Zur Veranstaltung:
In der Interaktion mit digitalen Systemen produzieren wir täglich eine Vielzahl an Daten, die beispielweise für wirtschaftliche, aber auch für politische Zwecke genutzt werden können. Während demokratische Systeme in Europa Wege suchen, wie mit diesen persönlichen Spuren möglichst sicher, anonym und effektiv umgegangen werden kann, zeigt sich nicht nur am Beispiel China, dass Daten auch zur politischen und gesellschaftlichen Kontrolle eingesetzt werden können.
Wofür können Daten instrumentalisiert werden und wie können sich Bürger*innen und Gesellschaften davor schützen? Welche Chancen und Gefahren für demokratische Gesellschaften liegen in der politischen Nutzung von Daten? Welche Verantwortung trägt das politische System zum Schutz unserer Daten? Welche Möglichkeiten des Entzugs gibt es überhaupt noch auf individueller Ebene?
Hatte man in den Anfangsjahren des Internets noch hohe Erwartungen an seine demokratisierende Wirkung, scheinen aktuell dystopische Überwachungsszenarien wie in „1984“ zu dominieren – „Big brother is watching you!“. Durch die Spionage-Software „Pegasus“, welche mittlerweile auch in Journalismus-Kreisen weithin bekannt ist, und zunehmenden Einblicken in die Politik Chinas wird gemeinhin deutlich, wie die moderne Datenverarbeitung nicht nur positive, sondern auch negative Effekte mit sich bringt. Insbesondere wurden auch durch die COVID-19-Pandemie die Ambivalenzen datenbasierter Technologien zur gesellschaftlichen Steuerung sichtbar. In den Fokus geraten sind dabei der Umgang mit Impfdaten und dem „Grünen Pass“ sowie Handydaten, die anzeigen, an welchen Stellen sich größere Menschenmassen ansammeln. Wir merken an diesem aktuellen Beispiel: schnell verschmelzen individueller Gesundheitsschutz undstaatliche Überwachung sowie Reglementierung der Bürger*innen. An dieser Schnittstelle zwischen politischer Lenkung und persönlicher Freiheit bewegen sich die Beiträge und Fragen, die auf dem diesjährigen Medientag diskutiert werden.