Thomas Prügl: „Der eine Sinn und die vielen Bedeutungen.
Zu einer dominikanisch-franziskanischen Kontroverse
um die Schriftauslegung
am Ausgang des Mittelalters“
Mittwoch, 25.1.2023, 18.00 Uhr
Seminarraum VI der Theologischen Fakultät, Karl-Rahner-Platz 3, 1. Stock
auch online: https://webconference.uibk.ac.at/b/joh-usv-awu-g5o
Die Postilla in totam bibliam des Nikolaus von Lyra OFM (†1349) war eines der wichtigsten exegetischen Hilfsmittel des späten Mittelalters. Sie zeichnet sich durch eine Bevorzugung des Literalsinns sowie durch häufige Berücksichtigung des hebräischen Urtextes aus. Hundert Jahre nach ihrem Erscheinen veröffentlichte Paulus von Burgos sog. Additiones zur dieser Postille, worin er einerseits die geringen Hebräischkenntnisse des Franziskaners und andererseits dessen Schrifthermeneutik kritisierte, da sie die Auslegungsprinzipien des Thomas von Aquin zu wenig berücksichtige. Der Vortrag zeichnet diese Kontroverse nach, analysiert die zugrunde liegenden Hermeneutiken und ordnet sie in den mittelalterlichen Diskurs um die Wissenschaftlichkeit von Theologie ein.
Thomas Prügl ist seit 2008 Professor für Kirchengeschichte an der Universität Wien. Von 2001 bis 2007 unterrichtete er historische Theologie an der University of Notre Dame (IN), wo er auch Fellow und Acting Director des dortigen Medieval Institute war. Nach dem Studium der Katholischen Theologie in München und Rom arbeitete er von 1994 bis 2000 als Assistent am Martin-Grabmann-Forschungsinstitut der LMU München.
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