IFFI

IFFI #32 – Internationales Film Festival Innsbruck

Dienstag, 06.06.2023 – Sonntag, 11.06.2023; Leokino (Anichstraße 36) / Cinematograph (Museumstraße 31)

Das IFFI – Internationales Film Festival Innsbruck findet vom 6. bis 11. Mai 2023 in seiner 32. Auflage im Leokino-Cinematograph statt. Es ist das größte Filmfestival Westösterreichs und nach der Viennale, Diagonale und Crossing Europe das größte Österreichs. Das IFFI zeigt Filme aus Regionen und zu Themen, die in globalen Kinonetzwerken unterrepräsentiert sind. Sechs Tage lang feiert das IFFI den Film als globales Phänomen in all seinen Facetten. Neben spannenden, aktuellen Filmen in den Wettbewerben, gibt es filmhistorische Schätze in den Retrospektiven zu sehen.

WE ARE NOT ALONE. ist eine Erinnerung daran, dass wir Menschen nicht das Zentrum dieser Welt bilden, sondern vielmehr ein Teil eines Netzwerkes von Lebensgemeinschaften sind. Es bezieht sich aber auch darauf, dass das Miteinander grundlegend ist, um die Herausforderungen unserer Gegenwart und Zukunft anzugehen. Das diesjährige Programm zeigt unterhaltsame und amüsante Filme sowie kritische und experimentelle Positionen internationaler Regisseur:innen. Das Mosaik aus Perspektiven, die im Rahmen des IFFI #32 gebündelt werden, ist in seiner Dichte und Vielfalt mehr als die Summe seiner Filme. Das Festival lebt von dem Miteinander.


Filmpatenschaften des Osteuropazentrums

SO 11.06.2023
11.00 Uhr

Leokino 1

THE NATURAL HISTORY OF DESTRUCTION
Sergei Loznitsa – 2022Deutschland/Litauen/Niederlande
deutsch-niederländisch-englische OmenglU

Die Inspiration für den Film liefert die Essaysammlung "Luftkrieg und Literatur", in der W. G. Sebald über die Verschleierung und Amnesie, die auf den Zweiten Krieg folgten, sowie die Notwendigkeit, Zeugnis abzulegen, reflektierte. Loznitsa nähert sich mit Archivmaterial den Bombardements an und stellt die Fragen: Kann es vertretbar sein, die Zivilbevölkerung als Kriegsmittel einzusetzen? Ist dies über höhere "moralische" Ideen zu rechtfertigen? Eine Problemstellung, die heute noch genauso relevant ist wie vor 80 Jahren und deren Dringlichkeit sich auf tragische Weise in den aktuellen Ereignissen zeigt.

 

SO 11.06.2023
18.50 Uhr

Cinematograph

THE KIEV TRIAL
Sergei Loznitsa – 2022Niederlande/Ukraine
russisch-ukrainisch-deutsche OmenglU

Der Prozess von Kyiv fand im Jänner 1946 in der Sowjetunion statt. Es war einer der ersten Prozesse, in dem Kollaborateure und deutsche Nazis – insgesamt 15 Personen – angeklagt wurden. Loznitsa rekonstruiert Schlüsselmomente der Verhandlungen mit den Aussagen der Angeklagten und Zeug:innen – unter ihnen auch Überlebende von Auschwitz und Babyn Jar. Aus bisher unbekanntem Archivmaterial montiert Loznitsa wie immer äußerst präzise ein eindrückliches Dokument, das die "Banalität des Bösen" entlarvt und erschreckend aktuell ist.


Weitere Filmtipps mit Osteuropa-Bezug

DI 06.06.2023
17.10 Uhr
Leokino 2

HYTTI NRO 6 (ABTEIL NR. 6)
Juho Kuosmanen – 2021Finnland/Deutschland/Estland/Russische Föderation
finnisch-russische OmU

Die schüchterne finnische Archäologiestudentin Laura ist fest entschlossen, die berühmten Felsenmalereien im eisigen Murmansk zu besichtigen, um eine unglückliche Romanze hinter sich zu lassen. Im Abteil Nr. 6 lernt sie ihren Mitreisenden kennen: Ljoha ist Bergarbeiter, trinkfest und laut. Sie müssen sich auf engstem Raum miteinander arrangieren.  Zum Sound von "Voyage, voyage" werden wir mitgenommen auf eine atmosphärische, winterliche Zugreise in den späten 1990er Jahren. Ein liebevoll raues, melancholisch-komisches Roadmovie auf Schienen, inspiriert durch den gleichnamigen Roman von Rosa Liksom.

 

MI 07.06.2023
16.25 Uhr
Leokino 2

SEVEREN POL (NORTH POLE)
Marija Apcevska – 2021Serbien/Nord-Makedonien
makedonische OmU

Nachdem sie von ihren "coolen" Kolleginnen dazu gedrängt wird, versucht die Teenagerin Margo, die noch nie Sex hatte, ihren Freund dazu zu bringen, rasch mit ihr zu schlafen. Doch das Vorhaben läuft nicht nach Plan. Und ein Augenblick des Trosts winkt unverhofft von einem Hausdach. Was hier ideenreich mit 16mm-Film eingefangen wird, ist ein in Nebel und Dunst getauchtes, doch quicklebendiges Drama: einerseits so tragisch, wie sich diese Jahre des Heranwachsens eben anfühlen können, andererseits mit einer Wendung, die erfrischend offenbart, dass es in Ordnung ist, noch Kind zu sein.

 

MI 07.06.2023
20.00 Uhr
Leokino 1

SA 10.06.2023
20.20 Uhr
Cinematograph

BUTTERFLY VISION
Maksym Nakonechnyi – 2022Ukraine
ukrainisch-englische OmenglU

Nach Monaten der Kriegsgefangenschaft kommt Lilia, eine Drohnenpilotin der ukrainischen Armee, frei. Traumatisiert von ihren Erfahrungen, muss sie sich erst wieder im Leben einfinden. Sie lehnt die mediale Vereinnahmung als Heldin oder Opfer ab, leidet unter Flashbacks und ist zudem schwanger. Lilias Ehemann, auch Soldat, ist inzwischen Teil einer ultranationalistischen Gruppe. Der Film zeichnet mit Einsatz von Social Media-Material und Drohnenaufnahmen ein nuanciertes Bild von einer Gesellschaft im Krieg. Nakonechnyi schrieb seinen Debütfilm gemeinsam mit Iryna Tsylik (THE EARTH IS BLUE AS AN ORANGE).

 

DO 08.06.2023
16.20 Uhr
Leokino 1

OBITATELI (THE INHABITANTS)
Artavazd Pelešjan – 1969, UdSSR
ohne Dialog

Pelešjans Werk sticht formal und thematisch aus seiner Zeit heraus: Aus Archivmaterial montiert er eine beeindruckende Bestandsaufnahme der Mensch-Tier-Beziehungen: Die titelgebenden Bewohner:innen sind in Pelešjans Film Tiere. Menschen werden nicht gezeigt, aber impliziert – durch Gitter, die die Tiere einsperren, und durch den Klang von Schüssen. Durch Pelešjans Methode der Distanzmontage entsteht eine Struktur, die in seinen Worten einer "ballonförmig drehenden Konfiguration" ähnelt. Ihre grundlegende Idee ist, durch Distanz zwischen Schlüsselbildern deren Wirkung zu verstärken.

 

DO 08.06.2023
18.05 Uhr
Leokino 2

TELO KHANA (KHAN’S FLESH)
Kristina Savutsina – 2021Deutschland/Belarus
russisch-belarussische OmenglU

Wir folgen der Choreographie des Alltags einer belarussischen Kleinstadt. Die Körper der Bewohner:innen reproduzieren ein Netzwerk von Regeln, Normen und Vorstellungen durch Kontrolle, Lob und Bestrafung: Eine Hochzeit, eine Belehrung vor Gericht, Schulunterricht, der Auftritt einer Tanzgruppe und die Feuerwehr, die ihre Leitern und Schläuche kontrolliert. Die präzise komponierten statischen Einstellungen betonen die festen Abläufe und legen die Performativität der täglichen Abläufe offen. Durch die raschen Abfolgen entsteht nach und nach ein gewitztes gesellschaftliches Mosaik.

 

FR 09.06.2023
21.45 Uhr
Cinematograph

LUXEMBOURG, LUXEMBOURG (Eröffnungsfilm)
Antonio Lukich – 2022Ukraine
ukrainisch-deutsche OmenglU

Die Zwillinge Kolja und Vasja (gespielt von den Rappern Amil und Ramil Nasirov) könnten nicht unterschiedlicher sein: Der eine ist ein (zu) ehrlicher Polizist, der andere Busfahrer und Kleinkrimineller. Als sie erfahren, dass ihr Vater in Luxemburg im Sterben liegt, begeben sie sich auf eine Reise. In seinem zweiten Film verarbeitet Lukich seine eigene Erfahrung: Auch er kennt Geschichten über seinen abwesenden Vater, der anscheinend Prada trug und mit Antonio Banderas bekannt war. Lukich gelingt ein komischer, bunter Film, der viel über die Ukraine nach der Unabhängigkeit und vor dem Krieg erzählt.

 

SA 10.06.2023
16.10 Uhr
Leokino 1

UNFERTIGES LAND
Jonathan Schaller – 2022Deutschland
deutsch-englisch-rumänische OmU

Seit mehreren Jahren lebt und arbeitet Liana mit ihrem Vater Stancu in Deutschland, um Geld für die Familie in Rumänien zu verdienen. Doch immer wieder kommt es zu Problemen mit dem Arbeitgeber und die lang ersehnte Heimfahrt gerät in Gefahr. Verzweifelt versucht Liana, die Situation zu retten – kein einfaches Unterfangen für eine 18-Jährige in der männerdominierten Welt des Gastarbeiter:innenheims. Ein spannender und gut gespielter Film eines jungen Filmemachers über die Ausbeutung osteuropäischer Arbeitsmigrant:innen.


  weitere Informationen
  Programm (u.a. nach Kategorien sortierbar)
  Programmübersicht
  Programmheft

Nach oben scrollen