Quellenkunde der Philosophie und Theologie des Mittelalters
Kritische Edition von Robert Cowton's Sentenzenkommentar, Buch III, Dist. 23-40
FWF-Projekt
Projektlaufzeit: 2010 - 2013
Projektleiter: Gerhard Leibold
Mitarbeiter: Hans Kraml, Sylvia Eibl
Ziel des Projekts ist die kritische Edition der Tugendlehre (Distinctiones 23-40) im 3. Buch des Sentenzenkommentars von Robert Cowton OFM (ca. 1275 - ca. 1340), der bisher nur handschriftlich überliefert ist. Der Edition wird eine Einleitung mit den üblichen Angaben vorausgeschickt (Beschreibung der Handschriften, Aufklärung ihrer Genealogie mit Stemma, Methode der Textkritik, Ergebnisse der Quellenforschung, Analyse der Struktur des Textes u. a.)
Das Projekt wird in Kooperation mit der „Kommission für die Herausgabe ungedruckter Texte aus der mittelalterlichen Geisteswelt“ der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, München, durchgeführt. Die Bücher 1 und 2 des Sentenzenkommentars von Cowton werden durch die beiden wissenschaftlichen Mitarbeiter der genannten Kommission herausgegeben. Die Tugendlehre im 3. Buch wird als selbständige Publikation in der Reihe der „Veröffentlichungen der Kommission“ erscheinen.
Der Sentenzenkommentar Robert Cowtons ist wichtig für die Entstehung des Scotismus in England. O. Lottin hat schon 1954 eine Edition dieses Werks nachdrücklich gefordert. Wie das Studium der einschlägigen Editionen der Werke von Johannes Duns Scotus, Wilhelm von Ockham oder auch Adam Wodeham zeigt, hat sich die Forschung bisher mit dem an der Universität Oxford in den ersten Jahren des 14. Jahrhunderts entstandenen Sentenzenkommentar Cowtons beschäftigt: Mit Duns Scotus setzt sich Cowton direkt auseinander, für Ockham und Wodeham wurde Cowton als Quelle nachgewiesen. Der führende Thomist in Oxford, Thomas Sutton, kritisierte in seiner Schrift „De quaestionibus difficilibus“ neben Duns Scotus auch Robert Cowton. Eine Abbreviatio von Cowtons Sentenzenkommentar wurde in England zum Standardlehrbuch.
Cowton gehört in die zweite Reihe der mittelalterlichen Denker. Die historische Forschung hat aber seit Längerem erkannt, dass wir ein Wissen vom Verhältnis der ganz großen Autoren zu ihren Vorgängern, Zeitgenossen und ihrer historischen Wirkung in Schülern und Kritikern brauchen. Mit der kritischen Edition wird das Material zur Verfügung stehen, auf Grund dessen sich die konzeptuelle Eigenleistung wie auch seine Situierung im denkerischen Zusammenhang beurteilen lässt.