Forschungsschwerpunkt "Christliches Menschenbild und Naturalismus"
Der Begriff der Person und die naturalistische Herausforderung
FWF-Projekt P-17394
Zeitdauer: 2004 - 2008
Projektleiter: o. Univ.-Prof. Edmund Runggaldier
Projektmitarbeiter: Georg Gasser, Matthias Stefan
Zielsetzung: Der Begriff der Person spielt in mehreren Lebensbereichen eine zentrale Rolle. Unterschiedliche Deutungen der Person führen zu Differenzen in politischen, juristischen, ethischen und weltanschaulichen Einstellungen. Die Fortschritte in der Neurobiologie und die Entdeckungen über die Funktionen des menschlichen Gehirns haben in den letzten Jahren rein naturalistische Deutungen der Person verstärkt. Diese erschüttern den Begriff des personalen Selbst und der Seele und stellen eine Herausforderung für das klassische, christlich geprägte Menschenbild dar.
Das Projekt strebt die Klärung der unterschiedlichen Auffassungen von Person in ihren philosophischen Voraussetzungen an. Es soll aufzeigen, wie diese von unterschiedlichen ontologischen Voraussetzungen, vornehmlich von unterschiedlichen Zugängen zur Identitäts-, Wirk- und Ursachenproblematik abhängen. Die Innovation des Projekts betrifft zunächst die aktuelle Debatte in der Ontologie, jener Sparte der Philosophie, die nach den letzten Kategorien der Realität fragt. Das Projekt plädiert für eine Ontologie, die auch die Voraussetzungen der praktischen Rationalität, d.h. die Perspektive der ersten Person und die Indexikalität, berücksichtigt. Eine dermaßen reiche Ontologie weicht von rein naturalistischen Ontologien ab.
Auf der Grundlage einer umfassenderen Ontologie werden wir auf die Herausforderungen der neueren naturalistischen Neurophilosophie eingehen. Wir werden auf die neuere Debatte in der Philosophy of Mind zum personalen Selbst zurückgreifen sowie die Entwicklungen des klassischen Materia-, Habitus- und Seelebegriffs in der Moderne berücksichtigen. Ziel des Projektes ist auch die Klärung dieser begrifflichen Entwicklungen und ihres Einflusses auf die aktuelle Debatte.
Innovativ ist ferner der Versuch, in der Terminologie und im Rahmen der analytischen Philosophie Anliegen aus der differenzierten scholastischen Philosophie zu aktualisieren. Wir hoffen so, die Kluft zu den Philosophen zu überbrücken, die über den Begriff der Person in der hermeneutischen phänomenlogischen Tradition arbeiten. Durch die umfassende Klärung des Begriffs der Person in seinen letzten Voraussetzungen wollen wir schließlich einen Beitrag für den interdisziplinären und weltanschaulichen Dialog leisten.