtiroler Platz 14-16, 6020 Innsbruck, 7. Stock (gegenüber dem Hauptbahnhof)

 

Moderiert werden die Vorträge von Alexandra Weiss (Büro für Gleichstellung und Gender Studies, Universität Innsbruck)

Die Vortragsreihe ist eine Kooperation von AMS-Tirol, VÖGB-Tirol, Renner-Institut Tirol und dem Büro für Gleichstellung und Gender Studies der Universität Innsbruck.

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